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17. April 2020

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief, 29. März 2020

Was wird im Klimawandel
aus der Grundwasserneubildung?

 

Bisher war es hydrologische Lehrmeinung, dass gerade die Niederschläge im Winter wesentlich für die Grundwasserneubildung sind. Die Niederschläge im Sommer werden demgegenüber hauptsächlich von der dann aktiven Vegetation verbraucht. Insofern wird verschiedentlich auch die Meinung vertreten, dass die vorausgesagte klimawandelbedingte Verschiebung der Niederschlagsmaxima in den Winter positiv für die Grundwasserneubildung sein könnte (siehe RUNDBR. 846/2).

Jetzt wird aber die Meinung vertreten, dass man in Zeiten des Klimawandels die Relevanz der Winterniederschläge für die Grundwasserneubildung möglicherweise relativieren muss. Zwar wird die grundsätzliche Bedeutung des Winterhalbjahres für die Grundwasserneubildung nicht angezweifelt. Aber es wird in einer umweltverbandsinternen Debatte postuliert, dass der Zuwachs der Winterniederschläge nicht ausreichen wird, um die noch stärker steigenden Sommerdefizite auszugleichen. Weil das jetzt schon so wäre, seien „ja fast überall die Grundwasserneubildungsraten rückläufig und die GW-Stände sinken vielerorts, allerdings mit starken regionalen Unterschieden. (...).“ Aber da sich die Niederschläge Richtung Winter verschieben würden, seien „die Böden oft wassergesättigt oder auch gefroren, sodass ein erheblicher Teil dieser Niederschläge oberirdisch“ abfließen würde. „Die GW-Neubildungsrate dürfte also deutlich niedriger sein, als man wegen der fehlenden Verdunstung durch die Vegetation in Winterruhe erwarten würde.“

Was meinen unsere LeserInnen zu diesen Hypothesen?

Winterniederschläge füllen
Grundwasser in Hessen wieder auf

 

Bis auf einige Regionen in Ostdeutschland haben die reichlichen Winterschläge - vor allem im Febr. 2020 - allerorten die Grundwasserressourcen wieder auf den Normalstand gebracht. Zudem haben auch die Trink- und Brauchwassertalsperren ihren Sollstand wieder erreicht. Zur Erholung der Grundwasserleiter sei beispielhaft eine Pressemitteilung des Regierungspräsidiums (RP) anlässlich des Internationalen Tags des Wassers am 22. März zitiert. Nachdem die vergangenen zwei ausgesprochen trockenen Sommer und das ebenso niederschlagsarme Winterhalbjahr 2018/2019 „erheblich an unseren Grundwasserreserven gezehrt" hätten, sei es infolge der „ergiebigen Niederschläge der vergangenen Monate“ wieder zu einem deutlichen Grundwasseranstieg gekommen. Erste ergiebige Niederschläge hätten bereits Ende Sept. 2019 eingesetzt. Der überdurchschnittlich nasse Oktober 2019 hätte „dann endgültig eine Trendwende“ eingeleitet.

Mit dem statistisch gesehenen drittnassesten Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Hessen fiel somit der Winter, genauer die Monate Dezember bis Februar insgesamt deutlich niederschlagsreicher als der langjährige Durchschnitt aus. Mitte März haben wir inzwischen gut wassergesättigte Böden und können landesweit deutliche Anstiege in den Grundwasserpegeln verzeichnen, sodass sich nun die Grundwassersituation im Vergleich zum Oktober 2019 deutlich entspannter darstellt“,

heißt es in der Pressemitt. des RP Gießen. Mit Voraussagen zur weiteren Entwicklung der Grundwasserneubildung in Zeiten der Klimakrise zeigt man sich vorsichtig:

Für Hessen werden aufgrund des Klimawandels zukünftig überwiegend trockene Sommer und feuchte Winter erwartet. Wie sich dies jedoch auf die Neubildungsraten unseres Grundwassers auswirken wird, lässt sich nicht verlässlich vorhersagen.“

Im Hinblick auf die „möglichen klimatischen Veränderungen“ müsse man sich wohl aber darauf einstellen, dass „der derzeit gewohnte und als selbstverständlich angesehene Wasserverbrauch (…) daher überall verstärkt hinterfragt und optimiert werden“ müsste. Dazu würden u.a. eine „intensive Regenwassernutzung im privaten Haushalt oder zur Gartenbewässerung, geänderte Bewirtschaftungsmethoden in der Landwirtschaft oder die wachsende Bereitschaft zur Kreislaufnutzung von Produktionswasser in der Industrie" gehören.

Klimakrise:
Bald kein „Sachsen-Wasser“ mehr für Berlin?

 

Sollten sich lang anhaltende Dürreperioden mehren, könnten die sächsischen Trinkwassertalsperren künftig möglicherweise deutlich weniger Wasser in den Großraum Berlin liefern. Am 26.02.2020 hatte sich der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Heinz Gräfe, zur künftigen Versorgung von Berlin und Brandenburg mit Brauchwasser geäußert.

Sachsen liefert gegenwärtig mit seinen Talsperren Quitzdorf und Bautzen 20 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr zur Niedrigwasseraufhöhung der Spree und damit auch zur Unterstützung von Brandenburg und Berlin. Das ist vertraglich vereinbart. Bleiben ergiebige Niederschläge im Einzugsgebiet dieser Talsperren im März und April aus, können wir die vereinbarte Brauchwassermenge nicht in vollem Umfang zur Verfügung stellen.“

Das wäre für die Trinkwassergüte in Berlin und auch für Städte in Brandenburg misslich: Denn das Zuschusswasser aus Sachsen verdünnt bei Niedrigwasser die zu hohen Sulfatkonzentrationen in der Spree. Und aus Uferfiltrat aus der Spree wird u.a. indirekt Trinkwasser für Berlin gewonnen (siehe RUNDBR. 1115/1, 1059/1, 1008/3). Anlass für die mögliche Aufkündigung der Vereinbarungen über Zuschusswasser für Brandenburg und Berlin durch den der sächsische Talsperrenchef war der Besuch des sächsischen Umweltministers Wolfram Günther an der Trinkwassertalsperre Klingenberg. Der Umweltminister würdigte die Rolle des sächsischen Talsperrenverbundes für die Trinkwasserversorgung in Sachsen. Die Talsperren hätten im Jahr 2019 rund 93 Millionen Kubikmeter Wasser - und damit rund 40 Prozent des Rohwassers für die Trinkwasserversorgung im Freistaat - bereitgestellt. Sachsens Umweltminister hatte sich ebenfalls sorgenvoll geäußert, weil die Niederschläge in der ersten Februarhälfte noch nicht ausgereicht hätten, um den normalen Füllstand der Talsperren im Februar zu erreichen.


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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