aktualisiert:
14. Januar 2006
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Untersuchungen |
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WasserInBürgerhand!
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aus: BBU-Wasser-Rundbrief vom
22.9.2005
„Virtuelles
Wasser“:
Wo kommt
unser Wasser tatsächlich her?
Die
Bedeutung des „virtuellen Wassers“ – das
wir „versteckt“, aber dafür in gewaltigen
Mengen Wasser aus der Dritten Welt und aus den Schwellenländern über
wasserintensive Rohstoffe (beispielsweise Baumwolle) oder
Lebensmittel importieren -, wird in Deutschland noch kaum
diskutiert. Wahrgenommen wird in der deutschen Wasserdebatte
der bei uns übliche Wasserbedarf von 120 Litern pro
Einwohner und Tag. Dass wir über unsere Rohstoff- und
Lebensmittelimporte tatsächlich ein Vielfaches Mehr
an Wasserbedarf außerhalb der deutschen Grenzen verursachen,
wird bislang ausgeblendet. Der aus unserem gigantischen Wasserimport
resultierende Anspruch auf Wassersolidarität mit der
Dritten Welt wird noch viel weniger thematisiert. Prof. Dr.
ANDREAS GROHMANN, ehemals Leiter der Trinkwasserkommission
beim Umweltbundesamt, hat jetzt den Versuch übernommen,
die Problematik des virtuellen Wassers zumindest in die Fachwelt
zu transportieren. Die „Sechs Prinzipien einer nachhaltigen
Trinkwasserversorgung“ von Prof. Dr. A. GROHMANN in
VOM WASSER fassen wir nachstehend zusammen.
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Alles Wasser dieser Welt
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Prof. GROHMANN bezieht sich bei
seinem Aufsatz auf den „Weltwasserentwicklungsbericht“.
Bevor wir in die Thematik des virtuellen Wassers einsteigen,
muss also noch geklärt werden, was eigentlich der Weltwasserentwicklungsbericht
(World Water Development Report, kurz WWDR) aussagt. Hier nun
einige Fakts zum WWDR: Der WWDR ist das Ergebnis einer Initiative
zur Abschätzung des Wasservorkommens (World Water Assessment
Programme, kurz WWAP), die im Jahre 2000 von den Vereinten
Nationen eingerichtet wurde. Nun ist er aufgrund der Zusammenarbeit
von 23 Organisationen der Vereinten Nationen im Jahre 2003
zum ersten Mal erstellt worden. Gegliedert in sechs Hauptabschnitte
umfasst der WWDR
• die weltweiten Wasservorkommen,
• den Bedarf an Wasser,
• dessen Nutzung
• und die Anforderungen an die Wassergüte.
Daraus wurden Herausforderungen und Zielsetzungen
formuliert, deren Dringlichkeit zur Umsetzung in den sieben
Fallstudien noch verdeutlicht werden. Die formulierten Herausforderungen
sind maßgebend für eine Sicherstellung einer auch
in Zukunft noch funktionierenden Trinkwasserversorgung. Im
Hinblick darauf, dass die Ressource Wasser endlich ist, gerade
im Bezug auf das Grundwasser, ist es dringend erforderlich
neue Technologien und Methoden zu entwickeln und sparsamer
bzw. nachhaltiger mit dem Trinkwasser umzugehen, so dass auch
in Zukunft jeder sein Recht auf sauberes Wasser in Anspruch
nehmen kann. Den Bericht kann man herunterladen auf:
http://www.unesco.org/water/wwap/wwdr/
table_contents.shtml
Eine deutsche Zusammenfassung gibt es auf:
http://www.unesco.org/bpi/wwdr/ World_Water_Report_exsum_ger.pdf |
1. Das Lebensprinzip |
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Trinkwasser ist
lebensnotwendig und unersetzlich - seit 2002 ist
es als ein fundamentales
Men-schenrecht anerkannt,
Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser ohne jegliche Diskriminierung
zu haben, es muss mindestens eine Menge von 20 l/Tag sein.
Jeder Person sollten am Tag aus hygienischen Gründen
50 Liter Wasser zur Verfügung stehen, um so auch Seuchen
zu verhüten. |
2. Das Kreislaufprinzip |
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Wiederholte Nutzung
des von allen unerwünschten
Stoffen vollständig gereinigten Wassers - Wasser kann
mehrfach genutzt werden, es gibt keinen (Wasser-)Verbrauch - sondern
nur einen Wasserbedarf. Auch nach einer Nutzung steht das Wasser
weiterhin zur Verfügung, nur dass es unerwünschte
Stoffe beinhaltet, die mittels Kläranlagen fast vollständig
beseitigt werden können, so dass das Recyclingwasser
nahezu wieder Grundwasserqualität aufweist. Mit zunehmender
Bevölkerungszahl
ist eine Selbstreinigung der Gewässer mittels „Durchlauf“ nicht
mehr möglich und es muss in das natürliche Kreislaufsystem
eingegriffen werden. Nachhaltig ist der Kreislauf nach folgendem
Prinzip: Gewinnung-Nutzung-Reinigung-Gewinnung ..., d.h.
die natürlichen Ressourcen werden geschont. Der WWDR geht
auf diesen Punkt kaum ein (Stichwort: use of wastewater oder
reuse). Eine gängige Praxis ist schon seit längerer
Zeit die Nutzung von gereinigtem Abwasser in der Bewässerung.
