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14. Oktober 2022

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BBU-Wasserrundbrief Nr. 1193, 24.8.2022

 

Hat Deutschland tatsächlich
„dreimal den Bodensee“ verloren?

 

Im Anschluss an das „große ARD-Event zum Thema Wasser“ wurde am 16. März 2022 noch eine Dokumentation zum Rückgang der Grundwasserressourcen in Deutschland gezeigt. Höhepunkt der Doku war die Aussage, dass man mit Hilfe der beiden GRACE-Satelliten nachgewiesen habe, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren so viel Grundwasser verloren habe, dass man damit dreimal den Bodensee füllen könne. Diese Aussage wird seither in den Medien breit kolportiert – und hat bei einigen Leuten gar zur Befürchtung geführt, dass der Großraum Stuttgart demnächst nicht mehr mit Bodenseefernwasser versorgt werden könne.

Die Aussagekraft der GRACE-Satelliten-Daten ist von Fachleuten allerdings mit Skepsis beurteilt worden: Denn die GRACE-Daten beginnen im Jahr 2002, einem für Deutschland vergleichsweise niederschlagsreichen Jahr (s. u.a. die katastrophalen Hochwässer an Elbe und Donau im Sommer 2002). Vor allem bedingt durch die Trockenjahre 2018 bis 2020 ergibt die Auswertung der GRACE-Daten einen stark negativen Trend. Würde man die längeren Zeitreihen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ab 1981 berücksichtigen, würde sich für den Niederschlag ein positiver Trend ergeben. Das liegt vor allem an der trockenen Periode ganz zu Anfang der DWD-Zeitreihe. Erschwerend kommt nach Auffassung von Hydrologen der Uni Freiburg noch hinzu, dass gerade in einem feuchten Jahr (2017) bei GRACE ein grauer Balken zu sehen ist – wohl ein Datenausfall. Und dass zu unserem Glück das Jahr 2021 wieder feuchter war. Wie erwähnt endete die von der ARD aufgegriffene Auswertung der GRACE-Daten im Trockenjahr 2020.

Welche Aussagen man erzielt, hängt also davon ab, wo man Messreihen anfangen und enden lässt. Darüber hinaus hängt die Grundwasserneubildung nicht nur vom Niederschlagsdargebot ab, sondern auch von der Verdunstung – und damit von der Änderung der Vegetationsperiode in Folge der Klimakrise. Tenor der Fachwelt: In der Auswertung der GRACE-Daten würde „ein sehr spezieller Zeitraum abgebildet“. Deshalb seien „die Trendaussagen mit Vorsicht zu genießen“, so beispielsweise Andreas Günter vom „Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrum“ in seinem Vortrag „Aktuelle Erkenntnisse aus der GRACE-Satellitenmission für Deutschland“ am 15.06.22 auf einem DVGW-Kongress. Und weiter: Aufgrund der noch kurzen Messreihe (20 Jahre) „und der Extremereignisse zu dessen Beginn und Ende ist eine Extrapolation darüber hinaus nicht zulässig“.

ARD-Homepage „Karte der Trockenheit“

 

Die Kritik an der selektiven Interpretation der GRACE-Daten ändert aber nichts daran, dass es in Deutschland zu tendenziell zunehmenden Problemen mit der Grundwasserneubildung kommt. Das war Anlass für die ARD anlässlich des Spielfilms über den „Abzapfdeal“ eine Bürgerwissenschaftsaktion zu starten, Im Rahmen der citizen-science-Aktion können BürgerInnen Fotos und Berichte über ausgetrocknete Bäche, Quellen und Feuchtgebiete hochladen. Daraus soll ein bundesweites Zustandsbild zur Dürre in Deutschland generiert werden. Zum Redaktionsschluss für diese Ausgabe des WASSER-RUNDBRIEFS waren auf der ARD-Homepage „Karte der Trockenheit

https://kurzelinks.de/j3oo

bereits „mehr als 1400 Meldungen“ eingestellt worden. Eine Auswertung der gemeldeten Daten war für die ARD-Doku-Sendung „Die große Dürre“ am 29.08.22 angekündigt – siehe:

https://kurzelinks.de/ofbi

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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