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RWE hatte im Jahr 2000
den britischen Wasserversorger Thames Water aufgekauft, um mit
diesem strategischen Zwischenschritt
im internationalen Wassergeschäft Fuß zu fassen.
Im Jahr 2003 kam die Übernahme von American Water Works
hinzu, dem größten US-Wasserunternehmen, welches über
15 Millionen Menschen in 29 US-Bundesstaaten und 3 Kanadischen
Provincen versorgt. (z.B. in Lexington/ Kentucky, Champaign/Illinois,
Chatanooga/Tennessee, Monterey/California, Urbana/Illinois, Pekin/Illinois,
Gary/ Indiana, Felton/California etc.) Der Kaufpreis von 8 Milliarden
Euro war selbst für RWE ein dicker Brocken. Mit diesen Zukäufen
konnte jedoch RWE zum international drittgrößten „Wasser-Konzern“ aufgestiegen,
hinter den französischen Konkurrenten Suez / Ondeo und Vivendi
/ Veolia. Die Kritiker nennen solche Multi-Utility-Konzerne auch „Water
Grabber“, also Wasser-Grabscher.
RWE-Vorstand
Harry Roels versicherte damals, eine lang angelegte Partnerschaft
mit den US-Kommunen aufbauen zu wollen, zur Zufriedenheit
der Kunden. Wie schnell doch die Zeit vergehen kann ! Nun hat
der RWE-Konzern beschlossen, seine Strategie zu ändern und
Teile seines „Wassergeschäfts“ abzustoßen.
Dabei wird bei solchen Verkäufen mit der Wasserversorgung
der Bürger genauso lässig umgegangen, wie mit jedem
anderen Wirtschaftsgut auch. Wer am meisten zahlt, bekommt den
Zuschlag. Die Bürger in den betroffenen Bundesstaaten wollen
hingegen, aufgrund schlechter Erfahrungen mit der Wasserprivatisierung,
dass das Wasser wieder in kommunaler Hand verwaltet wird.
In
der nächster Zukunft wird sich die Auseinandersetzung
zuspitzen bezüglich der Frage, ob sich die Kapitalinteressen
von RWE,- oder aber der Wille der Bevölkerung durchsetzen
wird. Die aktiven Gruppen in den USA bitten jedenfalls um Hilfe
und Unterstützung bei der Durchsetzung Ihrer - legitimen
- Interessen. Ein nächster Termin in diesem Streit wird
die RWE-Hauptversammlung am 13.April 2006 in Essen sein ! Zu einem besseren Verständnis der Gesamtsituation
soll zunächst ein Abriss über die politische Firmengeschichte
von RWE zeigen, dass die Daseinsvorsorge in den Händen von
Konzernen wegen gegenläufiger Interessen nicht gut aufgehoben
ist.
Am
25.4.1898 wurde RWE in Essen / Ruhrgebiet gegründet, (Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerks
Aktiengesellschaft) um die Stadt Essen mit Elektrizität
zu versorgen.
Dem Vorausgegangen waren die Aktivitäten von Wilhelm Lahmeyer,
der elektrische Maschinen und vor allem leistungsfähige
Generatoren entwickelt hatte, die die Grundlage der Stromversorgung
bilden sollten.
Schon
kurze Zeit später, 1902, übernahmen die Mitgründer
Hugo Stinnes und August Thyssen RWE und begannen eine aggressive
Expansionsstrategie. Sie übernahmen die Versorgung vieler
umliegender Städte und entwickelten eine Methode, die bis
heute „erfolgreich“ ist: Sie beteiligten die Kommunen
am Aktienkapital und setzten die Bürgermeister in ihren
Aufsichtsrat, wodurch sie in kurzer Zeit große Gebietsmonopole
aufbauen- und sich exklusiv Konzessionen sichern konnten. Einer
der prominentesten RWE-Aufsichtsräte: Konrad Adenauer, Kölner
OB, von 1949 bis 1963 Bundeskanzler, und von 1920 bis 1932 im
RWE-Aufsichtsrat. Besorgt über Vorwärtsdrang von RWE
gründeten andere Akteure 1906 die VEW ( Vereinigte Elektrizitätswerke
Westfalen AG ) um RWE etwas entgegensetzen zu können. Dem
war wenig Erfolg beschieden und im Jahr 2000, als fast 100 Jahre
später, wurde VEW von RWE übernommen.