Man kann somit das verfügbare Wasser zunächst als
Trinkwasser verwenden, das daraus entstehende Abwasser reinigen
und es schließlich der Landwirtschaft zur Bewässerung
zukommen lassen. Diese Form des Kreislaufes hat noch große
Erweiterungsräume offen. |
3. Das Kontaminationsschutzprinzip |
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Schutz der Wasserressourcen
vor anthropogenen Stoffen sowie vor menschlichen und tierischen
Ausscheidungen -
auch Hygieneprinzip genannt: In unbelastetem Trinkwasser
sind grundsätzlich keine Krankheitserreger zu finden.
Die Ursache für krankmachende Keime sind immer Verunreinigungen
mit menschlichen oder tierischen Ausscheidungen, vor allem
dann, wenn Abwasser direkt eingeleitet wird. Um den Schutz
der Trink-wasserressourcen sicherzustellen, sind angemessene
Maßnahmen erforderlich, so insbesondere die vollständige
Reinigung von industriellen und häuslichen Abwässern
aber auch weitere Barrieremaßnahmen wie z.B. Bodenpassagen,
Langsamsandfiltration und Ultrafiltration mittels Membranfiltern.
Auf eine Schlusschlorung kann hingegen meist verzichtet werden,
vor allem dann, wenn das Rohrnetz intakt ist. Grund für
Epidemien ist grundsätzlich die mangelhafte Beseitigung
von Fäzes.
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4. Das Bilanzprinzip |
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Gegenüberstellung
von verfügbarem
Wasseraufkommen (Wasserdargebot) sowie tatsächlichen
importierten Wassernutzungen zur Regelung und zum Ausgleich
der Wassernutzungen - Gerade in Ländern mit
Wasserarmut ist eine gerechte und gleichmäßige
Aufteilung auf alle Nutzergruppen notwendig. Hierzu zählen
insbesondere die Landwirtschaft, die Industrie, der Naturschutz
und die
Siedlungen. Grundlage für Lösungsansätze
ist die Bilanzierung von Wasseraufkommen und Wasserbedarf
auf
der Basis verlässlicher Datensätze. Der
Mindestwasserbedarf zur Erzeugung von Lebensmitteln liegt
umgerechnet bei mindestens
1300 m3/a pro Person, während für die Trinkwasserversorgung
jedoch nur 40m3/a pro Person benötigt werden. In Deutschland
gibt es ein natürliches Wasseraufkommen von 1878 m3/a
pro Person. Jedoch ist dies nicht ausreichend,
um eine Einwohnerzahl von 82 Millionen auch mit dem virtuellen
Wasserbedarf in
vollem Umfang zu versorgen. Selbst wenn genügend landwirtschaftliche
Nutzflächen in Deutschland zur Verfügung stehen
würden,
wäre Deutschland auf Lebensmittelimporte angewiesen,
weil einfach nicht genügend Wasser zur Verfügung
steht, um die hier konsumierten Lebensmittel wachsen zu lassen.
Bei der importierten Wassermenge (virtuellem Wasser) handelt
es sich um Größenordnungen um die 500 m3/a pro
Person. Dies ist ein Vielfaches des Wasserbedarfs im Haushalt.
Durch
Verzicht eines Steaks jährlich wird ein größerer
Einspareffekt erreicht als durch Nutzung von rückgehaltenem
Regenwasser im Haushalt. Der tatsächliche Wasserbedarf
eines Menschen wird im so genannten „Water Footprint“ ausgedrückt
(siehe Kasten).
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" Aquatischer Fußabdruck"
Die EU-Nachrichten des
DNR 04/05 weisen darauf hin, dass das UNESCO Institute
for Water Educa-tion
(IHE) zusammen mit anderen in der Vereini-gung "Water
footprint" zusammengeschlossenen Organisationen einen neuen
Bericht "Water Footprints of Nations" veröffentlicht
hat. Der englischsprachige Bericht enthält u.a. eine zusammenfassende
Bewertung des Wasserverbrauchs für Konsumgüter, den
durchschnittlichen Wasserverbrauch der Menschen je nach Land und
virtuelle Wasserflüsse
zwischen den Ländern sowie den Wasserimport je nach Land. Einige
Fakten: China hat einen Pro-Kopf-Verbrauch von 1,9 m³ am Tag,
wobei 7 % außerhalb
des Landes stattfinden; Japan kommt auf 3,1 m³, davon 65 %
außerhalb
des Landes.
A. K. Chapagain, A. Y. Hoekstra:
Water footprints of nations,
Value of Water Research Report Ser. 16, 2004;
Hrsg.: UNESCO-IHE Institute for Water Education, P.O.
