Die Wasserver- und Abwasserentsorgung in England befindet sich inzwischen zu über 70 Prozent in den Händen ausländischer Investmentgesellschaften. Das ergibt sich aus einer Analyse, die der GUARDIAN zusammengestellt und am 30.11.22 unter dem Link
https://www.theguardian.com/environment/ng-interactive/2022/nov/30/englands-water-the-worlds-piggy-bank?CMP=greenlight_email
veröffentlicht hat. In animierten Schaubildern zeigen die RechercheurInnen des GUARDIAN, welche externen Investoren Gewinne aus den großen Wasserunternehmen in England ziehen. Die Wasserver- und Abwasserentsorgung war unter der „Eisernen Lady“ gleich zu Beginn ihres neoliberalen Feldzugs in den 80er Jahren privatisiert worden. Die ehemals kommunalen Unternehmen waren damals zu 15 großen Gesellschaften zusammengefasst und an die Börse gebracht worden (s. RUNDBR. 827/3, 782/1-2, 777/1, 764/2-3, 580/2-3, 537/1).
Die Unternehmen betreiben in der Regel sowohl die Trinkwasserver- als auch die Abwasserentsorgung in ihren jeweiligen Claims. Inzwischen stehen diese Unternehmen größtenteils unter der Kontrolle von Offshore-Investoren. Wie der GURARDIAN schreibt, sind die Besitzverhältnisse bei einigen der Unternehmen derart verschachtelt, dass der normale Wasserkunde in England gar nicht mehr erkennen kann, wer eigentlich in den USA, in Kanada, Hongkong, Australien oder in den Emiraten von seinem Wasserbezug profitiert.
Der GUARDIAN kritisiert, dass das undurchschaubare Konglomerat an zwischengeschalteten Gesellschaften jegliche Transparenz der tatsächlich stattfindenden Geldflüsse verhindert. Die Argumentation der befragten Investoren läuft darauf hinaus, dass es mit den zwischengeschalteten Unternehmen zu Gunsten der KundInnen einfacher und günstiger sei, für die notwendigen Investitionen in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur die erforderlichen Kredite bereit zu stellen. Fazit: Lesenswert! Oder wie ein Aktivist von „Wasser in Bürgerhand“ kommentierte: „Kapitalinteressen sind Kapitalinteressen, sind Kapitalinteressen … usw. usw.“
Das finanzielle Engagement von angeblich seriösen Pensionsfonds in den englischen Wasserwirtschaftssektor habe nicht verhindert, dass es zu einem Verfall der Infrastruktur komme und die notwendigen Investitionen verschleppt würden – zu Lasten der Umwelt und der KundInnen (s. nachfolgende Notiz). Die nicht unerheblichen Strafzahlungen, die die englische Regulierungsbehörde OFWAT (s. RUNDBR. 1045/2) gegenüber den privaten Wasserkonzernen ob ihrer umweltkriminellen Machenschaften verhängt, hätten an der rein renditeorientierten Geschäftspolitik der Wasserunternehmen nicht sonderlich viel geändert. „Solange die CEOs zwischen 350.000 und 3 Mio. Pounds verdienen, no problem.“ Wobei – nebenbei bemerkt - die englischen Wasserkonzerne mittlerweile zu etwa 40 Prozent von Frauen geführt werden.