aktualisiert:
3. April 2006
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Untersuchungen |
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WasserInBürgerhand!
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Aus: Que choisir,
Nr. 434 Februar 2006
französische Monatszeitschrift für Verbraucherschutz
Private Wasserversorger in Frankreich
Extra-Profite aus dem Wasserpreis
Wie die Wasserunternehmen die Verbraucher schröpfen
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Skandal
auf der Rechnung
Ist der Wasserpreis gerecht?
Que Choisir hat nachgerechnet.
Ergebnis:
eine skandalös überhöhte Rechnung
in den großen Städten
von Elisabeth Chesnais und François
Carlier
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2,35 Euro pro Kubikmeter
in Paris
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3,45 Euro in den Vorstädten rund um Paris,
die ihr Wasser von Syndicat des eaux d´Île-de-
France (SEDIF) [Privater
Wasserversorger im Großraum
Paris] erhalten (…), das heißt um 47 Prozent teuerer
als in Paris-Stadt selbst.
Um die Gerechtigkeit ist es im ganzen Land schlecht
bestellt: durchschnittlich 1,90 Euro in Savoyen oder Hautes-Alpes, 3,70 Euro
in der Vendée,
3,80 Euro im Morbihan.
Natürlich fehlt es nicht an Gründen,
um diese Unterschiede zu rechtfertigen. Bei jeder Preiserhöhung
erinnern die Wasserkonzerne, die öffentliche Hand und
die Politikern daran.
Einerseits erfordert die Verunreinigung von
Flüssen und Grundwasser durch Nitrate und Pestiziden immer
leistungsfähigere Aufbereitungsanlagen und dies verursacht
hohe Investitionskosten, andererseits verschärfen sich
die Standards. Es kostet sehr viel Geld, um zu verhindern,
dass Blei ins Wasser gerät, und Abwasser darf nicht mehr
ohne Klärung entsorgt werden. Die Abwassersysteme und
Kläranlagen müssen immer effizienter sein.
Soll dies alles die horrenden Preiserhöhungen
seit den 90erJahren und die starken Unterschiede zwischen den
verschiedenen Städten erklären? |
Erdrückende Berichte
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Que Choisir war von diesen Erklärungen
noch nie überzeugt. Schon 1995 haben wir den Skandal mit
den Wasserrechnungen angeprangert. Seitdem haben die Wasserpreise
viel Streit erzeugt, von den Berichten des Rechnungshofes und
seiner regionalen Kammern über die Mobilisierung einiger
Lokalpolitiker bis zur Neuverhandlung von Verträgen und
ein paar Aufsehen erregenden Wasserskandalen. Einige Städte
haben den Vertrag, der sie an ihren privaten Versorger gefesselt
hat, gekündigt und nebenbei den Wasserpreis gesenkt.
Die Zeit der Exzesse sei vorbei, heißt
es, die Situation sei bereinigt. Dank der detaillierten, obligatorischen
jährlichen Berichte seien die Abrechnungen glasklar.
Ist der Preis, der den Haushalten
in Rechnung gestellt wird, denn nun gerecht?
Wir haben den Wasserpreis Schritt
für Schritt analysiert, von der Gewinnung
bis zur Kläranlage, und die jährlichen Berichte von ungefähr
30 Städten unterschiedlicher Größe unter die Lupe genommen.
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Erste Feststellung:
immer noch Intransparenz
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Die Aufstellung der Rechnungen entspricht
nicht den buchhalterischen Normen. In diesem Kritikpunkt sind
wir uns mit den regionalen Rechnungskammern einig (…).
Es gibt zum Beispiel keine Vergleichsaufstellung
zwischen den voraussichtlichen Kosten [Plan-Ansatz] der
privaten Betreiber und den jährlichen Berichten [Jahresabschlussrechnung].
Es ist für eine Gemeinde auch schwer zu kontrollieren,
ob die Abrechnung glaubhaft ist und den Tatsachen entspricht.
Es gibt keine genaue Angabe über die Art der Berechnung
der Sanierungskosten.