Die
immer umfangreicheren Zukäufe des RWE-Imperiums finanzierten
die Herren Stinnes und Thyssen u.a. mit Hilfe der Deutschen
Bank, die bis heute Anteilseigner bei RWE ist.
Im
ersten Weltkrieg war Hugo Stinnes einer der bedeutendsten Kriegslieferanten,
und einer der führenden Ausbeuter von
Rohstoffen in besetzen Gebieten. Für die Kriegsvorbereitungen
des zweiten Weltkrieges, also ab 1936, benötigten die Nationalsozialisten
die Mitarbeit von Konzernen wie RWE. Während des Krieges
wurden dann die Energieversorgungssysteme von Belgien, Frankreich
und den Niederlanden an das RWE Netz angeschlossen, um mehr Kapazitäten
für die deutsche Kriegswirtschaft nutzen zu können.
Nach
dem zweiten Weltkrieg mauserte sich RWE wieder schnell und
erfolgreich mit dem bewährten Rezept: Aufnahme von führenden
Kommunalpolitikern in die eigenen Gremien!
Später, im Jahr 1958 baute RWE einen ersten kleinen Atomreaktor
in Kahl, dem aber noch kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden
war. Weitere Atomkraftwerke folgten. In den 80er und 90er Jahren
fanden weitere Diversifizierungen statt. RWE engagierte sich
in Bereichen wie Müllverbrennung, im Bausektor, mit Mineralöl
und mit Druckmaschinen.
Durch
die erkennbar weltweite Verknappung von Süßwasser
entstand bei RWE die Überzeugung, dass mit der Wasserversorgung
die Konzern-Profite nach oben geschraubt werden können und
dass mit dem know-how der heimischen Wasserwerker auch Übernahmen
in Ländern der dritten Welt möglich sein sollten. Dieser Überzeugung
folgend hatte RWE im Jahr 2000 den britischen Wasser Multi Thames
Water übernommen, als neue „Führungsgesellschaft“ mit
Sitz in Reading bei London, um so international in diesem „Wachstumsmarkt“ gut
aufgestellt zu sein. Dazu die RWE AG über sich selbst:
Mit
dieser Strategie, die zunächst vom RWE-Vorstandsvorsitzenden
Dietmar Kuhnt eingefädelt,-
und später von seinem Nachfolger Harry Roels weitergeführt
wurde, hat sich die RWE AG als weltweit drittgrößter
Anbieter für Wasser- und Abwasserdienstleistungen aufgestellt.
RWE-Thames Water ist seitdem in vielen Ländern im Wassersektor
tätig, wie z.B. in Budapest/Ungarn, Berlin/Deutschland,
Shanghai/China, Jakarta/Indonesien, Bangkok/Thailiand, sowie
auch in Austrailien, Indien, Japan, Singapur, Malaysia und natürlich
London, dem Ursprungsort von Thames Water.
Um
den US-amerikanischen Markt zu erobern, kam wie bereits geschildert,
im Jahre 2003 der Erwerb von American Water Works hinzu, dem
größten amerikanischen Wasserversorger, um dessen
Verkauf sich die hier beschriebene Auseinandersetzung dreht.
Dreh- und Angelpunkt wird nun die Frage sein, ob ein mächtiger
Großkonzern, der das klare Ziel hat, Profit zu erwirtschaften,
dazu zu bewegen ist, möglicherweise mit Verlusten die Wasserbetriebe
an die jeweiligen Kommunen abzugeben.
Damit
von Seiten der Bürgerschaft in den USA dieser Schritt
erfolgreich unterstützt werden kann, erscheint es sinnvoll,
die Verwendung von Begriffen wie „Konzernleitlinien“, „Corporate
Governance“, Gemeinwohlorientierung, „Nachhaltigkeit“ oder
auch Bürger-Partizipation etwas genauer unter die Lupe zu
nehmen. Dazu ist festzustellen, dass sich RWE selbst in vorbildlicher
Rolle sieht.
