aktualisiert:
12. Februar 2020
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WasserInBürgerhand!
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BBU-Wasserrundbrief,
21.Januar 2020
Ärger mit Legionellen und Immobilien-Multis
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„Legionellen und kein Ende“ titelte die Badische Zeitung vom 12.10.19 im Freiburger Lokalteil. Erneut hatte die Zeitung einen inzwischen mehrjährigen Legionellenbefall des Warmwassersystems in einer großen Wohnanlage aufgegriffen. Zeitweise habe man im Warmwasser der Häuserblocks bis zu 16.000 koloniebildende Einheiten (KBE) pro 100 ml Trinkwasser nachweisen können. Derzeit seien es immer noch fast 4.000 KBE. Ab 100 KBE müsse eine Gefährdungsanalyse durchgeführt und das Gesundheitsamt eingeschaltet werden.
„Die Bewohner durften wegen der hohen Werte eine Zeit lang nicht duschen, dann wurden an den Wasserhähnen zu einem besseren Schutz Filter eingebaut“,
berichtete die Bad.Ztg. Nachdem alle Sanierungsmaßnahmen bislang nicht grundlegend geholfen hätten, wolle der Immobilienkonzern Vonovia in den Wohnblocks mit 128 Wohnungen zur Desinfektion des Warmwassernetzes jetzt den Wirkstoff „Neutralyt“ einsetzen. Der Stoff sei „gesundheitlich absolut unbedenklich“ zitierte die Bad.Ztg. einen Vonovia-Sprecher. [Eine Internet-Recherche zu „Neutralyt“ ergab keine brauchbaren Treffer.]
Die frustrierten Mieter machen den Vonovia-Konzern dafür verantwortlich, dass es bislang nicht gelungen sei, den Legionellenbefall im Warmwassersystem wirkungsvoll zu bekämpfen. Gegenüber der Bad.Ztg. bezeichnete ein Vonovia-Sprecher die Unterbindung der Legionellenbesiedlung in den Wohnblocks als „besonders schwierig“. Die Zirkulation in den Warmwasserleitungen sei so ungenügend, dass die zeitweise Aufheizung des Wassers zur Abtötung der Legionellen nur begrenzt Erfolg habe. Auch der Einbau einer Zirkulationspumpe habe bei dem ungünstigen Verlauf der Warmwasserinstallation nur teilweise Erfolg gehabt. Insbesondere in dem Wohnblock, der am weitesten von der zentralen Heizanlage entfernt liege, hätten sich die Keime hartnäckig behauptet. „Außerdem könne das Wasser wegen empfindlicher Zinkrohre nur begrenzt erhitzt werden“, gibt die Bad.Ztg. die Positionierung von Vonovia wieder. Der Immobilienkonzern beklage auch, dass man die Bewohner der über 100 Wohnungen nur schwer zu einem gemeinsamen Mitwirken bei der Legionellenbekämpfung motivieren könne. Denn zu einer erfolgreichen Durchspülung des Warmwassersystems mit heißem Wasser müssten alle Bewohner möglichst zeitgleich für drei Minuten alle Warmwasserhähne öffnen. Die Bad.Ztg. kommentierte den jahrelangen, aber wenig erfolgreichen Kampf gegen die Legionellen:
„Für den Laien ist es offensichtlich: Besser als das jahrelange Herumdoktern am Wassersystem wäre es gewesen, es einfach einmal umfassend zu erneuern.“
Vonovia wendet dagegen ein, dass ein Umbau des Warmwassersystems dazu führen würde, dass die Mieter tagelang die Bäder nicht nutzen könnten. Gleichwohl hat jetzt eine Mieterinitiative aus den betroffenen Wohnblocks die Freiburger Stadtverwaltung aufgefordert, gegenüber dem Immobilienkonzern ein Instandsetzungsgebot durchzusetzen. Anfang Januar 2020 berichtete die Bad.Ztg., dass Vonovia das Legionellenproblem in den Großwohnblocks weiterhin nicht in Griff habe.
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Legionellenverdruss auch in Frankfurt
- und dazu ein Bleiproblem |
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In Frankfurt können ebenfalls Hunderte von Menschen wegen dem Legionellenbefall in der Gebäudeinstallation eines großen Wohnblocks das Trinkwasser nicht wie üblich nutzen. Mysteriös ist, dass das Wasser jetzt zusätzlich auch noch mit Blei belastet sein soll. Die Frankfurter Lokalpresse berichtete im September 2019 groß über die „katastrophalen Zustände“ in dem Gebäude.
Schlagzeilen machte die Kontamination auch deswegen, weil in dem Gebäude ein Jugendclub für sozial benachteiligte Jugendliche untergebracht sei. Und in dem Jugendclub sei das kontaminierte Trinkwasser zum gemeinsamen Kochen genutzt worden - weil die Jugendclubleitung nicht von der Bleilastung informiert worden sei. Seit mehreren Monaten soll in dem Gebäudekomplex wegen der Legionellenbelastung ein Duschverbot gelten. Da sich in dem Gebäude auch zahlreiche Wohnungen für betagte Menschen befinden, sei für diese Menschen das Duschverbot besonders misslich. Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, könne nicht einfach anderenorts duschen.
