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Bis
in die 1990er Jahre hatte RWE das Image von bürokratischer
Behäbigkeit. RWE stehe für Ruhe, Wohlstand und Erholung,
sagte man damals noch über den deutschen Strom-, Gas- und
Wasserversorger (...). RWE startetet 1898 als kommunales
Energieunternehmen, inzwischen zählt RWE wie Suez und Veolia
zu den hundert größten Unternehmen der Welt und rangiert
an dritter Stelle im Bereich Wasserversorgung. Als 1997 der
Strommarkt liberalisiert wurde, setzte ein Verdrängungswettbewerb
im Stromsektor ein, und das Zeitalter der Multy-Utility-Konzerne brach
an. Um sich auf internationaler Ebene als Multy-Utility-Konzern zu
positionieren nahm RWE massive Umstrukturierungen vor. In
den Bereichen Strom, Gas, Wasser und Entsorgung expandierte
der Konzern, während gleichzeitig zahlreiche Unternehmenssparten,
die nicht zum Kerngeschäft gehörten, abgestoßen wurden, so
zum Beispiel die DEA im Bereich Mineralöl. Seit 1997 setzt
RWE auf Expansion im Wassersektor: Zunächst kaufte sich das
Unternehmen gemeinsam mit Suez/Ondeo in die Wasserversorgung
von Budapest ein. Es folgte eine Allianz mit Veolia in Berlin
(...).
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Mit
der Übernahme von Thames Water im Oktober 2000 stiegt RWE
von einem Tag auf den anderen zu einem globalen Wasserkonzern
auf. Denn Thames Water ist mit rund 14 Millionen Kunden im
Inland der größte Wasserversorger Großbritanniens und war
schon vor dem Kauf international aktiv, den Schwerpunkt bildete
dabei Asien
(...). Doch mit Thames Water kaufte sich RWE ein Unternehmen,
das sich keinen guten Ruf verschafft hatte. Jedes Jahr stellt
die britische Environment Agency (Umweltbehörde) eine Liste
der Unternehmen auf, die am häufigsten aufgrund von Umweltdelikten
verklagt wurden und Höchststrafen erhielten. In den letzten
Jahren stand Thames Water bereits zwei Mal an der Spitze
dieser "Hall of Shame". im Jahr 2000,
also dem Jahr, in dem der Konzern von RWE übernommen wurde,
war Thames Water einer der größten Umweltverschmutzer Großbritanniens:
Nach fünf Gerichtsverhandlungen und sechs strafrechtlichen
Verfolgungen musste der Konzern allein in diesem Jahr eine
Gesamtsumme von 288.000 Pfund für Umweltverschmutzungen zahlen
(...).
Seit
der Übernahme von Thames Water besitzt RWE Anteile an Wasserversorgungsunternehmen
in Kairo, Zagreb, Bangkok, Jakarta, Ostchina sowie in Spanien,
Polen, Singapur und den USA. RWE hat über die deutsche Wassersparte
des Konzerns, RWE Aqua, darüber hinaus eine Mehrheitsbeteiligung
an den Rheinisch-Westfälischen Wasserwerken (RWW)
(...). Zahlreiche Tochterunternehmen von RWE sind unter anderem
in Chile, Mexiko, Nigeria und Thailand aktiv. Im Januar 2003
wagte sich RWE erneut an eine große Übernahme und investierte
8.6 Milliarden Dollar in den Kauf des US-Unternehmens American
Water Works. American Water Works versorgt mit 55 Wasserversorgungsunternehmen
etwa 15 Millionen Menschen in den USA mit Wasser. Ein Hinweis
aus einem Bericht über die Übernahme verrät, dass RWE sich
durch den Kauf der hoch verschuldeten American Water Works
Zugang in den lateinamerikanischen Markt verschaffen will
(...). Mit den beiden Käufen von Thames Water und American
Water Works verbesserte RWE seine Position im Konkurrenzkampf
mit den französischen Wassermultirs Veolia und Suez und wurde
"Marktführer" sowohl in Großbritannien als auch in den USA.
Wie
Suez und Veolia ist auch RWE/Thames Water nach dem Expansionskurs
hoch verschuldet. Pläne, die Schulden bis Ende 2003 unter
23 Milliarden Euro zu drücken, sollen mit Kosteneinsparungen
unter anderem in den Bereichen Personal und Investitionen umgesetzt
werden
(...). Dennoch setzt RWE auch weiterhin unbeirrt auf Expansion,
um - wie der Konzern selbst schreibt - als "ehrgeizigstes Wasserunternehmen
[...] weltweit der bevorzugte Partner zu sein." Dafür hat sich
RWE auf einige Regionen festgelegt, die dem Konzern lukrativ
erscheinen:
"Um
diese Ziele zu erreichen, beabsichtigen wir unsere Aktivitäten
in den USA auszuweiten, wo sich in der Wasserwirtschaft ein
schneller Wandel vollzieht. Wir beabsichtigen, die sich uns
in Europa durch unsere Integration in den RWE-Konzern eröffnenden
Chancen zu nutzen, und streben an, Großaufträge in Asien zu
sichern."
[RWE 2003]
Bei RWE stellte man fest, dass
eine Privatisierung der Wasserversorgung bislang
zahlreiche negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung und
damit entsprechende
Reaktionen der VerbraucherInnen nach sich zog. Deswegen versucht
RWE sein Image als Wasserkonzern aufzubessern - und sich in
Abgenzung zu den französischen Konzernen als ein kundesnahes
und umweltbewußtes Unternehmen zu präsentieren. "Denn erklärtermaßen
will RWE weltweit zu einer Entwicklung beitragen, die Ressourcen
schont und Wohlstand schafft", schreibt RWE über sich selbst.
Mit der großen Imagekampagne "Imagine" schärft RWE nach eigenen
Aussagen "das Markenprofil von RWE und unterstreicht damit
die Spitzenposition des Unternehmens in Deutschland und international."
Mit großen Anzeigen und Fernsehspots will sich RWE "differenziert
und emotional im Markt positionieren" (www.rwe.de).
Auch in Stellungnahmen und Publikationen versucht RWE/Thames
Water das Bild des globalen Wasserkonzerns in der Öffentlichkeit
zu verändern. So distanzierte sich ein Vertreter von Thames
Water zum Beispiel von der EU-Position in den GATS-Verhandlungen
und verkündete, dass das Unternehmen nicht mit Privatisierungsprojekten,
die durch Kreditauflagen z.B. von IWF und Weltbank erzwungen
werden, in Verbindung gebracht zu werden (...).
Doch selbst wenn RWE sich in
der Öffentlichkeit nicht in vorderster Front für da GATS engagieren
wird - den Expansionsinteressen in gewinnbringende Märkte wird
dies keinen Abbruch tun. Schließlich geht es auch RWE bei seinem
Engagement vorrangig um Gewinne: RWE beabsichtigt, "Wertschöpfung
aus allen bestehenden und geplanten Investitionen in entwickelten
und sich entwickelnden Märkten zu erzielen." [RWE 2003]. Und
eine solche gewinnorientierte Strategie führte in der Vergangenheit
zur Vernachlässigung der Kriterien Gesuchheits- und Umweltschutz
sowie gerechter Wasserverteilung. |