- - So ist RWE z.B. Mitglied im „Global
Compact“, einer Initiative von UN-Generalsekretär
Kofi Annan. Ziel dieser Initiative ist es, das Unternehmen
Prinzipien aus den UN-Menschenrechts- grundsätzen, sowie
den Sozial und Umweltstandards in ihre Unternehmenspolitik
in Freiwilligkeit übernehmen.
- RWE selbst hat einen beeindruckenden
Verhaltenskodex verfasst und verabschiedet, der an wohl
gesetzten
Worten und Beteuerungen
keine Wünsche offen lässt.
- Ferner hat sich RWE
selbstverpflichtet, den Unternehmensleitlinien der „Cromme-Kommision“ (Corporate Governance)
freiwillig Folge zu leisten.
RWE über sich selbst:
„… Derzeit ist RWE das einzige DAX 30 Unternehmen,
das den Deutschen Corporate Governance Kodex uneingeschränkt
in allen Punkten umsetzt…“
Dieser
Corporate Governance Kodex ist eine Schöpfung aus der Ära Gerhard
Schröder stammend, auch „Cromme-Kommission“ genannt,
nach dem Kommissionsvorsitzenden Gerhard Cromme, vormals Vorstandsvorsitzender
der Thyssen-Krupp AG. Die Kommission soll über die korrekte
Führung von Großunternehmen wachen. Mit Herrn Gerhard
Cromme hat sich ein Kenner der Materie dieses verantwortungsvollen
Postens angenommen: Herr Cromme war bis 2001 Thyssen-Krupp Cheff
und darüber hinaus in Aufsichtsräten bei Allianz, Lufthansa,
EON, Hochtief, Siemens, Suez und Volkswagen u.a.
- als
Aufsichtsrat bei VW hat er die Jahrzehnte währende
Korruption beaufsichtigt
- Thyssen-Krupp hatte 1991 eine Million an die CDU „gespendet“,
was durchaus im Zusammenhang mit den 36 Thyssen-Panzern
gesehen werden kann, die nach Saudi Arabien geliefert wurden
- Thyssen-Krupp zusammen
mit Siemens hatte sich mitunter die höchsten staatlichen Subventionen einverleibt,
im Rahmen des Projekts „Transrapid-Konsortium“
- Seit kurzem droht Thyssen
Krupp ein Millionen-Bußgeld,
weil der Konzern im Bereich Elevator / Aufzüge
mit anderen Firmen Preisabsprachen getroffen haben
soll
Kurzum,
Herr Cromme ist der richtig Mann für „Corporate
Governance, das sieht man auch daran, dass in Papieren der Regierungskommission
nicht eine Adresse der Regierung,- sondern direkt die Adresse
der Thyssen-Krupp AG angegeben ist.
Damit wird verdeutlicht, dass Thyssen Krupp qualifiziert ist,
sogar hoheitliche Aufgaben zu übernehmen. Und wie der Name
schon sagt, reichen die Wurzeln von Thyssen-Krupp zurück
bis zu Alfred Thyssen in Essen, dem Mitbegründer von RWE.
Bei dem Gesagten könnte der Eindruck entstehen, dass fast
die gesamte Politik von Energiekonzernen „subventioniert“ und
dirigiert wird. Eine Wahrnehmung, deren Wahrheitsgehalt sicher
zukünftig genauer untersucht werden muss. Aber zunächst zurück
zum hauseigenen Verhaltenscodex des RWE-Konzerns und
aus selbigem Artikel 4/17:
“…RWE beschäftigt keine Mitarbeiter, die hauptberuflich öffentliche Ämter
ausüben oder hauptberuflich öffentliche Mandate innehaben.
Mit Vertretern dieses Personenkreises werden auch keine Beraterverträge
oder ähnliche entgeltliche Vereinbarungen abgeschlossen…“
Dagegen steht:
-
Dagegen
steht: bis 2004 haben Hermann-Josef Arentz, Cheff
der CDU-Sozialausschüsse
und Laurenz Meyer, ehem. Generalsekretär der
CDU, von RWE jährlich € 60.000,00 erhalten,
ohne erkennbare Gegenleistung (gemeint ist hier natürlich
normale Arbeit..)