Nichts hat sich geändert: es ist möglich,
4 Millionen Verbraucher zu versorgen, 800.000 Kubikmeter Trinkwasser
pro Tag zu verteilen und einen Bericht mit denkbar knappen
finanziellen Informationen abzuliefern. So macht es SEDIF,
die zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit nutzbaren Angaben
sind knapp. Und die Finanzberichte von Strasbourg oder Lille
sind keineswegs informativer.
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Zweite
Feststellung: der Wasserpreis kann nicht überall gleich
sein
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Ob man nun 6000 oder 600.000
Einwohner versorgt, das Wasser muss hochgepumpt werden, behandelt
werden, wenn es
verschmutzt ist, man muss es durch Rohre zu den Verbrauchern
leiten und es anschließend in der Kläranlage reinigen.
Die Investitionen sind zum Großteil Fixkosten, und je nach
produzierter Menge ist ihr Einfluss auf den Preis entscheidend.
Im ländlichen Raum gibt es keinen Mengenrabatt, in städtischen
Ballungsgebieten dagegen ist der Rabatt enorm. Es ist logisch,
dass Wasser im ländlichen Raum teurer ist als in der Stadt.
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Dritte
Feststellung (die schlimmste):
In Ballungsräumen werden
im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten stark überhöhte
Preise verlangt
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Ein besonders grotesker Fall ist SEDIF (…);
dieser Wasserversorger produziert 300 Millionen Kubikmeter
Wasser pro Jahr. Man könnte glauben, dass bei solchen
Zahlen günstige Mengenrabatte möglich sind. Auch
müsste der Einheitspreis für den Austausch von 200.000
Wasseranschlüssen mit Bleirohren billiger sein als für
nur zehn oder ein paar Hundert. Aber genau das Gegenteil ist
der Fall. SEDIF zahlt 2500 Euro pro Anschluss, Nantes 850 Euro
bei 1485 Anschlüssen und Landernau 925 Euro bei 73 Änderungsanschlüssen.
Es ist nicht das erste Mal, dass SEDIF seine
Produkte zu teuer einkauft. Schon im Jahr 2000 hat Que
Choisir eine Untersuchung zitiert, derzufolge der Zählerwechsel
bei SEDIF mehr als doppelt so teuer war als bei anderen privaten
Betreibern in Frankreich. Bekanntlich sind die Unternehmen,
die diese Arbeit ausführen, hauptsächlich SADE und
SETHA, Filialen von „Compagnie Générale
des Eaux“ (Veolia-Eau), und Veolia erledigt das Wassergeschäft
für SEDIF. Die Gewinne werden innerhalb der Familie verteilt,
der Veolia-Familie.
Angesichts der Mengen müsste SEDIF das
Wasser auch billiger produzieren. Aber weit gefehlt. Unsere
Zahlen sprechen für sich: das Wasser wird für das
2,5-fache seiner tatsächlichen Kosten berechnet. Laut
Argumentation seines Präsidenten muss SEDIF so teuer sein: „Paris
hat das Glück, zur Hälfte mit Quellwasser über
Wasserleitungen versorgt zu sein, die noch aus der Zeit von
Baron Haussmann stammen. Die Investitionen sind schon lange
amortisiert, dagegen kommt 95 Prozent des SEDIF-Wassers aus
Flüssen und muss stark behandelt werden.“
Das stimmt, aber für 1 Kubikmeter kostet die Behandlung 14 Cent. Lyon
und Strasbourg verlangen ebenfalls 2,5-fach überhöhte Wasserpreise.
In der Hauptstadt hat man sich seit 2003 sichtlich
angestrengt: man forderte von den Betreibern 100 Millionen
Euro zusätzliche Investitionen, und zwar ohne Preiserhöhung,
sowie die Abschaffung der Abrechnung von GIE, der gemeinsamen
kaufmänischen Serviceleistung der beiden Unternehmen Lyonnaise
des Eaux und Générale des Eaux (Suez und Veolia
). Diese Institution war eine wahre Goldgrube und hatte nach
einer vom Pariser Rathaus bestellten Expertise 2001 fast 40
Prozent Überschuss.
