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Ein Ersatz der fossilen
Energieträger
durch Agrotreibstoffe würde zu einem massiven Anstieg
des weltweiten Wasserverbrauchs führen und damit zunehmend
in Konkurrenz zur Erzeugung von Nahrungsmitteln treten. Das
ist im Kern das Ergebnis einer Studie dreier holländischer
Wissenschaftler der Universität von Twente (Niederlande).
In der Studie* wurde der ‘‘Wasser-Fußabdruck‘‘ des
Anbaus verschiedener Pflanzen, die für die Herstellung
von Biotreibstoffen verwendet werden,
untersucht.
Das Konzept des ‘‘water
footprint‘‘ wurde
erst 2002 von HOEKSTRA (einem Autoren der Studie) und HUNG
eingeführt. Der Wasser-Fußabdruck eines Produkts
(eines Rohstoffs, einer Ware oder einer Dienstleistung)
ist definiert als die Menge an Wasser, die für die
Herstellung dieses Produkts verbraucht wurde. Der Großteil
des verbrauchten Wassers ist dabei nicht im Produkt selbst
enthalten. Tatsächlich
ist der Wassergehalt fast aller Produkte vernachlässigbar
klein im Vergleich zu deren Wasser-Fußabdruck (Stichwort ‘‘virtuelles
Wasser‘‘ – s. RUNDBR. 881/1 855/4, 823/2-3,
814/1, 806/1). Dieses Konzept des water footprint
(WF) wurde nun in dieser Studie auf den Anbau von Pflanzen
zur
Herstellung
von Biotreibstoffen angewandt. Der Water Footprint beschreibt
dabei, wie viel Wasser pro erzeugter Energieeinheit verbraucht
wird. Daher ist die Einheit dieses WF m3/GJ, also m3 verbrauchtes
Wasser pro Gigajoule.
Das Ziel der Studie war somit,
den WF von Energie aus Biomasse zu ermitteln und diesen dann
mit dem WF der anderen primären
Energieträger (sowohl fossile Brennstoffe als auch
die anderen erneuerba-ren Energiequellen Sonne, Wind
und Wasser)
zu vergleichen.
In der Studie wurde der Anbau
verschiedener Nutzpflanzen, aus denen Biotreibstoffe wie Bioethanol
oder Biodiesel
hergestellt werden, in verschiedenen Ländern untersucht.
Die vier untersuchten Länder waren die Niederlande,
die USA, Brasilien und Zimbabwe. Die untersuchten
Pflanzen waren z.B. Mais, Zuckerrohr,
Sojabohnen, Ölpalmen, Sonnenblumen, Weizen usw.
In den Ergebnissen der Studie wurde deutlich, dass
der WF stark von
der Art der angebauten Nutzpflanze, vom landwirtschaftlichen
Produktionssystem und natürlich vom Klima abhängt.
In Holland hat z.B. der Anbau
von Mais einen WF von 9 m3/GJ, der von Weizen einen ebenso
großen, während der
Anbau von Sonnenblumen einen WF von 27 m3/GJ hat.
In den USA liegt der Wert für Mais jedoch bei 18, in Brasilien
bei 39 und in Zimbabwe sogar bei 200 m3/GJ. Beim Weizenanbau
liegt
der Wert in den USA und in Brasilien noch höher – nämlich
bei 84 bzw. 83 m3/GJ, also um ein Vielfaches höher
als in Holland. Diese starken Unterschiede ergeben
sich aus dem
unterschiedlichen Klima und verschiedenen Produktionssystemen
in den genannten Ländern.
Im Durchschnitt aller im jeweiligen
Land angebauten Energiepflanzen liegt der WF in Holland bei
24 m3/GJ,
in den USA bei
58, in Brasilien bei 61 und in Zimbabwe bei 143.
Der deutlich
kleinere
WF in Holland zeigt, dass die Herstellung von
Agrotreibstoffen dort also vom Wasserverbrauch her deutlich
effizienter
als in den anderen Ländern geschieht.
Die Wasser-Fußabdrücke
der fossilen Energieträger
(Erdöl, Erdgas, Kohle, Uran) als auch diejenigen
der erneuerbaren Solar- und Windenergie sind
im Vergleich zum WF von Energie
aus Biomasse äußerst gering. Die Werte
liegen alle nur zwischen 0,1 und 1,1 m3/GJ. Nur
der Wert von Wasserkraft
liegt deutlich höher, nämlich bei
22 m3/GJ.