Box 3015,
NL-2601 DA Delft
Tel. 0031 15 / 215-1715, Fax -2921,
Internet: www.unesco-ihe.org
Bericht (2,5 MB), Anhänge (1,4 MB):
www.waterfootprint.org/Reports/
Report16Vol1.pdf
www.waterfootprint.org/Reports/
Report16Vol2.pdf
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5. Das Überwachungsprinzip |
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Sicherung der Trinkwasserqualität
durch interne und davon unabhängige externe Kontrollen -
Ohne Überwachung ist eine ordnungsgemäße
Trinkwasserversorgung nicht möglich. Grundlage der Überwachung
sind Indikatoren und Parameter, die in den verschiedensten
Regularien festgelegt
worden sind. Die Überwachungsparameter können an
unterschiedlichen Vergleichsmaßstäben festgelegt
werden, in Deutschland orientiert sich die Qualität
des Trinkwassers an unbelastetem Grundwasser. Indikatoren
dienen
zudem einer vergleichenden Bewertung, einem Ranking - nicht
nur um Entwicklungen besser verständlich zu machen,
sondern auch um Länder und Regionen besser miteinander
vergleichen zu können.
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6. Das ökonomische Prinzip |
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Finanzielle Sicherung
des Menschenrechts auf Trinkwasser in wirtschaftlicher
Form unter Be-achtung aller
Kosten für den Ressourcenschutz, Gewinnung, Verteilung, Überwachung
und Abwasserreinigung - Zu keiner Zeit war eine
Trinkwasserversorgung kostenlos möglich. In manchen
Regionen und unter manchen Lebensbedingungen gibt es Menschen,
die einen Großteil
ihres Einkommens für Trinkwasser ausgeben müssen,
insbesondere dann, wenn Wasser über Wasserhändler
oder in abgepackter Form erworben werden muss. Die Versorgung
auf festen Leitungswegen ist weit weniger kostenintensiv,
was aber bedeutet, dass Arme mit einem meist ungenügenden
Zugang zu Wasser erheblich mehr Geld investieren müssen
als Privilegierte in Bereichen mit installierter Wasserversorgung.
Unter Anwendung des Ökonomieprinzips sollte genau das
Gegenteil erreicht werden, indem zunächst die Wasserversorgung
zu Gunsten der ärmeren Bevölkerung und dann erst
die monetäre Entlastung der Privilegierten angestrebt
wird. Nach dem WWDR (World Water Development Report) gibt
es jedoch große Probleme hinsichtlich der Wahrnehmung
des Wertes von Wasser und deren Zusammenhänge im Kreislaufsystem.
Die größten Kosten im System der Wasserversorgung
entstehen bei der Einrichtung der sanitären Anlagen
im Wohnungsbereich.
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Die Schlussfolgerungen des Weltwasserreports |
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Der WWDR gibt als größtes
Hindernis der Minderung der Wasserkrise die mangelnde Kompetenz
der Verwaltungen,
Kompetenzstreitigkeiten, Korruption und mangelndes Wissen an.
Erst danach folgen als weitere Hindernisse Finanzmangel und
Mangel an Technik. Das gleiche gilt für die Einschätzung
der Entwicklungshilfe, wonach die Selbsthilfekräfte durch
ein Übermaß an Förderung regelrecht erstickt
werden. Die Mittelvergabe müsste somit also stärker
von der Performance der Nehmerländer abhängig gemacht
werden. - mk -
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Der Wasserfußabdruck der Österreicher
Jeder Österreicher
verbraucht durchschnittlich 150 Liter Wasser pro Tag
- für den direkten Konsum,
für die Hygiene und anteilig für die
Wirtschaftsproduktion. Doch diese Zahl ist nicht einmal die halbe Wahrheit.
Denn allein mit dem Konsum einer Tasse Kaffee ist ein Verbrauch von
140 Liter Wasser verknüpft. Und zwar in Form von "virtuellem
Wasser". Darunter
versteht man jene Wassermenge, die in ein Produkt quasi "eingebettet" ist,
weil sie zur Produktion des Gutes erforderlich war. In dieser Rechnung
ist es unerheblich, ob das Wasser aus künstlicher Bewässerung
("blaues
Wasser") oder direkt aus Niederschlägen ("grünes
Wasser")
stammt. Um beim Beispiel Kaffee zu bleiben: Die Wassermenge, die die Österreicher
indirekt durch den Kaffee-Konsum verbrauchen, ist fast gleich groß wie
jenes Volumen, das in der österreichischen Siedlungs-Wasserwirtschaft
bewegt wird. Seit dem der Londoner Geograf TONY ALLAN Mitte der 90er
Jahre das Konzept
des "virtuellen Wassers" begründet hat, geht man davon
aus, dass sich lt. UNESCO-Angaben in einem Kilo Weizen 1100 Liter Wasser,
in einem
Liter
Milch 800 Liter Wasser, in einem Kilo Eier rund 4500 Liter und in einem
Kilo Rindfleisch sogar 22.000 Liter verbergen.
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Über die Wassereffizienz von Bananen
Das
Konzept des "virtuellen Wassers" hat auch
gravierende ökonomische
Konsequenzen - und zwar wenn man verschiedene Länder vergleicht.
Denn über
den Umweg des "virtuellen Wassers" werden gigantische Wassermengen
auf der Welt umverteilt. Wenn ein Land ein Gut, das mit hohem Wasserverbrauch
produziert wurde, exportiert, dann fließt "virtuelles Wasser" ab.
