Zur Historie des Gewässersch(m)utzes hat uns Axel Mayer (Alt-Geschäftsführer des BUND Regionalverbandes Südlicher Oberrhein) von der Mitweltstiftung Oberrhein einen eindrucksvollen Beitrag zur Verfügung gestellt:
Die Wutach, der kleine Fluss im Schwarzwald war einmal eines der besten Forellengewässer Europas. Doch die ungeklärten Abwässer der Papierfabrik in Neustadt (Schwarzwald) führten ab 1905 zu einem raschen Rückgang des Fischbestandes.
Im Jahr 1972 geschieht in der kleinen, konservativen Schwarzwaldstadt Donaueschingen Ungeheuerliches. Die Umweltschützer und Paddler Roland Görger und Konrad Jäger, beide aktiv in der Freiburger Aktion Umweltschutz, dem späteren BUND, demonstrieren bei den Donaueschinger Musiktagen, verteilen 1000 Infoblätter und verlangen die Abwasserklärung der fürstlichen Papierfabrik in Neustadt und die Beendigung der massiven Wasserverschmutzung der Wutach. Nach dem Krieg mussten die beiden Kajak-Fahrer die Plastifizierung der Ufer, die hemmungslose Gewässerverschmutzung und die immer schnellere Zerstörung der Bäche und Flüsse erleben und erleiden. Beide standen für eine neue, politischere Generation im Natur- und Umweltschutz, die sich auch mit Autoritäten anlegte. Der Zustand der Umwelt in Deutschland war 1972 teilweise entsetzlich und viele Bäche und Flüsse stinkende Kloaken. Es war eine Zeit, in der in Deutschland Kinder durch Luftverschmutzung krank wurden, Asbest-Gefahren wurden verharmlost und der Schweizer Atommüll noch im Meer versenkt. Es war die Zeit einer erwachenden Umweltbewegung, in der aus „Nur-Naturschutzverbänden“ politisch engagierte "Umwelt- und Naturschutzorganisationen“ wurden.
Heute wäre so eine Aktion keine besondere Nachricht, damals war sie sehr ungewöhnlich. Sponsor der Donaueschinger Musiktage war der Fürst zu Fürstenberg, der auch Besitzer der Papierfabrik Neustadt war. Protest gegen "den Fürst" war damals in Donaueschingen noch ein Sakrileg. Nach langem Streit und wirtschaftlichen Verwerfungen wird endlich eine Kläranlage eingebaut. Ein erster Erfolg für den Wasserschutz und den Schutz unserer Bäche und Flüsse, an dem eine damals noch junge Umweltbewegung ihren Anteil hat. Wenn heute in Bächen und Flüssen wieder gebadet werden kann, wenn die Lachse langsam zurückkehren, dann sollten wir daran erinnern, dass diese Erfolge nicht vom Himmel gefallen sind, sondern teilweise hart erkämpft werden mussten.
Mehr Infos und fantastische Fotos aus der Frühzeit des internationalen Forellenfischerei-Tourismus an der Wutach im Internet gibt es unter dem Netz-Suchbegriff: mitwelt.org Wutach. Mehr Infos zur Historie des Gewässerschmutzes am Rhein vor einem halben Jahrhundert im RUNDBR. 1145/1-2 und 699/2.