Im Bereich der Abwasserentsorgung ist es schwer,
ein positives Beispiel zu finden. Alle großen Städte
verlangen zu viel. Da die Abwasserentsorgung unendlich teuer
sein soll, werden alle Verbraucher von ihren Klärwerken
werke unverhältnismäßig geschröpft.
Île de France (Großraum Paris),
von SEDIF mit Trinkwasser versorgt, schlägt auch hier
alle Rekorde mit einem um 140 Prozent überhöhten
Preis. Diese überhöhten Preise sind überall
zu finden: Nantes und Lille, zwei „korrekte“ Städte
bei den Trinkwasserpreisen liegen ‚nur’ bei 117
Prozent bzw. 80 Prozent, Paris bei 56 Prozent, Lyon bei 38
Prozent überhöhten Preise.
Es gibt viel zu tun für die Verbraucher,
die von ihren Wasserversorgern billigere Tarife wollen.
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Que choisir
fordert:
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- Bildung einer Regierungskommission "Wasser",
um Preisnormen festzulegen
- Bei jeder Vertragserneuerung
in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern
muss der Wettbewerbsrat eingeschaltet werden
- Einrichtung einer parlamentarischen
Kommission für den Wassermarkt
- Bei Vertragsablauf sollen Städte und Gemeinde eine Untersuchung erstellen über
die Zweckmäßigkeit einer Rückkehr in kommunale Regie
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Übersetzung: Christiane Hansen, München,
4.3.2006
DER JACKPOT
Die Preise auf der Wasserrechnung
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Es gibt zwei Rubriken auf der Wasserrechnung des
Verbrauchers.
Die eine bezieht sich auf das Trinkwasser und die andere auf
das Abwasser (…)
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Die von uns berechneten Kosten
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Unser Wasserpreis beinhaltet alle technischen
Schritte, von der Einfassung der Quelle bis zum Wasserhahn
des Verbrauchers. Der Abwasserpreis beinhaltet alle Arbeitsgänge
nach der Entstehung des Schmutzwassers, von den Rohrleitungen
des Abwassers bis zur Beseitigung von Klärschlamm.
Das bedeutet, die Investitionskosten der gesamten
Anlage, Rohrnetz und technische Anlagen, Energiekosten, Personalkosten,
Unterhaltskosten, Kontrollen, Finanzierungskosten, kaufmännisches
Management: alles ist berücksichtigt.
Die zu Grunde gelegte Kreditlaufzeit
beträgt 15 Jahre, die Kreditrate
90 Prozent. Die Kosten werden dann auf den Kubikmeter berechnet, entsprechend
den Mengen an Wasser, die von der Gemeinde oder dem Zweckverband geliefert
oder entsorgt werden. Die meisten Angaben stammen aus den jährlichen Berichten
von 2004. Wo sie fehlen, haben wir einen nationalen Durchschnittswert, entsprechend
den jeweiligen Kenndaten der Städte zugrunde gelegt. Wenn verschiedene
Behandlungsschritte bei der Abwasserentsorgung fehlen, die zu den heutigen
Normen gehören, haben wir Durchschnittswerte zugrunde gelegt. Diese Art
der Berechnung kann erklären, warum es zwischen den berechneten Preisen
und den tatsächlichen Kosten der Abwasserentsorgung in kleinen Gemeinden
mitunter zu großen Unterschieden kommt. Hier werden erst ab 2005 strengere
Maßstäbe angesetzt.
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Unsere Ergebnisse
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Unsere Darstellung spricht für sich: die großen
Gewinne werden hauptsächlich in den großen Ballungsräumen
gemacht. Die Erklärung dafür ist leicht: Rohrnetze und
Einrichtungen ergeben feste Kosten. Je mehr Kubikmeter verkauft
werden, desto leichter können diese amortisiert werden.
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- weniger als 30.000
Einwohner
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Die tatsächlichen Kosten für
Wassergewinnung und Abwasserentsorgung sind hoch.
Die berechneten Mengen sind zu klein, um Mengenrabatt zu
ermöglichen. Die
verlangten Preise können aus mehreren Gründen niedriger sein als
die von uns errechneten Kosten:
-
Geringe Sanierungsrate
des Netzes, weniger als 0,8 Prozent beim Trinkwassernetz
und weniger als 0,6 Prozent
bei der Kanalisation,
-
Das Wasser wird nicht
zu seinem wirklichen Preis verkauft, ein Teil der Wasserkosten
ist im allgemeinen Haushalt untergebracht.