Thailand, die USA oder Argentinien sind so gesehen große Wasser-Exporteure,
Japan, Italien oder die Niederlande sind Importeure. Neben der Export-
und Importstruktur ist auch die Effizienz der Wassernutzung in den
einzelnen Staaten wesentlich.
Der österreichische Wasser-Experte ROLAND TREITLER hat dazu ein
Ranking unter 147 Staaten erstellt, in das die Wasser-Effizienz bei der
Produktion von
mehr als 70 Agrargütern eingeflossen ist. Am effizientesten ist
demnach Großbritannien, gefolgt von Irland und Japan. Österreich
liegt auf dem 9. Platz, direkt vor Malaysia und China. Im Ranking weit
zurück liegen
Staaten wie Ungarn, Jordanien oder die Mongolei. Schlusslicht ist Tunesien.
Im Ländervergleich fällt ein Zusammenhang zwischen Wasserreichtum
und Effizienz auf.
"Paradoxerweise
werden in vielen Ländern, die an Wasserknappheit
leiden, die spärlichen Wasserressourcen nicht
so effizient genutzt",
sagt der Ökonom.
Das kann verschiedene Gründe haben: etwa eine aus
Kapitalmangel nicht so gut ausgebaute und gewartete Infrastruktur,
schlechtere Bewässerungssysteme oder die Wahl ungünstiger
Pflanzensorten. TREITLER nennt dafür ein konkretes
Beispiel: Bananen werden in Lateinamerika wesentlich
wassereffizienter produziert als in Afrika. Die Folge: Die EU importiere
zwar nur 22 Prozent ihrer Bananen aus Afrika, das entspreche
aber 55 Prozent des virtuellen
Wasserimports in Form von Bananen. "Das heißt, dass die
EU ein ineffizientes Produkt importiert", kommentiert der Experte
diese Zahlen. Solche verblüffenden
Rechnungen haben zwei wichtige politische Implikationen: Erstens
könnte
eine Umorientierung der Pro-duktionsstrukturen und Handelsströme
die Weltwirtschaft effizienter machen. Wasserarme Entwicklungsländer
wären etwa besser
dran, wenn sie mehr lokale, dem Standort angepasste Pflanzen anbauen
- und nicht so sehr auf hochpreisige Luxusgüter mit einem hohen
Gehalt an "virtuellem
Wasser" setzen. TREITLERS Forscherkollege CHRISTIAN
HELMENSTEIN, tätig
am „Institut für höhere Studien“ (IHS), merkt
dazu an: "Wenn
es nicht traditionelle Handelsbeziehungen gäbe, dann könnte
die Welt effizienter sein." Freilich gilt das nur unter der
Voraussetzung, dass den betroffenen Staaten auch Alternativen zur
Verfügung stehen. TREITLER: "Die
Frage ist, wie bringe ich die Länder dazu, effizienter zu produzieren?" Und
damit ist man mitten in der zweiten Implikation: der Entwicklungspolitik.
(Nach einem Bericht der österreichischen Tageszeitung DIE PRESSE
vom 14.05.05.)
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aus: BBU-Wasser-Rundbrief vom
12.12.2005
„Virtuelles Wasser“ auf
der WASSER BERLIN
Wie bereits der RUNDBR.
806 widmet sich auch diese Ausgabe wiederum dem „Virtuellen
Wasser“, also unserem enormen Import von „verdeckten
Wasser“ – ein Aspekt der internationalen Wasserwirtschaft,
der noch viel zu wenig in seiner Tragweite diskutiert wird.
Wir wollen das ändern: Auf der WASSER BERLIN vom 3. bis
7. April 2006 wird sich der Ak Wasser im BBU mit einem Ausstellungsbeitrag
zum Thema „Virtuelles Wasser“ beteiligen. Berliner
LeserInnen des RUNDBR., die uns im April bei der Ausstellungsstandbetreuung
sowie beim Auf- und Abbau unterstützen wollen, können
sich gerne bei uns melden. Über originelle Ideen, wie
sich das Thema „Virtuelles Wasser“ auch schülergerecht
umsetzen lässt, freuen wir uns ebenfalls!
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Wer hat „Virtuelles Wasser“ erfunden? |
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Der Begriff „Virtuelles
Wasser“ hat
sich für den Wasserbedarf eingebürgert, der für
den gesamten Erzeugungsprozess eines Agrar- oder Industrieprodukts
benötigt wird. Nach A.Y. HOEKSTRA ist
„virtual water
the water 'embodied’ in a product, not in real
sense, but in virtual sense. It refers to the water needed
for the production
of the product”.
