Einladung zum Treffen
des Berliner Innovationskreises
am 14. Juli 06 in der Katholischen
Akademie
in Berlin-Mitte, Hannoversche Str. 5
(U –Bahnhof Oranienburger Tor, eine
Station vor Bhf. Friedrichstr.
in Richtung Tegel)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitsuchende in Sachen Alternativen,
In Fortsetzung unseres derzeitigen
Themenschwerpunktes, sowohl Hintergründe und Muster
des heute dominierenden neoliberalen Wirtschafts- und Politikkonzepts
am Beispiel
der gesellschaftspolitisch hoch-aktuellen Privatisierung öffentlicher
Güter und Einrichtungen deren Bedeutung zu erkennen,
als auch zur Sicherung unserer Gemeinwesen einen kritisch-konstruktiven
Such- und Diskussionsprozess um mögliche Alternativen
zum weiteren Ausverkauf öffentlicher Güter anzustoßen
und zu unterstützen, möchten wir – diesmal
am Schwerpunkt: Wasser und öffentlicher Wasserbetriebe -
unsere Reihe fortzusetzen und Sie/Dich daher zum nächsten
Treffen unseres
Berliner Innovations-Gesprächskreises:
"Alternativen in Arbeit, Technik, Betrieben und Regionen"
am 14. Juli herzlich einladen.
Im Mittelpunkt wird diesmal das Thema stehen:
“Erfahrungen
mit Öffentlich
Privaten Partnerschaftsprojekten im Bereich
kommunaler/regionaler Wasserwirtschaft.
Sind
bürgerbeteiligte Rekommunalisierungs- und Genossenschaftslösungen
positive Alternativen zur heute vorherrschenden Wasserprivatisierung
?“
Inputgeber:
Gerlinde
Schermer vom Berliner Donnertagskreis und weitere engagierte
Akteure vom Berliner “Bürgerbündnis
gegen Privatisierung“
Zeitpunkt: Freitag,
d. 14.Juli 06, Beginn diesmal genau: 19.00 h
Ort: Clubraum
3 in der Katholischen- Akademie in Berlin - Mitte, Hannoversche
Str. 5
(vis-à-vis vom Bundesministerium für Forschung
und Wissenschaft), ca. 5 min. von der U-Bahnstation Oranienburger
Tor entfernt).
Weitere Hinweise:
Wie bei unseren Treffen üblich, steht für alle,
die an Kontaktmöglichkeiten zu anderen Akteuren unseres
Kreises interessiert sind, bereits ab 18.00 h wieder die
Möglichkeit zum persönlichen Zusammentreffen und
zum Erfahrungsaustausch.
Auch diesmal werden uns wieder eine Auswahl von Getränken
und ein Suppenangebot gegen Bezahlung (!) zur
Verfügung
stehen.
Zum Themenabend selbst noch einige einführende
Informationen:
Das Thema: Liberalisierung
und Privatisierung von Dienstleistungen und öffentlichen
Gütern hat uns in unseren Veranstaltungen
schon oft beschäftigt. So haben wir uns am 21. April
mit der Privatisierung öffentlichen Wohnungseigentums
an große Kapitalanleger und internationale Fondsgesellschaften
in Städten wie Berlin, Dresden, Frankfurt/M. auseinandergesetzt
und uns alternative Lösungsmöglichkeiten in Form
von Wohnungsgenossenschaften durch Irene Mohr und Gert Behrens
vorstellen lassen und diskutiert.
In unserer Juni-Veranstaltung
hat dann Dr. Werner Rügemer,
anhand seiner umfangreichen Erfahrungen mit bereits laufenden ÖPP/PPP-Projekten
in Ost und West bezüglich der politischen, wirtschaftlichen
und sozialen Konsequenzen für unsere Gemeinwesen,
die Reihe fortgesetzt.
Aus dieser letzten Veranstaltung
lohnt es sich, folgendes festzuhalten:
Das zentrale Problem bei
der heute gängigen PPP-Praxis
ist im eigentlichen Sinne nicht so sehr die Privatisierung
im wirtschafts-rechtlichen Sinne (denn auch Genossenschaften
sind z.B. ja privat-wirtschaftliche Unternehmen), sondern
unter demokratie-politischen Gesichtspunkten die Konzentration
und Anonymisierung wirtschaftlicher Macht und Herrschaft.
So ist bei der PPP-Privatisierung öffentlicher
Einrichtungen die Vertragsgeheimhaltung aus wirtschaftlichen
Motiven ein
zentraler Bestandteil.