Der durchschnittliche Pro-Kopf-Jahresverbrauch
an Energie in westlichen Staaten liegt heute
bei ca.
100 GJ. Der
Großteil
dieser Energie wird derzeit noch durch Kohle,
Erdöl, Erdgas
und Kernkraft erzeugt. Die Produktion der genannten
100 GJ aus einem Mix dieser Energiequellen
erfordert einen Verbrauch
von ca. 35 m3 Wasser. Wollte man nun aber dieselbe
Energiemenge allein durch die Energie aus Pflanzenmaterial
erzeugen, so
würde der Wasser-Fußabdruck stattdessen
mindestens (in einem hocheffizienten landwirtschaftlichen
Produktionssystem
wie in Holland) 2.420 m3/GJ betragen! Der WF
von Energie aus Biomasse wäre also mindestens
70mal (oder noch viel mehr) so groß wie
der WF der anderen Energieträger (außer
Wasserkraft).
Das bedeutet also, dass eine
Ausweitung der Produktion von Energie aus Biomasse oder sogar
eine vollkommene
Ersetzung des ausgehenden Erdöls durch
Agrotreibstoffe nicht nur immense Anbauflächen
sondern auch enorme Wassermengen beanspruchen
würde. Da der Wasserverbrauch der Nahrungsmittel
produzierenden Landwirtschaft aber nicht
abnehmen wird, würde
eine solche Entwicklung zu einem zunehmenden
Verteilungskampf um Wasser führen.
Leider läuft die gegenwärtige
Entwicklung in genau diese Richtung: Die weltweite Nachfrage
nach Energie nimmt
weiter zu und die Ölreserven gehen
zur Neige; dadurch ist beim gegenwärtigen
Agrosprit-Boom kein Ende absehbar. -sz-
* Der
Aufsatz von GERBENS-LEENES, P.W. ; HOEKSTRA, A.Y. ; VAN
DER MEER, TH. „The
water footprint of energy from biomass: A quantitative
assessment and consequences
of an increasing share of bioenergy in energy supply” ist
erschienen in ''Ecological Economics'', Elsevier-Verlag,
2008. RUNDBR. - AbonnentInnen können den Auf-satz
via nik@akwasser.de bei uns kostenlos als pdf-Datei anfordern.
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Mehrere Entwicklungs- und
Schwellenländer und Hauptproduzenten von Biotreibstoffen
haben die EU gewarnt, dass jegliche Einschränkungen von
Bio-treibstoff-Importen in die EU, um deren nachhaltige Produktion
durchzusetzen, zu einer Beschwerde bei der Welthandelsorganisation
führen könne.
Die acht Länder – Indonesien,
Malaysia, Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Mosambik,
Malawi und Sierra Leone – haben einen gemeinsamen Beschwerdebrief
an die EU geschrieben, in dem sie diese davor warnen,
die Nachhaltigkeitsprinzipien für Biotreibstoffe umzusetzen
und damit für alle Importe in die EU verbindlich zu
machen. Die geplanten Vorschriften seien „zu kompliziert“,
würden die Entwicklungsländer benachteiligen
und seien daher unfair. Einige der protestierenden Länder
würden sich deshalb als letztes Mittel eine Beschwerde
darüber bei der Welthandelsorganisation (WTO) vorbehalten.
Die Prinzipien der EU für nachhaltig hergestellte
Biotreibstoffe sollen noch dieses Jahr als Teil der „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“ (engl.:
RED – renewable energy directive; siehe RUNDBR.
899/2-4, 891/1-3) der EU verabschiedet werden.
Im Falle einer Beschwerde
bei der WTO, hätte diese nicht die Möglichkeit,
das EU-Gesetz zu kippen. Sie könnte die EU aber auffordern,
die Handelsbeschränkungen im Interesse des freien
Welthandels zu lockern. Außerdem könnten die
protestierenden Länder selbst mit protektionistischen
Maßnahmen
gegen EU-Importe antworten.
Quelle:
http://www.businessgreen.com/business-green/
news/2230049/eu-warned-biofuel-restrictions
-sz-
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