Herr
Mayer bekam schließlich von RWE noch ein
Trostpflaster, eine Abfindung in Höhe von €
400.000.- zum Auflösen seines „Arbeitsvertrages“ rückwirkend
zum 31.12.2004.
-
Oder:
der RWE Führung liegt eine Liste
der Innenrevision vor, nach der ca.
40 Politiker ein Gehalt von RWE beziehen
und ca. 200 RWE Mitarbeiter gleichzeitig
in der Regionalpolitik aktiv sind…(aus
Financial Times Deutschland)
-
Hinzu
kommt, dass RWE (traditionell) hunderte von
Politikern in so genannten Beiräten, Regionalbeiräten
und mit Aufsichtsratsmandaten finanziell versorgt.
Dabei wird mit der begrifflichen Verkleisterung
lediglich verschleiert, dass es sich in Wirklichkeit
um eine versteckte Vorteilsgewährung handelt,
mit dem Ziel, dass die so finanzierten Politiker
helfen, die strategischen Ziele von RWE durchzusetzen.
Vergütet wird eine „Beiratstätigkeit“ derzeit
mit bis zu € 7.250,00 pro Jahr, bei Teilnahme
an 5 Sitzungen.
-
Im
Januar 2006 hat die Kölner Staatsanwaltschaft
bestätigt, auch gegen die RWE-Tochter
Thyssengas zu ermitteln, wegen der Mitfinanzierung
von Vergnügungsreisen ausgewählter
Politiker. Ermittelt wird in diesem Zusammenhang
auch gegen mehr als 150 Kommunal-politiker
und einige Manager. Der Journalist Franz Alt
drückt es noch deutlicher aus: „…Die
Politiker-Beiräte bei RWE sind faktisch
Einrichtungen zur Bestechung der Kommunen…
Interessant
ist die Klärung der Frage, warum nicht, wie im Beamtengesetz
vorgesehen, solche Einnahmen von Politikern über
einen Freibetrag hinaus an die Stadt- oder Kreiskasse
abgeliefert werden ?
Noch interessanter ist die Frage, warum in Deutschland
Hunderte von Politikern, eher Tausende, Geld oder andere
Vergünstigungen bekommen, als „Beiräte“ ,
als „Vergnügungsreisende“ oder ganz
ohne erkennbare Leistung, obwohl der 1997 neu gefasste § 331
StGB u.a. die Vorteilsannahme im Amt mit bis zu 3 Jahren
Freiheitsstrafe belegt ?!
Und weiter aus der RWE-homepage:
„…
Um eine versteckte Einflussnahme auf politische Prozesse zu verhindern,
legte der Vorstand des RWE-Konzerns im Mai 2000 fest, dass Spenden
an politische Parteien und ihnen nahe stehende Vereinigungen
oder Stiftungen verboten sind…“
Dem kann man nur beipflichten,
jedoch: Der Versicherungskonzern Allianz, Großaktionär
bei RWE, überwies 2002
der CDU € 125.000.- und der SPD, Gerechtigkeit muss sei,
den gleichen Betrag. Die Deutsche Bank, ebenfalls an RWE beteiligt,
spendierte der CDU dazu noch € 260.000. -
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Aber zurück zum RWE-Verhaltenscodex:
„…
das Handeln von RWE und ihrer Mitarbeiter ist bestimmt durch
Eigenverantwortung, Aufrichtigkeit, Loyalität sowie dem
Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt…“
(Präambel im RWE-Verhaltenscodex)
-
Was
RWE-Thames Water anbelangt, dürfte das Behauptete
nicht zutreffen. Allein 1999 bis 2002 wurde Thames Water
in über 20 Fällen
in England und Wales zu über 450.000 Pfund Bußgeld
verurteilt und setzte sich damit auf Platz 1. im Ranking
der Umweltkriminellen. Trotz dieser Verurteilungen kam
es zu keiner nennenswerten Verhaltensänderung des
Konzerns, weil of
fenbar
solche Bußgelder „peanuts“ sind
und eine akzeptable „Betriebsausgabe“ darstellen.