-
Es gibt keine oder
nur eine notdürftige Abwasserentsorgung.
-
In Städten mit weniger als 30.000 Einwohnern ist ein höherer
Wasserpreis oft gerechtfertigt, auch wenn einige Wasserversorger eine ordentliche
Verdienstspanne
haben.
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- 30.000 bis 100.000 Einwohner
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Die Produktionskosten für Trinkwasser
sinken.
In einigen Fällen liegt der Preis unter
den von uns errechneten Kosten. Dies kann mit einem besonders
guten Management zusammenhängen oder, dass Wasserausgaben
im allgemeinen Haushalt untergebracht sind. Hauptsächlich
erklärt er sich aber durch eine sehr geringe Sanierung
des Netzes, unterhalb des von uns gewählten Prozentsatzes.
Fréjus/Saint-Raphael hat einen besonders
niedrigen Trinkwasser- und Abwasserpreis im Vergleich zur Einwohnerzahl.
Das hängt damit zusammen, dass hier der Verbrauch pro
Einwohner 104 Kubikmeter beträgt, im Vergleich zum nationalen
Durchschnittswert von 48 Kubikmeter
Dieser Vorteil findet sich leider auf den Rechnungen
der Verbraucher nicht wieder.
Beim Abwasser beruht der große Preisunterschied zwischen den verlangten
Preisen und den von uns berechneten Kosten auf unserer Ausgangshypothese: ein
leistungsfähiges System, das hohe Investitionskosten sowohl für die
technischen Anlagen sowie das Leitungsnetz und eine Kreditrate von 90 Prozent
verlangt. |
- 100.000 bis 300.000 Einwohner
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Die gelieferten Trinkwassermengen
erlauben einen bedeutenden Mengenrabatt, der sich aber selten
auf der Rechnung
der Verbraucher wieder findet. Annecy ist hier eine Ausnahme
mit einem Trinkwasserpreis, der unter den von uns berechneten
Kosten liegt. Angesichts der Genauigkeit des jährlichen
Berichtes, wird das Wasser hier eher gut verwaltet. Im Gegenteil
dazu werden die Verbraucher von Reims anscheinend durch hohe
Investitionen mit einer kurzen Kreditlaufzeit bestraft. Der jährliche
Bericht enthält dazu aber nicht die nötigen detaillierten
Finanzangaben. Angers ist ebenfalls viel teuerer als unsere
Vergleichskosten. |
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Wasser zu produzieren und zu reinigen bedeutet
in den Großstädten den Jackpot gewonnen zu haben.
Viele Verwaltungen geben ihre Mengenrabatte aber nicht an die
Verbraucher weiter. Strasbourg und Lyon verlangen für Wasser
doppelt so viel wie die Entstehungskosten, und SEDIF schlägt
alle Rekorde mit 2,5-fach so hohen Preisen. Paris, Nantes und
Lille haben Preise, die den tatsächlichen Kosten nahe kommen.
Im Abwasserbereich greifen alle Großstädte zu. Nach unseren Berechnungen
sind die Preise um 38 Prozent bis 140 Prozent überzogen. |
Region Landes
Kampf um die Kommunale Regie
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Lieber den kommunalen Regiebetrieb
als die Privaten. Im Departement Landes hat der Rat der Region
Flagge gezeigt:
5 Prozent mehr Zuschüsse, wenn die Gemeinden ihr Wasser
in kommunaler Regie behalten, genau soviel weniger, wenn sie
einen privaten Betreiber beauftragen, etwa Suez-Lyonnaise, Veolia-Eau-Vivendi,
Saur oder ihre Filialen. Dieser Beschluss ist schon älteren
Datums. Er wurde 1996 gefasst, als eine von der Region in Auftrag
gegebene Studie zu dem Schluss kam, dass der Kubikmeterpreis
der Privaten um 70 Prozent zu hoch war. Dennoch konnte dieser
Beschluss erst 2004 in Kraft treten, denn er wurde vom Präfekten
umgehend in Frage gestellt. Nach zwei negativen Gerichtsentscheidungen,
errangen Henri Emmannuelli und sein Team 2003 vor dem höchsten
Verwaltungsgericht einen Sieg. Danach bekamen die kommunalen
Betriebe sofort die von dem Rat der Region versprochenen Zuschüsse.
