Der Klimaeffekt der Lachgas-Emissionen aus den deutschen Kläranlagen könnte in der Größenordnung des innerdeutschen Flugverkehrs liegen. In einem Tagungsbericht in der Korrespondenz Wasserwirtschaft (KW) 3/2024, S. 140, heißt es dazu, dass es sich bei dieser Angabe um eine grobe Schätzung handeln würde – denn: „Belastbare Daten liegen flächendecken nicht vor.“ Das ist misslich, weil Lachgas eine Klimawirksamkeit hat, die rund 300mal so groß wie bei Kohlendioxid ist.
Wenn man also den Kläranlagenbetrieb in Richtung Klimaneutralität triggern will, ist die Reduktion der Lachgasemissionen der größte Hebel! Es gilt die Fahrweise der Belebtschlammbecken so zu gestalten, dass die im Belebtschlamm hausenden Bakteriengemeinschaften möglichst wenig Lachgas bilden. Es scheint, dass auch die Faulwasserbehandlung eine relevante Quelle für N2O-Ausgasungen darstellt. Insofern muss dort ebenfalls „geschraubt“ werden. Und auch bei der Klärschlammverbrennung muss darauf geachtet werden, dass dabei die Bildungsrate von Lachgas möglichst nach unten gedrückt werden kann.
Lt. dem KW-Tagungsbericht wird angenommen, dass die Abwasserwirtschaft rund 1,5 Prozent zu den deutschen Lachgasemissionen beiträgt. Im Vergleich zur Landwirtschaft, die in Deutschland mit 67 Prozent an den Lachgasemissionen beteiligt ist, erscheint der Anteil der Kläranlagen als gering. Wegen der hohen Klimawirksamkeit von N2O lohnt es sich aber allemal, die Fahrweise der Kläranlagen so zu optimieren, dass möglichst wenig von diesem starken Treibhausgas freigesetzt wird.
Um aber tatsächlich optimieren zu können, muss man zunächst die Bildungsmechanismen von Lachgas auf den Kläranlagen verstehen und messen, wo besonders viel Lachgas ausgast. Die DWA hat dazu zwei Merkblätter herausgegeben. Die beiden Merkblätter - M 230 Teil 1 und Teil 2 - sollen dafür sorgen, dass sich die Kläranlagenbetreiber verstärkt um eine Reduktion bei der Freisetzung von Methan und Lachgas im Reinigungsprozess kümmern sollen. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die "Erfahrungen aus Dänemark" unter dem Link:
https://kurzelinks.de/yzwf
Wer sich in die Lachgasthematik vertiefen will, kann sich auch einmal die diesbezüglichen Forschungen der EAWAG in der Schweiz und die UBA-Texte 50/2021 anschauen. Bei der EAWAG wird aufgrund von orientierenden Messungen bei 14 eidgenössischen Kläranlagen angenommen, das hochgerechnet auf alle Kläranlagen in der Schweiz mehr als 1000 Tonnen Lachgas pro Jahr emittiert werden. Das würde in der Schweiz etwa 20 Prozent aller dortigen Lachgas-Emissionen entsprechen. Und dies würde wiederum gut ein Prozent der Summe aller Treibhausgase in der Schweiz ausmachen – siehe:
https://kurzelinks.de/evsh