Durch die Geheimhaltung
von PPP-Vertragstexten und der dort eingegangenen Leistungsversprechungen
zugunsten
privater Kapitalanleger vor demokratisch legitimierten
Abgeordneten
und erst recht vor dem Bürger-Souverän, der
ja die Folgen in Zukunft letztlich zu tragen hat, wird
dies
alles privaten Wirtschaftsinteressen untergeordnet.
Die privat-ökonomischen
Gewinn- und Kapitalsicherungsinteressen privater Kapitalanleger
(die ja nicht mal Bürger der
Kommune oder des Landes sind und zu der vorausgegangenen
Akkumulation öffentlichen Eigentums keinen Beitrag
geleistet haben) stehen somit eindeutig höher
als das Gemeinwohlinteresse ihrer Bürger und
deren Interesse, an der Zukunftssicherung ihrer von
ihren Vorgängern durch Arbeit geschaffenen
Gemeinweseneinrichtungen.
„Privat geht vor Öffentlich“ – eine
Slogan, der ja in der früheren DDR nicht ganz unbekannt
war, wird nun auch in der vermeintlich demokratischer verfassten
Bundesrepublik offen praktiziert.
So spricht Werner Rügemer
beim heute gängigen
Verkauf öffentlichen Eigentums an gr. private Kapitalanleger
(von Cross-Border-Leasing- bis zur heute gängigen PPP-Praxis)
von einer großen Enteignungswelle, die nicht zufällig
mit dem Zusammenbruch staatskapitalistischer Länder
aus dem Anglo-Amerikanischen nach Europa schwappt ist und
bei uns mit der Auflösung der früheren DDR-Staatsbetriebe
einen großen Aufschwung nahm. (Siehe hierzu sein aktuelles
Buch: “Privatisierung in Deutschland - Eine Bilanz“,
Westf. Dampfboot, Münster, 06.)
Dieser Prozess einer Enteignung
bisher öffentlicher
Güter zu Gunsten gr. Kapitalanleger läuft aber
nicht nur bei uns. Er ist auch das Ergebnis einer weltweit
propagierten kapitalistischen Wirtschaftsideologie, in
der “Privat
vor Öffentlich“ geht und gern auch mit dem weniger
belasteten Begriffen wie “freie oder liberale“ Marktwirtschaft
umschrieben wird. Von Widerständen - sei es beispielsweise
in vielen Ländern Südamerikas oder bei uns oder
gar von Alternativen - wird selten berichtet. So verwundert
es nicht, daß auch das Problembewußtsein in
Sachen PPP und deren Konsequenzen bei den Bürgern
und bei den Politikern völlig unterentwickelt ist.
Doch gibt es sehr
wohl auch bei uns bereits beachtliche Formen des Widerstands
gegen derartige, an kurzfristig-privaten
Gewinninteressen orientierten Privatisierungsversuchen
bisher öffentlicher
Güter.
Darunter sind auch einige
sehr erfolgreiche Beispiele, die es wert wären, viel
breiter bekannt zu werden.
Im Energiebereich stehen beispielhaft dafür die
Schönauer,
die Wendländer und die Nümbrechter “Stromrebellen“,
ebenso die ganz aktuellen Initiativen, die als Reaktion
auf die in letzter Zeit häufig erfolgten Gaspreiserhöhungen
begonnen haben, unter dem Motto: “Gasnetze in
eigene Hände nehmen“, ihre eigenen Versorgungseinrichtungen
in Form von Genossenschaften zu organisieren. (Namen
wie Delmenhorst und Ahrensburg stehen ebenso dafür
wie die Teutoburger Energienetzwerke e.G.).
Ein besonders interessantes
und recht erfolgreiches Beispiel einer bürgerbeteiligten
Form der Sicherung von Versorgungseinrichtungen ist der
Lösungsversuch in der Stadt Herten/NRW
mittels ihres Herten-Fonds.
Diese 2002/3 gestartete
Anlagenbeteiligungsform an den Stadtwerken in Höhe
von 10 Mio. € für die Bürger
der Stadt Herten (und nur für sie!), mittels
festverzinslicher Fondsanteile (von 1000 bis max.
