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3. April 2021

 

 

 


 

 

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief Nr. 1174, 19. März 2021

 

Was?! Jetzt vermehren sich Legionellen
auch schon im Kaltwasser?!“

 

So der erstaunte Ausruf einer Kollegin beim Aufschlagen des Aufsatzes „DVGW-Forschungsvor-haben untersucht Vermehrung von Legionellen im Kaltwasser“ in der energie-wasser-praxis vom Mai 2020. Auf den Seiten 34 - 40 geben Andreas Korth und Heike Petzoldt vom TZW Dresden aber weitgehend Entwarnung. Bei Wassertemperaturen unter 25 Grad Celsius konnte keine Vermehrung von Legionellen festgestellt werden - und zwar sowohl in Edelstahlleitungen als auch in „nährstoffreicheren“ Gummischläuchen. Das liegt daran, dass sich die Legionellen im Trinkwasser eigentlich nur in Amöben vermehren können. Und das klappt nur bei Temperaturen über 25 Grad. Bei Temperaturen unter 25 Grad nehmen Amöben die Legionellen zwar auf, lösen sie dann aber gleich durch Enzyme wieder auf („phagozytieren“).

Bei Temperaturen über 25 Grad hängt die Vermehrungsgeschwindigkeit davon ab, welches Angebot an organischen Verbindungen den Amöben im Trinkwasser zur Verfügung steht. Und das ist wiederum eine Funktion der Biofilmbildung in den Trinkwasserleitungen. Bei Untersuchungen an einem Laborstand zeigte sich zudem, dass kurzfristige Erhöhungen der Wassertemperatur bis auf 30 Grad keinen relevanten Vermehrungsschub der Legionellen nach sich gezogen haben: „Kurzzeitige Überschreitungen der Wassertemperatur um einige Kelvin sind deshalb unkritisch.“

Um die sichere Grenztemperatur von 25 Grad nicht über längere Zeiträume zu überschreiten, empfiehlt sich deshalb ein häufiger Wasseraustausch in den Leitungen - insbesondere dann, wenn schlecht isolierte Warmwasserleitungen direkt neben den Kaltwasserleitungen zu einer Erwärmung des Kaltwassers führen können. Bei der Ursachenforschung in einem Hotel mit auffallend hohen Legionellenwerten im Kaltwasser zeigte sich, dass eine Wärmeübertragung auch in einer Zweihandmischarmatur erfolgen kann. Zwar konnte im zulaufenden Kaltwasser nur eine Temperatur von 22 Grad gemessen werden. Das auslaufende Kaltwasser war durch die Wärmeübertragung in der Armatur aber auf über 27 Grad erwärmt worden. Und außerdem:

Der hohe Wert für die Legionellen deutet auf eine erhebliche Biofilmbildung im Kaltwasser-ventil hin, was mit den Materialien im Ventil in Zusammenhang stehen könnte.“

Weitere Auskunft zur Vermehrung von Legionellen in Kaltwasserversorgungssystemen gibt es bei

Dr. Andreas Korthe,
Leiter der Abteilung Wasserversorgung im Technologiezentrum Wasser, Außenstelle Dresden
01326 D r e s d e n
E-Mail: andreas.korth@tzw.de

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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