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9. Sept. 2024

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BBU-Wasserrundbrief Nr. 1221, 18. August 2024

 

Thames Water vor der Pleite

 

In den ersten Jahren nach der Privatisierung der Wasser- und Abwasserbetriebe in England und Wales in den 90er Jahren hatten Privatisierungsbefürworter in Deutschland argumentiert: „Die Privatisierung der Wasser- und Abwasserdienstleistungen auf der Insel ist besser als ihr Ruf.“ Jetzt zeigt sich mehr und mehr, dass die Ergebnisse der Privatisierung noch schlimmer sind, als viele befürchtet hatten.

Dem Thema haben sich die „Nachdenkseiten“ am 09.04.24 angenommen. Unter der Überschrift „Der Versorger Thames Water – Vorzeigeprojekt der Thatcher-Ära und Sinnbild einer gescheiterten Privatisierung“ schreiben die „Nachdenkseiten“, dass die jetzt drohende Pleite von Thames Water u.a. deshalb von Bedeutung sei, weil es sich bei dem Konzern um das größte Unternehmen seiner Art in Großbritannien handeln würde. Thames Water sei für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung von 15,5 Mio. Menschen in der Metropolregion London zuständig. Der Schuldenstand betrage inzwischen mehr als 18 Milliarden Pfund, ein großer Teil davon sei variabel verzinst, was in Zeiten hoher Inflation zu einer enormen finanzielle Belastung führe.

Die finanzielle Schieflage des Konzerns habe sich im März 2024 deshalb zugespitzt, weil sich die Eigentümer von Thames Water (im Wesentlichen angelsächsische Pensionsfonds und Staatsfonds aus China und Abu Dhabi) geweigert hätten, dem Unternehmen mit einer Kapitalspritze unter die Arme zu greifen. [Die Weigerung resultierte daraus, dass Ofwat – die britische Regulierungsbehörde für den Wasser- und Abwassersektor - eine geplante Preissteigerung für die Trinkwasserkunden bis 2030 um 40 Prozent über der Inflationsrate abgelehnt hatte; Anm. BBU.]

Die Monopolstellung von Thames Water habe zu hohen Preisen, einer schlechten Produktqualität, geringe Investitionen sowie zu einer Selbstbedienungsmentalität bei Managern und Eigentümern geführt. Die Infrastruktur sei „zusehends auf Verschleiß gefahren“ worden.

Eine Adresse, die sich dabei eine goldene Nase verdient hat, ist die australische Gruppe Macquarie, die auch bei Thames Water aktiv war. Die auf Infrastruktur spezialisierte Investmentbank hatte den Londoner Versorger im Jahr 2006 dem deutschen Energiekonzern RWE abgekauft und 2017 an Investoren aus Kanada und Kuwait weiterveräußert. In dieser Zeit schüttete Thames Water an seine Anteilseigner insgesamt 2,7 Milliarden Pfund aus, während sich die Schulden auf fast elf Milliarden Pfund verdreifachten.“

Das Fazit des Berichts auf den „Nachdenkseiten“:

Wie es nun bei Thames Water weitergeht, ist noch unklar. Derzeit jedenfalls blockieren sich die verschiedenen Interessengruppen gegenseitig. Während die Regierung wohl aus PrestigeGründen versucht, eine Verstaatlichung zu verhindern, weigern sich die Eigentümer, Gelder von rund 500 Millionen Pfund freizugeben. Zudem pochen sie weiter auf ihre Dividenden. Das Management dagegen will Preiserhöhungen von bis zu 40 Prozent durchsetzen und die Aufsicht zu einer Begrenzung der Geldstrafen bewegen, die den britischen Wasserversorgern wegen zahlreicher Leckagen auferlegt wurden. Eine ganz andere Meinung haben dagegen die Briten selbst. Umfragen zufolge würden rund zwei Drittel eine erneute Verstaatlichung der Wasserversorger befürworten.“

Der ganze Bericht unter:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=113562

Aktuell wird berichtet, dass Thames Water trotz seiner Finanzmisere wohl noch bis Mai 2025 durchhalten könne.

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
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