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Veolia ist der zweite französische Mega-Konzern, der auf dem Weltmarkt
agiert. Auch Veolia ist aus einem Wasserunternehmen hervorgegangen,
das bereits im 19. Jahrundert gegründet wurde, der Compagnie
Générale des Eaux. Unter diesem Namen steigt das Unternehmen
zu einem der größten weltweit operierenden Multi-Utility-Konzerne im
Bereich Wasserversorgung und Abwasserversorgung auf. Ab 1998
gab sich die Compagnie
Générale des Eaux den einprägsamen Namen Vivendi
und verfolgte unter der Führung Jean-Marie Messiers ehrgeizige
Ziele. Messier bereitete die umfassende Umstrukturierung
der Geschäftsbereiche des Konzerns vor: Die in Skandale und
Probeme verwickelte Immobilien- und Bausparte wurde verkauft
und der Bereich Wasser, Energie und Verkehr wurde in einer
neuen Gesellschaft, Vivendi Environnement zusammengefasst
und zu mehr als einem Drittel auf den Kapitalmarkt gebracht.
Mit
den Erlösen und hohen Krediten wurden dann im Zuge des Booms
der New Economy zahlreiche Unternehmen, vor allem im
Medienbereich, aufgekauft. In einem fulminanten Anfang
schloss sich Vivende mit dem TV-Unternehmen Canal+ und dem
Unterhaltungskonzern
Seagram, zu dem u.a. die Universal Studios gehören, zusammen.
Um die Aktionäre in das Hoffnungsgeschäft Medien und Telekommunikation
zu locken, wurden die Schulden des Konzerns auf den Bereich
Umweltdienstleistungen verschoben und amit auf Wasser-
und Stromabrechnungen, Müllgebühren und Bahntickets zahlreicher
Menschen in aller Welt verteilt (...). Die Wasserversorgung
von Millionen Menschen wurde so finanziell mit äußerst riskanten
Finanztransaktionen zum Aufbau des zweitgrößten Medien- und
Telekommunikationskonzerns der Welt verknüpft.
Der
Einbruch ließ nicht lange auf sich warten, Veolia (damals:Vivendi)
hatte sich mit seinen ehrgeizigen Plänen übernommen. Als der
Schuldenberg von 34 Milliarden Euro in der internationalen
Presse bekannt wurde, brach der Aktienkurs sein. Konzernchef
Messier musste seinen Posten verlassen, und eine Bankengruppe
rettete das Unternehmen mit Krediten von zunächst einer und
dann weiteren drei Milliarden Euro. Veolia/Vivendi verkaufte
in der Folge riesige Unternehmensanteile, um sich zu konsolidieren
(...).
Auch
der Wasserbereich war von den finanziellen Nöten des Konzerns
betroffen: So veräußerte Veolia/Vivendi im Juni 2003 die Mehrheit
an der Tochter Vivendi Environnement und kündigte einen kompletten
Verkauf an. Im Versorgungsbereich entstand so ein neues Unternehmen,
das sich von dem schlechten Image seines Mutterkonzerns lösen
wollte und sich deswegen einen neuen Namen gab: Veolia Environnement.
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Veolia
ist nun das gemeinsame Dach für den Abfallentsorger Onyx, das
Transportunternehmen Connex, den Energieversorger Dalkia und
Veolia Water. Jedes dieser Unternehmen hat wieder zahlreiche
Tochterfirmen. In Deutschland ist Veolia in Berlin, Gera und
Weihwasser/Sachsen im Wassersektor aktiv. In Berlin teilen
sich Veolia und RWE einen Anteil von 49 Prozent an den Berliner
Wasserbetrieben. Den BerlinerInnen brachte die Privatisierung
wenig Freude: mit Beginn des Jahres 2004 wurden die Wasserpreise
um 15 Prozent erhöht, der Senat der Stadt Berlin stimmte einem
Aussetzen der vertraglich festgelegten Konzessionszahlungen
an die öffentliche Kasse zu, 1000 Arbeitsplätze gingen seit
der Teilprivatisierung bereits verloren (Donnerstagskreis
2003).
Vor allem durch einen niedrigeren
Wasserverbrauch blieben dem Konzern die Gewinne aus - die vertraglich
festgeschriebene Rendite wird dennoch ausgezahlt und durch die
genannten Maßnahmen eingetrieben.
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Mit rund
25 Millionen Kunden im Inland ist Veolia zum einen der größte
Wasserversorger Frankreichs, zum anderen bezüglich des Umsatzes
im Wasserbereich kurz vor Suez/Ondeo die Nummer Eins auch im
internationalen Wassergeschäft. Veolia ist in allen Regionen
der Welt präsent. Einige Entwicklungen aus dem Jahr 2003 zeigen
auf, wie es mit Veolias Engagement auf den Weltmärkten steht:
Im
Februar 2003 entscheid sich die Regierung des Staates Paraná/Brasilien
gegen eine weitere Beteiligung Veolias, um die öffentliche
Kontrolle über ihre Wasserversorgung zurück zu gewinnen. Der
Vertrag zwischen dem Staat Paraná und Veolia über eine 40%ige
Beteiligung des französischen Konzerns an dem staatlichen Wasserversorgungsunternehmen
SANEPAR hatte dem Konzern alle Rechte über Personalplanung,
Kredite und Wasserpreise zugesprochen. Entsprechend hatte das
von Veolia geführte Konsortium sehr hohe Dividenden zu Lasten
von Investitionen in die Infrastruktur und der Wasserpreise
vergeben. Im selben Jahr setzte Veolia auch in der Region Catamarca/Argentinien
die lokalen Behörden unter Druck und drohte mit einem Rückzug.
Grund war Veolias Drängen auf eine Erhöhung der Wasserpreise
(...).
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Ebenso
wir bei Suez/Ondeo führte auch Veolias riskanter Expansionskurs
auf den weltweiten Wassermärkten nicht zu den erhofften Gewinnen.
Das Unternehmen trieb nicht nur sich selbst bis an den Rand
des Tuins, sondern wälzte seine Schulden auf die Wasserrechnungen
vieler Menschen weiltweit ab. Veolia verkündete bereits 2001,
dass dem Konzern das Geschäft in einigen Entwicklungsländern
nicht mehr lukrativ genug erscheint und richtet nun sein Augenmerk
zusehends auf weniger riskante Märkte (...).
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