Der Beschluss wird aber vom Berufsverband der Wasserversorger
angegriffen. Noch bemerkenswerter: die Privaten werden von einem
Parlamentarier, Pierre Jarlier, Senator des Departements Cantal
unterstützt; er schlug 2005 eine Gesetzesänderung vor
und erhält dafür Unterstützung von der Regierung.
Würde diese Gesetzesnovelle in Kraft treten, wäre es
verboten, die Zuschüsse nach unterschiedlichen Kriterien
an die Gemeinden zu vergeben. Kein Zweifel, die Wasserunternehmen
haben solide Unterstützer unter den Politikern. |
Die großen Jahre der LYONNAISE (SUEZ)
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3,20 Euro pro Kubikmeter, da kann man nicht
behaupten, dass Wasser in Bordeaux billig wäre. Wenn man
weiß, dass es kaum behandelt ist und die Abgabe von 50
Millionen Kubikmeter/Jahr einen anständigen Mengenrabatt
erlauben würde, ist die Rechnung sogar gesalzen. Untersucht
man die Ergebnisse der Rechnungsprüfung durch die Experten
von Finance Consult von 2005 für die Großgemeinde
Bordeaux genauer, versteht man warum: Lyonnaise des Eaux (Suez)
macht dort gute Profite.
Obwohl Lyonnaise des Eaux es bestreitet, soll
sie von 1997 bis 2003 eine Summe in Höhe von 29,3 Millionen
Euro zuviel kassiert haben.
Ihre Rechnungsbücher geben einen Betriebsgewinn
von 9,1 Prozent vor Steuer an, doch die Experten errechneten
15,6 Prozent. Zusätzlich hagelt es geradezu an Kritik: „die
Klausel der Tarifanpassung ist unangemessen, sie ist viel zu
hoch und weicht stark von der Struktur der Auflagen ab“;
viele Leistungen stehen nicht im Vertrag: besorgen und anbringen
von Wasseruhren, etliche Rohrleitungsverlegungen oder Erweiterungen
des Netzes. Das heißt, dass die Großgemeinde Bordeaux
im Unklaren gelassen wird, wie viel Gewinn bei diesen Geschäften
erzielt wird.
Die Personalkosten sind bei vergleichbarem Umfang
höher als anderswo, und vor allem ist die Buchführung
so komplex und irreführend, dass eine Überprüfung
so gut wie unmöglich ist.
Hinzu kommt, dass Lyonnaise 11,4 Prozent Zinsen verlangt, während Staatsanleihen
bei nur 4,5 Prozent liegen. Sie berechnet die Zählerkosten auf der Basis
von 14 Jahren; die Zähler werden aber normalerweise nur alle 23 Jahre
gewechselt und für die 170.000 gebrauchten Zähler, die sie der Stadt
abgekauft hat, berechnet sie den Neupreis.
Durch diese schonungslose Finanzprüfung
gestärkt, verlangt der Verein „Trans´cub“,
der sich schon seit zehn Jahren für Klarheit beim Wasserpreis
einsetzt, eine sofortige Preissenkung von 20 Prozent und die
Kündigung des Konzessionsvertrags, der die Großgemeinde
Bordeaux eigentlich bis 2021 an Lyonnaise des Eaux bindet.
Ein Goldprofit für den Multi. |
Die Kosten von der Quelle
bis zum Klärwerk
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1. Wassergewinnung und -behandlung
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Wassergewinnung: das Wasser kann Flüssen
oder Grundwasser entnommen werden. Da das Oberflächenwasser
verschmutzter ist als das Grundwasser, muss es gründlich
und teuer behandelt werden, bevor Trinkwasser daraus wird.