Angemerkt wurde zudem, dass sich viele Bewohner angesichts des niedrigen Prokopfeinkommens in den Sozialwohnungen das regelmäßige Duschen in Schwimmbädern oder in Fitnessclubs finanziell gar nicht leisten könnten. Einige Mieter würden deshalb kalt duschen. Seit dem im Sept. 2019 zusätzlich die Bleibelastung des Trinkwassers bekannt geworden ist, darf das Wasser nicht mehr zum Kochen und Waschen von Gemüse und Salat und auch nicht mehr zum Zähneputzen verwendet werden.
Der Eigentümer des Gebäudes - die Noratis AG - habe den Mietern ersatzweise Tausende Liter Flaschenwasser zur Verfügung gestellt. Wegen der Legionellen wolle Noratis jetzt „zeitnah“ Bakterienfilter einbauen lassen - pro Haushalt an einer Wasserzapfstelle. Zuvor hatte es für Empörung gesorgt, als das mit den Analysen beauftragte Labor den Hausbewohnern vorgeschlagen hatte, bei dem Labor zum Stückpreis von 90 Euro Bakterienfilter kaufen zu können. Zufrieden mit den inzwischen eingebauten Filtern sind einige Nutzer ohnehin nicht. In einem Userkommentar schreibt eine Frau, dass mit Filter das Wasser aus dem Duschkopf nur „spärlich“ fließen würde. Zum Haarewaschen würde sie deshalb den Duschkopf abschrauben und das Wasser direkt aus dem Duschschlauch nutzen. [!]
Darüber, wie es zu der Bleibelastung gekommen ist, herrschte bis Redaktionsschluss zu diesem RUNDBR. weiterhin Rätselraten. In dem in den 1980er Jahren errichteten Gebäude seien keine Bleileitungen verbaut worden
Der Eigentümer des Gebäudekomplexes ist die „in ganz Deutschland“ aktive Noratis AG, die im Internet mit folgender Kernaussage wirbt:
„Als führender Bestandsentwickler von Wohnimmobilien in Deutschland schafft und erhält Noratis attraktiven sowie gleichzeitig auch bezahlbaren Wohnraum.“
Die Noratis AG hatte das Gebäude mit 356 Sozialwohnungen im Jahr 2018 gekauft. Lt. Medienberichten war damals schon das Legionellenproblem bekannt gewesen. Gemeinsam mit der Stadt Frankfurt sei man jetzt dabei, nach einer Lösung zu suchen. Falls man alle Leitungen austauschen müsse, könne das zwei bis drei Jahre dauern. Der Hessische Rundfunk informierte am 05.12.19 über die fortdauernden Einschränkungen der MieterInnen in der Noratis-Immobilie. Die MieterInnen würden mittlerweile auch am Durchsetzungsvermögen des Frankfurter Gesundheitsamtes zweifeln. Im Interview mit dem HR bewertete ein Gesundheitsamtssprecher die Noratis AG weiterhin als kompetenten und seriösen Vermieter. Schließlich habe der Konzern Filter in die Duschen einschrauben lassen. Damit sei keine akute Gefährdung für die MieterInnen mehr gegeben. Der 8,5 Min.-TV-Beitrag kann unter
youtube.com/watch?v=JjlwlhN1hD4
angeschaut werden.
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Legionellen und Blei:
Die Neukommunisten sind schuld!
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In den User-Kommentaren der Frankfurter Medien werden zu dem oben geschilderten Fall merkwürdige Ansichten zum Besten gegeben. So schrieb beispielsweise ein Christof Pätzold am 11.09.19:
„Ja so ist es, wenn Neokommunisten die Mietpreise immer weiter drücken und der Eigentümer nicht mehr investieren kann in Sanierungen. Dieses Gejammer ist nicht mehr zu ertragen. Einerseits wollen Mieter am liebsten umsonst wohnen, wollen aber den höchstmöglichen Standard, am besten Neubau zum Preis von 6,-- € pro m2, um möglichst die Hälfte des Jahres auf Kreuzfahrtschiffen und am Ballermann verbringen zu können. Dann beschweren sie sich, wenn die Qualität mal nicht Top ist. Kleiner Hinweis:, Blei und Legionellen gibt es in fast jedem Trinkwasser. Legionellen machen beim Erhitzen auch keine Probleme und sind nur beim Duschen gefährlich, Bleileitungen gibt es vereinzelt noch, dürfen aber seit vielen Jahren nicht mehr verwendet werden, müssen aber nicht gezielt gesucht und ausgetauscht werden. Lösung: Zahlt endlich ne angemessene Miete von 15,-- € pro m2 , dann sind eure Wohnungen auch im guten Zustand. Und an die Alten: Mit 86 auf 90 m2 zu wohnen ist ne Frechheit, es sei denn man zahlt den vollen Preis. Das Mietergejammer ist nicht mehr zu ertragen.“
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Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge.
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