Oder anders gesagt: die Bußgelder sind günstiger
als ein respektvoller Umgang mit der Umwelt.
-
Oder,
um noch in England zu bleiben: jeden Tag versickern
allein im Londoner Leitungsnetz über 900
Millionen Liter Trinkwasser, weil das Tollerieren
des Verlustes für RWE-Thames Water günstiger
ist, als die Reparatur der Rohrleitungen. Die Kosten der
Umweltbelastung tragen, wie meistens, hinterher die Bürger.
-
-
besonders
abgebrüht und kaltschnäuzig muten
die Lippenbekenntnisse von RWE zur Umwelt auch deshalb
an, weil RWE nach wie vor einer der großen Atomstromriesen
ist und die Umwelt für tausende von Jahren, auch für
die nachkommenden Generationen, mit radioaktivem Müll
verseucht. Die berüchtigten Atommülltransporte,
sowie die sogenannte „Endlagerung“ wurden und
werden nötigenfalls gewaltsam durchgesetzt. Die politische
Unterstützung dazu war unter allen Regierungen
stets ausreichend abgesichert.
(RWE Kernkraftwerke: Biblis, Lippe-Ems Gmb/Lingen,
Grundremmingen, Mülheim-Kärlich)
-
über die von RWE betriebene Verstromung von Braunkohle
findet eine besonders hoher Co2-Ausstoß statt, der
wohl höchste in Europa. Ex-Bundeswirtschaftsminister
Wolfgang Clement hatte zu seiner Amtszeit (Rot-Grün)
das Gesetz für den Emissionshandel so ausgestaltet,
dass es für die RWE-Braunkohle-Emissionen günstig
ausfiel. Nun, im Februar 2006, hat Herr Clement einen Posten
als Aufsichtsrat bei RWE-Power bekommen, der für Braunkohle-
und Kernenergie zuständigen RWE-Tochter. Ein verspätetes „Dankeschön“?
Zufall ? oder Verflechtung ?
Ferner beschäftigt
sich der RWE-Verhaltenscodex auch ausgiebig mit dem Thema Korruption:
„…
monetäre Zuwendungen von Dritten darf ein RWE-Mitarbeiter
weder fordern oder entgegennehmen, noch anbieten oder
gewähren.
Dies gilt ohne Ausnahme und insbesondere gegenüber
Amtsträgern,
auch solchen ausländischer Staaten oder internationaler
Organisationen…“ (RWE-Verhaltenscodex
Art. 12, Außenbeziehungen)
Dagegen steht wieder die düstere Realität:
-
In
Lesotho wurden 2003 die RWE-Tochterunternehmen Lahmeyer
Consulting Engineers, Concor und Hochtief (inzwischen
gehört Hochtief nicht mehr zu RWE) wegen Bestechung
im Zusammenhang mit dem „Lesotho Highland Water Project“ zu
Strafzahlungen von insgesamt 1,48 Millionen US-Dollar verurteilt
!
-
Ein
anderes Beispiel sind die internationalen Aktivitäten
der RWE-Tochter Thames Water in Indonesien. Jahr 1995 begannen
Verhandlungen zwischen Thames Water und dem damaligen Indonesischen
Diktator Suharto mit dem Ziel, zusammen mit Suez die Wasserversorgung
der Hauptstadt und Mega-Metropole Jakarta übernehmen
zu wollen. Weil die damaligen Gesetze keine Beteiligung
ausländischer Unternehmen an der Wasserversorgung
zuließen, hatte der Diktator im Juli 1996 kurzerhand
dieses Gesetz außer Kraft gesetzt.
Danach, 1997 wurde
die Privatisierung beschlossen und dem Sohn des Diktators,
Sigit Suharto eine fetten Beteiligung an der neuen Gesellschaft
vermacht. Ein Korruptions-Vorgang, der bis heute nicht
wirklich aufgearbeitet wurde. 1998 folgte der Sturz des
Diktators, die Verträge mit Thames Water wurden annulliert,
aber kurze Zeit später wieder neu verhandelt.