Manche Gegenden wie Elsass, Picardie oder Haute-Normandie pumpen
ihr Wasser fast ausschließlich aus Grundwasser. Dagegen
versorgen sich Bretagne, die Region Provence-Alpes-Côtes
d´Azur oder Île de France [Großraum Paris]
mit Oberflächenwasser.
Behandlung: Im besten Fall, wenn noch keine
Pestizide oder Nitrate eingedrungen sind, bedarf das Grundwasser
nur einer Filtrierung und ergänzenden Chlorierung, um
eine Vermehrung von Bakterien im Leitungsnetz zu verhindern.
Das verunreinigte Flusswasser verlangt da schon eine viel aufwändigere
Aufbereitung (…). Die Investitionen erscheinen zunächst
ziemlich hoch: z.B. 13,5 Millionen Euro für die Nanofiltrieranlage
der Großgemeinde Bordeaux, 10 Millionen Euro für
diejenige von Orléans. Wenn man diese beiden Anlagen
jedoch auf die in 20 Jahren produzierten Kubikmeter Wasser
umrechnet, dann kosten beide nur 8 Cent/Kubikmeter. Je nach
Komplexität der Verfahren und der gelieferten Mengen kostet
die Wiederaufbereitung zwischen 3 und 9 Cent pro Kubikmeter.
Wenn sie gebaut ist, muss die
Wiederaufbereitungsanlage funktionieren. Rechnet man alle Kostenfaktoren
zusammen, wenig Personal, weil sie ja hochautomatisiert
ist, die benötigten Hilfsmittel und die Instandhaltung, bewegen sich die
Kosten zwischen 8 und 13 Cent pro Kubikmeter.
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2. Kontrollen
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0,6 bis 2,5 Cent pro Kubikmeter
Es
gibt zwei unterschiedlichen Kontrollen: die Kontrolle der DDASS
[Gesundheitsbehörde des Departements]
sind gesetzlich angeordnet und verpflichtend und die Eigenkontrollen
des Betreibers. Die Anzahl der Kontrollen hängt von der
Abgabemenge ab und von der Qualität des Rohwassers beim
jeweiligen Betreiber. Die Kosten variieren zwischen 0,6 und
2,5 Cent/Kubikmeter.
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3. Leitungsnetz
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0,30 bis 1,20 Euro pro Kubikmeter
Das
Kanalnetz beträgt in einer ländlichen
Gemeinde mehr als 20 Meter pro Einwohner im Vergleich zu 2,5
Metern in der Hauptstadt und den regionalen Großstädten;
hier schlägt der Mengenrabatt richtig durch. Investitionen
und Erneuerungskosten sind hoch: zwischen 120.000 und 300.000
Euro/km. Die Netzsanierungsrate bleibt leider niedrig: durchschnittlich
0,7 Prozent bei den untersuchten Gemeinden; dabei wird die
Lebensdauer des Kanalnetzes auf 140 Jahre veranschlagt. 2004
hat Bordeaux nur 0,4 Prozent des Abwassernetzes erneuert, Lyon
mit 0,2 Prozent noch weniger; dagegen lagen Pontivy bei 2,2
Prozent und Reims bei 2,7 Prozent. Die Netzunterhaltungskosten
sind sehr unterschiedlich. Die benötigte Energie richtet
sich nach den Besonderheiten des Geländes, und da geologische
Reliefs Auffangstationen und Überdrucksysteme erfordern,
hängt der Energieeinsatz von der Anzahl der Anschlüsse
ab.
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4. Speicherung
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2 bis 4 Cent pro Kubikmeter
Die
Speicherung von Wasser garantiert die Versorgungssicherheit.
Kleine Gemeinde haben Wassertürme,
größere
Kommunen Wasserbehälter. Paris speichert 0,57 Kubikmeter
pro Einwohner, Chambéry 0,10 Kubikmeter. Hier liegen
die Investitionskosten zwischen 200 und 600 Euro/Kubikmeter.
Die Sanierung der Speicher beträgt zwischen 20 und 30
Euro/Kubikmeter bei einer Laufzeit von 50 Jahren und einer
Amortisierung in 15 Jahren.