In Anlehnung an den „ökologischen
Rucksack“, der den gesamten Materialaufwand
umfasst, wird mit dem Begriff des „virtuellen
Wassers“ sozusagen
der aquatische Rucksack von Gütern und Dienstleistungen
ausgedrückt. „Virtuelles Wasser“ ist
ein wichtiges Hilfsmittel für die ganzheitliche
Berechnung des Wasserverbrauchs eines Landes. Der
Wasserverbrauch ist die Summe aus inländischem
Verbrauch und Import von „virtuellem Wasser“ (Import
von Produkten), minus dem Export des virtuellen
Wassers (Export von Produkten) eines Landes. Erstmals
definiert wurde der Begriff „Virtuelles
Wasser“ 1994 von J.A. ALLAN, einem Wasserexperten
am Institut für Orientalische und Afrikanische
Studien der Londoner Universität. Die ursprüngliche
Idee kann man aber bis in die 80er zurückverfolgen,
in denen der Israeli GIEDEON FIS-HELSON eine Analyse
der in Israel produzierten
und für den Export bestimmten Agrarprodukte vornahm. Schon
zu dieser Zeit stellte er den Sinn dieser „Verschwendung“ kostbaren
Wassers in Frage. Es dauerte jedoch fast noch ein Jahrzehnt bis dieses
Konzept international
bekannt wurde, denn erst im Dezember 2002 fand die erste internationale
Zusammenkunft in Delft in den Niederlanden statt, auf der die Thematik
breit erörtert
wurde. Im März 2003 wurde das Thema beim World Water Forum in
Japan erneut aufgegriffen. Die führenden Forscher auf dem Gebiet
sind heute nach wie vor J.A. ALLAN aber auch A.Y. HOEKSTRA und P.Q.
HUNG sowie D. RENAULT und D.
ZIMMER. Durch das Wissen wie viel „virtuelles Wasser“ ein
Produkt enthält, wird Umsichtigkeit und Aufmerksamkeit erzeugt,
was schlussendlich zu einem bewussteren Verbrauch anregen kann.
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Die wichtigsten Forschungen zu virtuellem
Wasser |
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Es gibt drei unabhängige
Studien zu den internationalen Handelsströmen von virtuellem
Wasser. Von HOEKSTRA & HUNG sowie von CHAPAIGN & HOEKSTRA
ist die des IHE (Institute for Water Education der UNESCO),
sie analysiert
den globalen Handel mit virtuellem Wasser in den Jahren 1995-1999.
67 % des virtuellen Wassers lag in Lebensmitteln, 23 % im
Handel mit lebenden Tieren und nur 10 % in Industrieprodukten.
Die Studie
des World Water Council in Zusammenarbeit mit der FAO ist von
RENAULT & ZIMMER, sie befasste sich mit dem globalen Handel
mit virtuellem Wasser im Jahr 2000. 60 % des virtuellen Wasser
enthielten vegetarische Produkte, 14 % in Fisch und Meeresfrüchten,
13 % in tierischen Produkten und 13 % im Handel mit Fleisch.
Im Gegensatz zur Studie des IHE liegt hier der Schwerpunkt
beim virtuellen Wasser, das sich in den Produkten der importierenden
Länder befindet. Die dritte Studie stammt von einer japanischen
Forschergruppe, welche beide Aspekte betrachtet. Zum einen
die Perspektive der exportierenden Länder und zum anderen
die der importierenden Länder. Alle drei Analysen haben
jedoch eine Gemeinsamkeit - und zwar die, dass keine das Thema
erschöpfen
konnte und alle nur einen groben Überblick über das
ganze Aus-maß des Handels mit virtuellem Wasser geben.
Schwierigkeiten der Berechnung ergeben sich beispilsweise
dadurch, dass der tatsächliche Wasserbedarf variiert
je nach den klimatischen Verhältnissen in den entsprechenden
Regionen aber auch nach der Zeit und der Effizienz des Wassereinsatzes,
z.B. aufgrund von neuen technologisch hochentwickelten präzisen
Bewässerungssystemen.
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Der aquatische Rucksack eines T-Shirts
In
den zuvor genannten Studien wurde für verschiedene
Produkte der Gehalt an virtuellem Wasser berechnet.
So „enthält“ 1 kg Weizen z.B.
1.000 - 2.000 kg, 1 kg Käse ca. 5.000 kg und 1 kg Rindfleisch über
16.000 kg „virtuelles Wasser“. In einem einzigen Baumwoll-T-Shirt
stecken 20.000 l „virtuelles Wasser“ und zur Herstellung
eines Autos werden unter Einbezug der gesamten Produktionskette 400.000
l Wasser benötigt.
In einer modernen Autofabrik selbst, wo nur noch die Einzelteile zusammengesetzt
werden, kommt man inzwischen mit weniger als 2.000 l aus. Weizen wird
bei einem Wasserverbrauch von 465 m3 Wasser pro Tonne am effizientesten
in der Slowakei
angebaut (100% effizient), während der Anbau von Weizen in Somalia
am ineffizientesten ist, da dort 18.000 m3/t benötigt wird (0% effizient).
