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2. Juni 2020

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 14. Mai 2020

 

Genügend Wasser für „grünen Wasserstoff“?

 

Es gilt als die große Verheißung in der Energiewende, mit regenerativem „Überschussstrom“ Wasser in einer Elektrolyse in „grünen Wasserstoff“ und in Sauerstoff zu zerlegen (siehe RUNDBR. 1006/4, 957/3). Aber um im Wärmesektor, in Raffinerien und Hochhöfen sowie im Verkehrsbereich fossile Energieträger durch „grünen Wasserstoff“ zu ersetzen, wird der regenerative „Überschussstrom“ in Deutschland nie ausreichen. Fachleute in der Energiesparte sind sich deshalb einig, dass bis 2050 Deutschland seinen Bedarf an „grünen Wasserstoff“ bis zu 80 Prozent durch Importe decken muss. Im Fokus der Regierung in Deutschland (aber auch in den anderen EU-Staaten) stehen dabei die Regionen auf dem Globus, wo es Sonne und Wind bis zum Abwinken gibt - also beispielsweise die Maghrebländer oder die windhöffige Küste in Chile.

Es ist für uns allerdings eine Frage, ob es in den ariden Regionen in Nordafrika oder entlang der südamerikanischen Pazifikküste überhaupt genügend Wasser gibt, um die gigantischen Mengen von „grünen Wasserstoff“ produzieren zu können, die die energiehungrigen Länder in den Industriestaaten benötigen. Die LINKS-Fraktion im Bundestag hat unsere Frage aufgegriffen und in einen umfangreichen Fragenkatalog zur Wasserstoffstrategie der Bundesregierung eingebaut (siehe Kasten). Die wenig aussagekräftige Antwort der Bundesregierung:

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsstandards bei der Standortauswahl von Elektrolyseanlagen weltweit ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung. Konkrete Maßnahmen, um Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette sicherzustellen und die nachhaltige Wasserversorgung der Regionen nicht durch die Erzeugung von Wasserstoff zu beeinträchtigen, werden im Rahmen einer Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie ausgearbeitet, die sich noch in der Ressortabstimmung befindet.“

Im Hinblick auf den Verweis auf die „Nationale Wasserstoffstrategie“ wäre noch darauf aufmerksam zu machen, dass die Bundesregierung die „Wasserstoffstrategie“ schon im letzten Jahr vorlegen wollte. Zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesumweltministerium dauert der Dissens über Einzelheiten der „Wasserstoffstrategie“ jetzt aber schon seit Monaten an.

 

Produktion von „grünen Wasserstoff“:
Ökologische Folgen in (semi-)ariden Regionen?

Die LINKS-Fraktion hatte in ihrer Kleinen Anfrage 19/18122 v. 25.03.20 „Ökologische Folgen und Kosten der Wasserstoffwirtschaft“ u.a. folgende Fragen gestellt:

15. Inwieweit könnten sich Wasserverfügbarkeit und Wassermangel als Engpass bei der Bereitstellung des Wasserstoffbedarfs für Deutschland (und der EU insgesamt), in den avisierten Lieferregionen (Südeuropa, Maghrebländer, Westafrika und überseeische Regionen mit großer Windhöffigkeit) herausstellen?

16. Mit welchen gewässerökologischen Problemen ist zu rechnen, wenn an küstennahen Standorten von Elektrolyseanlagen der Wasserbedarf mit Meerwasserentsalzungsanlagen gedeckt werden soll – beispielsweise bei der Rückleitung der aufkonzentrierten Salzsohle in die Küstengewässer?

17. Inwiefern könnten sich durch zusätzliche Meerwasserentsalzungsanlagen Gewässerökologieprobleme verschärfen, die schon jetzt vielfach mit der bisherigen Zahl von Meerwasserentsalzungsanlagen verbunden sind?

18. Welche Herausforderungen ergeben sich in den derzeit diskutierten Lieferregionen für „grünen Wasserstoff“ voraussichtlich durch die Reinigung der bei der Elektrolyse und der Methanisierung bzw. bei der Methanolgewinnung entstehenden Abwässer? Welche zu entsorgenden Stoffe fallen dabei an?

19. Welche Vorstellungen bestehen, um bei PV-gestützten Elektrolyseanlagen an küstenfernen Wüstenstandorten (beispielsweise in den Maghreb-staaten oder Westafrika, siehe Beispiel Niger in den Vorbemerkungen) den Wasserbedarf decken zu können?

20. Welche Nutzungskonkurrenzen zwischen der Trinkwasserversorgung der ansässigen Bevölkerung, dem Bewässerungsbedarf der dortigen Land-wirtschaft und ggf. auch dem Wasserbedarf von grund- und oberflächen-wasserabhängigen Biotopen in diesen Regionen könnten sich durch große Elektrolyseanlagen ergeben?

 

 

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
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