Heute
sind immer noch-, oder wieder Suez und Thames Water die
privaten Wasserversorger in Jakarta, mit dem hinlänglich
bekannten Leidensweg für die Bevölkerung. Immer
wieder Erhöhungen des Wasserpreises, schwere Verunreinigungen,
unter anderem mit Schwermetallen und Reinigungsmitteln,
sowie die Belastung durch einen Knebelvertrag, der festlegt,
dass bei vorzeitiger Beendigung alle Investitionen des
Investors an diesen zurückgezahlt- (die Einnahmen
darf RWE-Thams Water natürlich behalten) und dass
die vereinbarten Profite für die Vertragslaufzeit
an den Konzern gezahlt werden müssten. Im Jahre 2003
wurde schließlich der Britische Botschafter eingeschaltet,
um bei der Regierung eine weitere Wasserpreiserhöhung
durchzusetzen. Anfang 2004 wurde daraufhin der Wasserpreis
um weitere 30 % erhöht.
Wenn das Wasser in Indonesien zu sehr verschmutzt
ist, gibt es für die Bürger eine Alternative:
sie können dann vom französischen Konzern
Danone ihr eigenes Wasser in Flaschen abgefüllt
(zurück-)kaufen, natürlich zu einem viel
höheren Preis. Von Danone und anderen Multis
wurden bereits viele Quellen in Indonesien „geplündert“ und
zu Rendite-Maschinen umfunktioniert.
Oder ein Passus, der ganz besonders interessant klingt:
„…
RWE erkennt die Mitverantwortung des Unternehmens und seiner
Mitarbeiter für die Entwicklung des Gemeinwohls ausdrücklich
an…“ ( Art. 17 Außenbeziehungen, RWE-Verhaltenscodex)
Werfen
wir dazu einen Blick nach Berlin. Seit die Finanzsenatorin
Anette Fugmann-Heesing
(SPD) das Ruder übernommen hatte, war das „Tafelsilber“ nicht
mehr sicher und sie verscherbelte städtische Wohnungen,
Strom- und Gasbetriebe ganz und die Wasserbetriebe von Berlin
zu
49,9 % an ein Konsortium aus RWE-Thames Water und Vivendi, heute
Veolia.
Die
Bilanz bis heute: um 25% gestiegene Wasserpreise, Abverkauf
von wertvollen Grundstücken, Halbierung der Erhaltungsinvestitionen,
sowie ein dreister Knebelvertrag, der den Steuerzahler zig Millionen
kostet: es wurde eine Renditegarantie von ca. 8 % auf das betriebsnotwendige
Kapital der Wasserbetriebe vereinbart-, also auf eine ständig
steigende Bemessungsgrundlage-, und das für einen Zeitraum
von 28 Jahren! Das bedeutet eine vertragliche Absicherung wachsender
Rendite zu Gunsten von RWE und Veolia und zu Lasten der Bürger
! Wie kann es kommen, das Politiker solche absurden –natürlich
geheim gehaltenen- Verträge unterzeichnen, obwohl Sie in
ihrem Amtseid geschworen haben, die Interessen der Bürgerschaft-
und nicht die der Konzerne zu vertreten? Viele Berliner fordern
deshalb aktuell die Re-Kommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe
und die Offenlegung der Geheimverträge! Damit sieht sich
RWE im eigenen Land mit den gleichen Forderungen konfrontiert,
wie sie derzeit auch in den USA erhoben werden. Zum
Thema Gemeinwohl hat RWE aber noch mal einen draufgesetzt:
in einer 62-Seiten Lektüre „Planet Water, Liquid
thinking, practical Solutions“ sind wunderschöne
Wasserbilder zu finden, endlose Erklärungen darüber,
wie RWE die Wasserprobleme der Welt lösen-, und wie
sich die geballte „Mitmenschlichkeit“ über
den Planeten ergießen soll.