20.000 € pro Person
und 5 % Verzinsung) die Stadtwerke und deren Leistungen
(die heute weit über die Lieferung von Strom
hinausgehen) für alle zu sichern, hat erstaunliche
Folgen für
die Bürger der ganzen Stadt gehabt. So hat
diese Beteiligungsform dazu beigetragen, daß heute
die Stadtwerke nicht nur ausreichend über
eigene Mittel zur Modernisierung ihrer Anlagen
verfügen, sondern darüber hinaus auch
die Modernisierung und den Ausbau des städtischen
Schwimmbades zu einem Erlebnisbad finanzieren konnten
und obendrein Mittel
zur Schulfinanzierung bereitstellen können.
Außerdem
konnte ein Stadtentwicklungsfond aufgebaut werden,
aus dem Zukunftsinvestitionen im Interesse der
Weiterentwicklung
der Stadt finanziert werden.
Wer mehr über den Herten-Fonds wünscht,
suche mal im Internet unter: Brandeins Herten Stadtwerke
in einer Suchemaschine
oder gleich unter www.hertener-stadtwerke.de/content/hertenfonds
Unseren Themenabend werden
wir diesmal mit einem Film über
die Wasser-Privatisierung einleiten, in dem die dabei gemachten
Erfahrungen in England und in deutschen Kommunen sehr anschaulich
dargestellt werden.
Anschließend wird Gerlinde Schermer als Sprecherin
des “Berliner Donnerstagkreises“ und Mit-Initiatorin
des “Berliner Bürgerbündnisses gegen Privatisierung“ gemeinsam
mit anderen Berliner Akteuren über ihre bisherigen Erfahrungen
bezüglich der Rückabwicklung der Teilprivatisierung
der Berliner Wasserbetriebe berichten.
Nicht die Unterstützung
einer Konkurrenzdenkens um die Schaffung und Sicherung
hoher und risikoloser Kapitalanlagemöglichkeiten
wäre heute die politische Herausforderung, sondern die
Förderung eines Wettbewerbs um die besten Lösungen
für nachhaltige Infrastrukturen im Rahmen ökologischer
Kreislaufwirtschaftsprozesse.
Doch wo sind die Politiker,
die das wollen und fördern
?.
Nicht zuletzt auf Grund
ihres Mangels an eigenen innovativen Vorstellungen über
die Zukunftssicherung unserer Infrastrukturen (Stichwort: ökologisch-kreislaufwirtschaftliche
Infrastrukturinnovationen!) und ihr hilfloses Suchen nach
Beratern (s.a. das gleichnamige
Buch v. Werner Rügemer), begünstigten sie ja sehr
maßgeblich das weitere Vordringen der Privatisierung.
Aber wissen wir nicht auch
aus eigener Erfahrung nur zu gut: Appelle an die Politiker
reichen nicht!
Nicht zuletzt aus dieser
Einsicht war und ist eine der zentralen Anliegen unserer
Innovationskreis- Veranstaltungen, immer
wieder zu versuchen: Positiv zu formulieren, was wir wollen!
Daher sollen auch diesmal
wieder konzeptionelle Alternativvorstellungen von Bürgerbeteiligungsformen zur Zukunftssicherung von öffentlichen
Gütern diskutiert werden.
In diesem Sinne hoffen wir – trotz
des Sommers – auf
eine wieder rege Teilnahme,
und verbleiben
–
hoffentlich auch ein Nachdenken und Mitsuchen mit anstoßend
-
mit freundlich-kollegialen
Grüßen
Udo Blum Hartwig Paulsen (alternativen@g-ibs.de)
NS: Hinweise:
Nach der Sommerpause werden wir dann am 15. Sept. unsere
Themenreihe wieder fortsetzen und zwar diesmal in einer
etwas ungewöhnlichen Weise.
Aus Anlass der am 17.Sept. in Berlin stattfindenden Wahlen
zum Berliner Abgeordnetenhaus (und den Berliner Bezirksparlamenten,
die auch jeweils die Größe einer größeren
Kommune haben), wollen wir all denen aus unserem Kreis, die
sich entschlossen haben, mit eigenen innovativen Vorstellungen
und Konzepten an der Wahl zu beteiligen (bzw. demnächst.
auf Bundesebene) oder auch über eine bereits existierende
Partei in die Diskussion um die Zukunft unserer Gemeinwesen
sich einbringen wollen, die Möglichkeiten bieten, an
Hand von 3 heute sehr zentralen Politikherausforderungen
sich mit ihren Lösungsüberlegungen vorzustellen
und mit uns deren Umsetzung in die Praxis (also das: Wie)
zu diskutieren.