aktualisiert:
20. August 2005

  Untersuchungen  


WasserInBürgerhand!

 

RWE Thames Water

Auszug aus dem Weed Arbeitspapier
"Sprudelnde Gewinne? – Transnationale Konzerne im Wassersektor und die Rolle des GATS"
von Christina Deckwirth

Bonn, Februar 2004
ISBN 3-939383-03-4
Email: weed@weed-online.org
www.weed-online.org

 

Der einzige Konzern, der es mit den beiden französischen Riesen im Wasserbereich aufnehmen kann ist die deutsche RWE (Rheinisch-Westfälische Elektizitätswerke) mit ihrer britischen Tochter Thames Water.

Von "Ruhe, Wohlstand und Erholung"
zum Multy-Utility-Konzern
 

Bis in die 1990er Jahre hatte RWE das Image von bürokratischer Behäbigkeit. RWE stehe für Ruhe, Wohlstand und Erholung, sagte man damals noch über den deutschen Strom-, Gas- und Wasserversorger (...). RWE startetet 1898 als kommunales Energieunternehmen, inzwischen zählt RWE wie Suez und Veolia zu den hundert größten Unternehmen der Welt und rangiert an dritter Stelle im Bereich Wasserversorgung. Als 1997 der Strommarkt liberalisiert wurde, setzte ein Verdrängungswettbewerb im Stromsektor ein, und das Zeitalter der Multy-Utility-Konzerne brach an. Um sich auf internationaler Ebene als Multy-Utility-Konzern zu positionieren nahm RWE massive Umstrukturierungen vor. In den Bereichen Strom, Gas, Wasser und Entsorgung expandierte der Konzern, während gleichzeitig zahlreiche Unternehmenssparten, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, abgestoßen wurden, so zum Beispiel die DEA im Bereich Mineralöl. Seit 1997 setzt RWE auf Expansion im Wassersektor: Zunächst kaufte sich das Unternehmen gemeinsam mit Suez/Ondeo in die Wasserversorgung von Budapest ein. Es folgte eine Allianz mit Veolia in Berlin (...).

Thames Water- Einstieg in einen
Global Player mit schlechter Bilanz

 


Mit der Übernahme von Thames Water im Oktober 2000 stiegt RWE von einem Tag auf den anderen zu einem globalen Wasserkonzern auf. Denn Thames Water ist mit rund 14 Millionen Kunden im Inland der größte Wasserversorger Großbritanniens und war schon vor dem Kauf international aktiv, den Schwerpunkt bildete dabei Asien (...). Doch mit Thames Water kaufte sich RWE ein Unternehmen, das sich keinen guten Ruf verschafft hatte. Jedes Jahr stellt die britische Environment Agency (Umweltbehörde) eine Liste der Unternehmen auf, die am häufigsten aufgrund von Umweltdelikten verklagt wurden und Höchststrafen erhielten. In den letzten Jahren stand Thames Water bereits zwei Mal an der Spitze dieser "Hall of Shame". im Jahr 2000, also dem Jahr, in dem der Konzern von RWE übernommen wurde, war Thames Water einer der größten Umweltverschmutzer Großbritanniens: Nach fünf Gerichtsverhandlungen und sechs strafrechtlichen Verfolgungen musste der Konzern allein in diesem Jahr eine Gesamtsumme von 288.000 Pfund für Umweltverschmutzungen zahlen (...).