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Virtuelles Wasser in der Produktionsstrategie
berücksichtigen! |
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Aus der Betrachtung der
virtuellen Wasserströme
um den Globus folgt, dass ein arides Land ein Vielfaches an
Wasser benötigen kann, um ein Kilogramm desselben Produktes
zu produzieren wie ein Land oder eine Region mit einem humiden
Klima. Gerade in Ländern welche unter Wasserknappheit
leiden, stellt sich an dieser Stelle die Frage, wie viel Wasser
man sparen könnte, wenn man das entsprechende Produkt
importiert statt es selbst anzupflanzen. Aus der ökonomischen
Sichtweise heraus kann es sinnvoll sein, Produkte mit einem
hohen Bedarf
an Wasser, in wasserreichen Ländern zu produzieren und
nur solche mit einem niedrigen Bedarf an Wasser in ariden oder
semi-ariden
Ländern anzubauen, damit die natürliche Ressource
Wasser so weit wie möglich geschont wird. Unabhängig
davon bleibt es aber sehr wichtig, den richtigen Zeitpunkt
des Anbaus
zu wählen bzw. für Trockenperioden vorzusorgen, indem
man große Wasserspeicher anlegt und auch durch neue Bewässerungsmethoden
gezielter und mit kleineren Versickerungs- und Verdunstungsraten
den Wassereinsatz reduziert.
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Virtuelles Wasser im Internet |
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Die größten Exporteure
von „virtuellem
Wasser“ zwischen 1995 und 1999 waren die USA, Kanada,
Thailand, Argentinien und Indien. Die größten Wasserimporteure
waren im gleichen Zeitraum Sri Lanka, Japan, die Niederlande,
Korea und China. Aus den FAO-Daten können die „Wasserfußabdrücke“ von
Nationen berechnet werden, die abhängig sind vom Klima,
dem Boden, den Anbaumethoden und der (Bewässerungs-)Technologie – neuere
Bewässerungsanlagen können Wasser zielgenau dosieren,
so dass nur sehr wenig Wasser verdunstet bzw. ungenutzt im
Boden versickert. Jeder Mensch konsumiert mit seiner Nahrung
täglich über
2.300 l an „Virtuellem Wasser“, in einem Industrieland
liegt der Bedarf an virtuellem Wasser aufgrund des höheren
Fleischkonsums sogar bei ca. 4.000 l pro Tag. Dem steht bei
uns ein realer Wasserbedarf von etwa 130 l gegenüber.
Wer sich besser zu diesem Thema informieren möchte, insbesondere
auch zu den verschiedenen Berechnungsmethoden, sollte vor
allem die Berichte der UNESCO lesen. Die nachfolgen aufgeführten
websites verschaffen einen detaillierten Überblick über
das Thema.
http://www.ihe.nl/download/projects/report12-hoekstra.pdf
http://www.ihe.nl/download/projects/report11-hoekstra-hung.pdf
http://www.igbp.kva.se/uploads/NL_54_1_Hoekstra.pdf
http://www.unesco.ch/actualcontent/new/virtualwater/dossier_virtuelles_wasser.html
http://www.waterfootprint.org
http://www.waterfootprint.org/Reports/Report14.pdf
http://www.waterfootprint.org/Reports/Report15.pfd
http://www.waterfootprint.org/Reports/Report16Vol1.pdf
http://www.waterfootprint.org/Reports/Report16Vol2.pdf
http://www.waterfootprint.org/Reports/Hoekstra_Hung_(2005).pdf
http://www.wateryear2003.org
http://www.fao.org
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Von den Segnungen (?) des Virtuellen Wasserhandels |
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Um in (semi-)ariden Gebieten
den Druck von der Ressource Wasser zu nehmen, wird vorgeschlagen,
dass die
Wassermangelgebiete
wasserintensive Produkte importieren - anstatt diese Produkte
selbst anzubauen. Ferner solle die dortige Produktion auf
weniger wasserintensive Bereiche verlagert werden, um dann
schwerpunktmäßig
die daraus resultierenden Produkte zu exportieren. Derartige
Vorschläge werden als ein Beitrag zu einem entwicklungs-
und friedenspolitisches Konzept zur Lösung der globalen
Wasserkrise und zur Ernährungssicherung betrachtet (siehe
Kasten). Internationale Tauschbeziehungen würden nicht
mehr durch Geldeinheiten bewertet, sondern in Wasseräquivalenten
(m3/t) vermittelt.
Der virtuelle Wasserhandel kann
gesehen werden als:
- Alternative Süßwasserressource
in Gebieten mit Wasserknappheit
- Instrument zur Lösung politischer
Probleme („Wasser-Kriege“)
- Nutzung komparativer Kostenvorteile
im internationalen Handel
- Instrument zur Steigerung der Effizienz
der globalen Wassernutzung (Realisierung faktischer
Wassereinsparung)
- Alternative zu realen, Flusseinzugsgebiete übergreifende
- Strategie zur Speicherung von Wasser
(Nahrungsmittellagerung)
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Allerdings verbergen sich hinter
diesem theoretischen Konstrukt noch zahlreiche nicht gelöste
Fragen und Probleme:
-
Wer ist befugt, den
semiariden Ländern vorzuschreiben (oder auch
nur vorzuschlagen), welche Produkte sie anbauen bzw. herstellen dürfen?
-
Wie vertragen sich solche Vorschläge mit der Akzeptanz von VerbraucherInnen
und ProduzentInnen und mit der Sicherung der gesellschaftlichen Entwicklungsfähigkeit?
-
Welche Folgen hätten
Produktionsumstellungen für Frauen als
Wirtschaftende in subsistenz- und erwerbwirtschaftlich geprägten
Bereichen?