(web: www.rwethameswater.com und da unter publications& download
)
Im Bezug auf die konkreten Auseinandersetzungen in den USA, wo
die Bürger ihr Wasser in öffentlicher Hand haben
wollen, sind folgende Sätze wichtig:
-
"…Thames Water möchte nur geschäftliche
Beziehungen zu Menschen unterhalten, die mit uns auch Geschäfte
tätigen wollen, nicht aber mit Menschen, die gezwungen
werden, gegen ihren Willen, mit dem Privatsektor zu
verhandeln…
-
… Thames Water unterstützt nicht die Bestrebungen
der WTO oder anderer multilateraler Institutionen, staatliche
Autoritäten zu zwingen ihren öffentlichen
Bereich zu liberalisieren…
-
… bei der erfolgreichen Planung und Bereitstellung
von Dienstleistungen arbeitet RWE Thames Water mit den wichtigen „Stakeholders“ zusammen,
wie den lokalen Regierungen, den lokalen Beschäftigten und
den lokalen Gemeinschaften….“
Wenn man diese drei Sätze von RWE ernst nimmt, und das
muss man im konkreten Fall, dann bestehen gute Chancen, dass
die betroffenen Bevölkerung in den USA ihr Wasser zurückbekommt.
Zusammenfassend
und abschließend stellt
sich die Frage, was können Einzelne tun, was können
aktive Gruppen und Initiativen tun, um die Bürger in den
USA
(und natürlich auch in Berlin) bei der Erreichung ihrer
Ziele zu unterstützen ?
-
Um
wirklich sicher zu gehen, das RWE die Ernsthaftigkeit
des Anliegens erkennt, ist es erforderlich, dass die
internationale Gemeinschaft mit mobilisiert und das Anliegen
der Bürger in den USA mit unterstützt und diese
Nachricht so weit wie möglich verbreitet. Besonders
wichtig ist dabei die Verbreitung in Deutschland, da
nun mal der Hauptsitz des Multi-Utility-Konzerns RWE
in Deutschland ist.
-
Hilfreich
sind ebenso alle Gespräche, die im
Rahmen- oder vor den Toren der nächsten RWE
Hauptversammlung stattfinden wird, in der Grugahalle
am Donnerstag,
dem 13. April in Essen.
-
Eine
andere Form der Unterstützung könnten
Gespräche mit den kommunalen Aktionären von
RWE sein, die unter dem Dach des VKA organisiert sind
(Verband der kommunalen RWE-Aktionäre
GmbH, Dreilindenstrasse 71, 45128 Essen,
Tel. 0201 – 22 13 77, Fax: 0201 – 22
29 74
-
Sinnvoll
sind sicherlich auch Gespräche mit-
oder Briefe an die RWE-Zuständigen oder Vorstände:
Herr Harry Roels, Vorsitzender, sowie Herr Dr. Klaus
Sturany, Herr Berthold Bonekamp, Herr Jan Zilius und
Herr Alwin Fitting, oder Herr Dr. Thomas R. Fischer,
Vorsitzender des Aufsichtsrats. (Hinweis: Herr Harry
Roels wird voraussichtlich Verständnis für
die Forderung der Bürger in den USA
haben, weil in seinem Heimatland, den Niederlanden,
seit Jahren die
Privatisierung der Wasserversorgung verboten
ist.)
Adresse:RWE AG, Opernplatz 1, 45128 Essen,
Telefon: 0201 – 12 00, Fax: 0201 – 12 15 744,
Web: www.rwe.com
Wenn genügend Menschen helfen, kann es gelingen,
dass neben Städten wie El Alto, La Paz,
Cochabamba, Santa Fe, Atlanta, Grenoble, Potsdam,
u.a. die Bürger ihr Wasser zurückbekommen
und sich die Liste der erfolgreichen Rekommunalisierungen
um weitere Städte und Gemeinden verlängern
lässt !
Kontakt
in den USA bezüglich dieses Aufrufs:
Victoria Kaplan, nationale Koordinatorin
von „Food and
Water Watch“
Telephon aus Deutschland: 001 – 202 – 797 – 6556
1400 16 th St NW, Suite 225
Mail: vkaplan@fwwatch.org
Web: www.foodandwaterwatch.org
Autor dieses Berichts: Jens Loewe, Mitglied im Stuttgarter Wasserforum
sowie im bundesweiten Wasserbündnis „WasserInBürgerhand!“
mail: info@nwwp.de, Fax: 0711 – 48 74 69, Tel. 0711 – 46
00 632
Stand: 21.3.2006
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