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5. Anschlüsse
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1000 Euro pro Anschluss
Aus
Gründen der Gesundheitsvorsorge sollen
bis 2013 alle Wasserleitungen mit Bleirohren ausgewechselt
werden. Das ist ein erheblicher Posten. Durchschnittlich kostet
der Austausch eines Bleianschlusses 1000 Euro. Manche Gemeinde
handeln bessere Preise aus, z.B. zahlt die Großgemeinde
Nantes 850 Euro oder Reims 930 Euro. Brest zahlt 1000 Euro,
Paris 1130 Euro. Einige sind ganz schlecht dran: SEDIF (Großraum
Paris) zahlt 2500 Euro pro Anschluss und Chambéry, 2260
Euro.
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6. Zähler
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50 Euro pro Austausch
Manche
Gemeinde wechseln ihre Zähler erst
nach 25 Jahre aus; das bedeutet für die Verbraucher eine
sehr ungenaue Ablesung. Andere tauschen sie nach 15 Jahren
aus, um dem Verbraucher eine genauere Ablesung zu garantieren.
Solche Kommunen bemühen sich meistens mehr um die Leistungsfähigkeit
ihres Netzes und die Verringerung der Trinkwasserverluste,
bevor sie Wasser an ihre Verbraucher weiterleiten. Der Wasserpreis
widerspiegelt theoretisch die tatsächlichen Kosten am
besten, wenn die Leistung hoch ist und die Zähler genau
sind.
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7. Verbrauch
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Wasserhahn, 1,90 bis 3,80 Euro pro
Kubikmeter
(…) Die Rechnung besteht aus drei Teilen:
der Trinkwasserpreis, der Abwasserpreis und verschiedene Gebühren
(Mehrwertsteuer von 5,5 Prozent) einschließlich der Steuern
und Abgaben der Wasserversorger.
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8. Entwässerungsnetz
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0,12 bis 1,80 Euro pro Kubikmeter
Die
Länge des Kanalnetzes ist so unterschiedlich
wie das Verteilungsnetz. Auch hier spielt der Mengenrabatt
eine wichtige Rolle. Große Gemeinden haben Vorteile.
11,7 Meter pro Einwohner in Beauvais, 6 Meter in Albi, 2,3
Meter in Lyon. Manchen trennen Abwasser und Regenwasser, manche
nicht. Die Sanierungsrate ist niedrig: nach unseren Recherchen
durchschnittlich 0,6 Prozent, das bedeutet eine veranschlagte
Lebensdauer von 150 Jahre für das Abwassernetz. Die Investitionskosten
bleiben hoch auf Grund des Rückstands, den Frankreich
im Bereich der Abwasserentsorgung hat. Hier kann Neubau den
Finanzhaushalt stark belasten, 350.000 Euro pro Kilometer Kanal
und sogar noch mehr. Die Instandhaltung dagegen erlaubt keinen
Mengenrabatt. Wie lang das Netz auch immer sein mag und wie
stark die Förderleistung, für Wartung und Instandhaltung
werden 9 Personen pro 100 Kilometer Kanal gebraucht und zusätzlich
das nötige Material.
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9. Kläranlagen
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22 bis 45 Cent pro Kubikmeter
Kanalisation
und Kläranlage belasten die
Ausgaben für Abwasser immer stärker. Die Behandlung
von Schmutzwasser ist lange Zeit vernachlässigt worden
und viele Einrichtungen müssen wenigstens den heutigen
Normen angepasst werden. Die Investitionen sind erheblich,
Mengenrabatt gibt es hier kaum. Der Betrieb einer Kläranlage
verlangt geschultes Personal, auch wenn die Automatisierung
in den großen Anlagen sehr weit fortgeschritten ist.
In einer kleinen Gemeinde betragen die Betriebskosten 15 Euro
jährlich
pro Einwohner. Für Gemeinden mit 5000 bis 25.000 Einwohnern 7 Euro und
bei 125.000 Einwohnern 3 Euro.
Schließlich muss auch der Klärschlamm entsorgt werden bei Preisen
zwischen 20 und 100 Euro pro Tonne.
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Übersetzung: Christiane Hansen,
München, 4.3.2006
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Trinkwasser
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Abwasser
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