-
Wie können in
einem integrierten Wasserressourcenmanagements die partizipatorischen
Ansprüche (die Mitsprachemöglichkeiten der Produzenten
und Konsumenten) halbwegs gewährleistet werden?
-
Welche Konsequenzen
hat der virtuelle Wasserhandel für die lokalen Ökonomien
als wesentliches Element von Entwicklungsstrategien (Vernachlässigung
der ökonomischen,
sozialen und kulturellen Implikationen des virtuellen Wasserhandels)?
-
Wie verändert
sich der gesellschaftliche Umgang mit Wasser?
Als eines der weiteren
Probleme wird bewertet, dass es zu
einer Verstärkung
der Abhängigkeit der Importländer im virtuellen Wasserhandel
kommen könnte. Wie sich die Weltmarktpreise für Agrarprodukte
sowie für
weniger wasserintensive Substitute entwickeln könnte, lässt
sich schwer prognostizieren. Bei der Preisentwicklung spielt
auch die ambivalente Stellung
der Agrarsubventionen im Norden eine Rolle. Als Herausforderungen
in importierenden Ländern werden folgende Punkte benannt:
-
Wie verändern
sich dadurch Produktions-, Arbeitsmarkts- und Einkommensstrukturen?
-
Wird
die Anpassungsfähigkeit
in teilweise stark traditionellen Gesellschaften überfordert?
-
Wie kann
bei einer Umstellung der Produktion die Sicherung politischer
Stabilität
gewährleistet werden?
-
Wie lässt sich
ein gesellschaftlichen Konsens über die Gestaltung
der Reproduktion erreichen?
-
Wie passen
eine Veränderung
von Konsumstrukturen und Lebensstilen mit traditionellen
religiösen Gewohnheiten zusam-men und wie kann dabei
der Erhalt der Vielfalt von Ernährungsweisen
und –kulturen gewahrt
bleiben?
-
Welchen
Einfluss hätten Produktionsumstellungen auf den Erhalt
der Biodiversität?
-
Wie ist
die Ausblendung von Macht- und Geschlechterverhältnissen
bei der Verteilung von Ressourcen und Gütern
durch den virtuellen Wasserhandel zu bewerten?
-
Kann der Virtueller
Wasserhandel als Machtinstrument missbraucht werden?
Weitere
ungeklärte Fragen unter:
http://www.isoe.de/ftp/pdfarchiv.htm#wasser -mk- |
Wasser irrelevant für die Weltnahrungsmittelversorgung? |
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Das Erstaunliche zuerst: Eine
Wasserkrise, die zu einer Unterversorgung der Weltbevölkerung
mit Lebensmitteln führen könnte, ist im „Agricultural
Outlook 2005-2014“ von
OECD und FAO nicht im Ansatz erkennbar. Da bekanntlich die
Landwirtschaft der bei weitem größte Nutzer der
Süßwasservorkommen
ist, kann daraus in Analogie geschlossen werden, dass auch
in den übrigen Wasserbedarfssektoren (urbaner Bereich,
Industriebereich) nicht mit einer grundsätzlichen Wasserkrise
zu rechnen ist - sondern allenfalls mit lokalen Ungleichgewichten
zwischen
Dargebot und Bedarf. Das Buch unternimmt es, erstmalig einen
Ausblick auf die Lebensmittelversorgung der Weltbevölkerung
in der kommenden Dekade zu vermitteln. Es behandelt die Warengruppen
Weizen, Getreide, Ölsamen mit Ölsamenprodukten (Futtermittel),
Zucker, Fleisch und Milchprodukte. Die Methodik beruht auf
den Jahresberichten und den Erfahrungen der OECD (Organisation
for Economic Cooperation and Development; Forum einer Zusammenarbeit
von 30 demokratisch regierten Ländern), die aber für
diesen Ausblick die verantwortliche Mitarbeit der FAO (Food
and Agriculture Organisation of the United Nations) mit einbezieht
um zu belastbaren Aussagen für die gesamte Weltbevölkerung
zu gelangen. Mit berücksichtigt werden China, Indien
und die afrikanischen Staatengemeinschaft.
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Weltlebensmittelversorgung – no problems! |
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Die Quintessenz des Buches
ist die optimistische Feststellung, dass trotz steigender Weltbevölkerung
die Lebensmittelversorgung gesichert ist. Dem wachsenden Konsum
steht
eine Erweiterung der Produktionsflächen und eine höhere
Produktivität gegenüber, so dass insgesamt sogar
mit fallenden Preisen zu rechnen ist. Störend für
den Welthandel sind abschottende Regelungen der Industriestaaten
und Sonderregelungen für die einzelnen Produktgruppen,
die jede für sich einer sorgfältigen Analyse (nur
aus ökonomischer
Sicht, nicht aus Sicht des Umweltschutzes) unterzogen werden.
Kein Wort findet sich dagegen über die Schwierigkeiten
der Wasserversorgung in immer mehr Weltregionen. Die Tatsache,
dass etwa 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser haben, ist offensichtlich für die Welternährung
irrelevant, jedenfalls entstehen dadurch keine zusätzlichen
Produktionskosten, wenn man dem Buch Glauben schenken will.