Seit der Übernahme von Thames Water besitzt RWE Anteile an Wasserversorgungsunternehmen in Kairo, Zagreb, Bangkok, Jakarta, Ostchina sowie in Spanien, Polen, Singapur und den USA. RWE hat über die deutsche Wassersparte des Konzerns, RWE Aqua, darüber hinaus eine Mehrheitsbeteiligung an den Rheinisch-Westfälischen Wasserwerken (RWW) (...). Zahlreiche Tochterunternehmen von RWE sind unter anderem in Chile, Mexiko, Nigeria und Thailand aktiv. Im Januar 2003 wagte sich RWE erneut an eine große Übernahme und investierte 8.6 Milliarden Dollar in den Kauf des US-Unternehmens American Water Works. American Water Works versorgt mit 55 Wasserversorgungsunternehmen etwa 15 Millionen Menschen in den USA mit Wasser. Ein Hinweis aus einem Bericht über die Übernahme verrät, dass RWE sich durch den Kauf der hoch verschuldeten American Water Works Zugang in den lateinamerikanischen Markt verschaffen will (...). Mit den beiden Käufen von Thames Water und American Water Works verbesserte RWE seine Position im Konkurrenzkampf mit den französischen Wassermultirs Veolia und Suez und wurde "Marktführer" sowohl in Großbritannien als auch in den USA.

Wie Suez und Veolia ist auch RWE/Thames Water nach dem Expansionskurs hoch verschuldet. Pläne, die Schulden bis Ende 2003 unter 23 Milliarden Euro zu drücken, sollen mit Kosteneinsparungen unter anderem in den Bereichen Personal und Investitionen umgesetzt werden (...). Dennoch setzt RWE auch weiterhin unbeirrt auf Expansion, um - wie der Konzern selbst schreibt - als "ehrgeizigstes Wasserunternehmen [...] weltweit der bevorzugte Partner zu sein." Dafür hat sich RWE auf einige Regionen festgelegt, die dem Konzern lukrativ erscheinen:

"Um diese Ziele zu erreichen, beabsichtigen wir unsere Aktivitäten in den USA auszuweiten, wo sich in der Wasserwirtschaft ein schneller Wandel vollzieht. Wir beabsichtigen, die sich uns in Europa durch unsere Integration in den RWE-Konzern eröffnenden Chancen zu nutzen, und streben an, Großaufträge in Asien zu sichern." [RWE 2003]

Bei RWE stellte man fest, dass eine Privatisierung der Wasserversorgung bislang zahlreiche negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung und damit entsprechende Reaktionen der VerbraucherInnen nach sich zog. Deswegen versucht RWE sein Image als Wasserkonzern aufzubessern - und sich in Abgenzung zu den französischen Konzernen als ein kundesnahes und umweltbewußtes Unternehmen zu präsentieren. "Denn erklärtermaßen will RWE weltweit zu einer Entwicklung beitragen, die Ressourcen schont und Wohlstand schafft", schreibt RWE über sich selbst. Mit der großen Imagekampagne "Imagine" schärft RWE nach eigenen Aussagen "das Markenprofil von RWE und unterstreicht damit die Spitzenposition des Unternehmens in Deutschland und international." Mit großen Anzeigen und Fernsehspots will sich RWE "differenziert und emotional im Markt positionieren" (www.rwe.de). Auch in Stellungnahmen und Publikationen versucht RWE/Thames Water das Bild des globalen Wasserkonzerns in der Öffentlichkeit zu verändern. So distanzierte sich ein Vertreter von Thames Water zum Beispiel von der EU-Position in den GATS-Verhandlungen und verkündete, dass das Unternehmen nicht mit Privatisierungsprojekten, die durch Kreditauflagen z.B. von IWF und Weltbank erzwungen werden, in Verbindung gebracht zu werden (...).

Doch selbst wenn RWE sich in der Öffentlichkeit nicht in vorderster Front für da GATS engagieren wird - den Expansionsinteressen in gewinnbringende Märkte wird dies keinen Abbruch tun. Schließlich geht es auch RWE bei seinem Engagement vorrangig um Gewinne: RWE beabsichtigt, "Wertschöpfung aus allen bestehenden und geplanten Investitionen in entwickelten und sich entwickelnden Märkten zu erzielen." [RWE 2003]. Und eine solche gewinnorientierte Strategie führte in der Vergangenheit zur Vernachlässigung der Kriterien Gesuchheits- und Umweltschutz sowie gerechter Wasserverteilung.



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