Auch wenn das Buch auf
Wasser als sensitivem landwirtschaftlichem Produktionsmittel
im Besonderen und auf Wasserstress im Allgemeinen nicht eingeht,
so müssen Wasserexperten doch auf dieses Buch mit seinen
zahlreichen statistischen Angaben zurückgreifen, wenn
die weltweite Wassernutzung und der Wasserkreislauf zur Diskussion
stehen. Durch Verknüpfung der Daten des Buches über
den Welthandel - z.B. mit Getreidekörnern (etwa 100 Millionen
Tonnen) oder mit Fleisch (etwa 5 Millionen Tonnen) - mit Daten
zur Wassernutzung für diese Produkte (etwa 1 bzw. 15 cbm
je kg Produkt) aus dem WWDR (World Water Development Report
der UNO; s. RUNDBR. 806/3 folgt ein virtueller Wasserstrom
von mehr
als 7000 m3/s (220 km3/a), der mit dem Rindfleisch in die USA
fließt bzw. mit dem Getreide aus den USA z.B. nach Europa.
Diese Mengen übertreffen den Weltbedarf an Trinkwasser.
Damit sei auf die Bedeutung des Welthandels mit Lebensmitteln
einerseits für die Bewältigung von Wasserstress in
den Importländern und andererseits aber, was bisher übersehen
wird, auch für die Entstehung von Wasserstress in einigen
Ex-portregionen der Welt, bis hin zu Wasserkrise, hingewiesen.
Die Begriffe „virtuelles Wasser“ und „verlagerte
Wassernutzung“ erhalten vor diesem Hintergrund besondere
Brisanz. Deshalb ist das hier besprochene Buch auch für
Wasserfachleute von besonderem Wert. Denn der Wälzer
liefert die Basisdaten, um virtuelle Wasserströme berechnen
zu können.
Agricultural Outlook 2005-2014
OECD, FAO
OECD Publishing, ISBN 92-64-01018-1,
paperback 50 € oder E-book (pdf-Format) 35 €; 187 Seiten, mit zahlreichen
Abbildungen und Tabellen
-ag- |
aus: BBU-Wasser-Rundbrief vom
22.4.2006
"Virtuelles Wasser" auf der WASSER Berlin |
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Auf der WASSER BERLIN vom 3. bis 7. April
2006 war der Ak Wasser im BBU in der Infoschau „WASsERLEBEN“ mit
einer Ausstellung zum „virtuellen Wasser“ vertreten
(s. RUNDBR. 814/1, 806/1). Verdeutlicht wurde auf unserer Ausstellung,
dass der Wasserbedarf
in Deutschlands Haushalten mit abnehmender Tendenz bei inzwischen
126 Litern pro Einwohner und Tag liegt, dass aber unsere „virtuelle“ Wassernutzung
im ländlichen Raum und im Ausland für Ernährung
und Kleidung um ein Vielfaches höher liegt - nämlich
bei 4.000 Liter pro Einwohner und Tag (Tendenz: steigend). Über
20.000 Berliner SchülerInnen staunten, als sie an unserem
Ausstellungsstand an Hand eines 20 Kubikmeter großen Würfel
erfuhren, dass allein für die Produktion der Baumwolle für
ein T-Shirts bis zu 20 Kubikmeter Bewässerungswasser benötigt
werden.
Wo verbirgt sich wie viel „Virtuelles
Wasser“?
1 Glas Wein (125 ml)
1 Glas Apfelsaft (200 ml)
1 Glas Organgensaft (200 ml)
1 Tüte Kartoffelchips (200 g)
1 Hamburger (150 g)
1 Tomate (70 g)
1 Organge (100 g)
1 Ei (40 g)
1 Paar Schuhe (bovine leather)
1 Mikrochip (2 g) |
120 l Wasser
190 l Wasser
170 l Wasser
185 l Wasser
2.400 l Wasser
13 l Wasser
50 l Wasser
135 l Wasser
8.000 l Wasser
32 l Wasser |
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Auf dem Kubus
wurde zudem illustriert, dass wir mit unseren Gemüseimporten
aus den Plastikkulturen in Andalusien auch 100 bis 150 Millionen
Kubikmeter „virtuelles Wasser“ »importieren«.
Der Begriff des „virtuellen Wassers“ drückt
somit aus, dass wir es uns auf Kosten des Wasserhaushaltes anderenorts
gut gehen lassen. Vor allem der globalisierte Handel mit Agrarprodukten
ist mit riesigen Verschiebungen in der Wassernutzung verbunden.
Die Aneignung des „virtuellen Wassers“ durch die
urbanen Zentren verschärft die Wasserkrisen und -konflikte
in den trockenen Regionen der Erde. Auf einem Rundgespräch
diskutierten wir mit Fachleuten und Bundestagsabgeordneten, welche
Folgerungen aus dieser Entwicklung künftig gezogen werden
sollten.
AbonnentInnen des BBU-WASSER-RUNDBRIEFS
können
kostenlos unseren 24seitigen Ausstellungsreader in der Papierfassung
anfordern. Der Reader und weitere Unterlagen zum „Virtuellen
Wasser“ stehen auch auf unserer Homepage www.akwasser.de "Virtuelles
Wasser"
zum Download bereit.
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