aktualisiert:
20. August 2005

 

 

 

 

 

 

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WasserInBürgerhand!

 

Vivendi/Veolia

Auszug aus dem Weed Arbeitspapier
"Sprudelnde Gewinne? – Transnationale Konzerne im Wassersektor und die Rolle des GATS"
von Christina Deckwirth

Bonn, Februar 2004
ISBN 3-939383-03-4
Email: weed@weed-online.org
www.weed-online.org

Wasser, Multimedia und hohe Schulden
 


Veolia ist der zweite französische Mega-Konzern, der auf dem Weltmarkt agiert. Auch Veolia ist aus einem Wasserunternehmen hervorgegangen, das bereits im 19. Jahrundert gegründet wurde, der Compagnie Générale des Eaux. Unter diesem Namen steigt das Unternehmen zu einem der größten weltweit operierenden Multi-Utility-Konzerne
im Bereich Wasserversorgung und Abwasserversorgung auf. Ab 1998 gab sich die Compagnie Générale des Eaux den einprägsamen Namen Vivendi und verfolgte unter der Führung Jean-Marie Messiers ehrgeizige Ziele. Messier bereitete die umfassende Umstrukturierung der Geschäftsbereiche des Konzerns vor: Die in Skandale und Probeme verwickelte Immobilien- und Bausparte wurde verkauft und der Bereich Wasser, Energie und Verkehr wurde in einer neuen Gesellschaft, Vivendi Environnement zusammengefasst und zu mehr als einem Drittel auf den Kapitalmarkt gebracht.

Mit den Erlösen und hohen Krediten wurden dann im Zuge des Booms der New Economy zahlreiche Unternehmen, vor allem im Medienbereich, aufgekauft. In einem fulminanten Anfang schloss sich Vivende mit dem TV-Unternehmen Canal+ und dem Unterhaltungskonzern Seagram, zu dem u.a. die Universal Studios gehören, zusammen. Um die Aktionäre in das Hoffnungsgeschäft Medien und Telekommunikation zu locken, wurden die Schulden des Konzerns auf den Bereich Umweltdienstleistungen verschoben und amit auf Wasser- und Stromabrechnungen, Müllgebühren und Bahntickets zahlreicher Menschen in aller Welt verteilt (...). Die Wasserversorgung von Millionen Menschen wurde so finanziell mit äußerst riskanten Finanztransaktionen zum Aufbau des zweitgrößten Medien- und Telekommunikationskonzerns der Welt verknüpft.

Der Einbruch ließ nicht lange auf sich warten, Veolia (damals:Vivendi) hatte sich mit seinen ehrgeizigen Plänen übernommen. Als der Schuldenberg von 34 Milliarden Euro in der internationalen Presse bekannt wurde, brach der Aktienkurs sein. Konzernchef Messier musste seinen Posten verlassen, und eine Bankengruppe rettete das Unternehmen mit Krediten von zunächst einer und dann weiteren drei Milliarden Euro. Veolia/Vivendi verkaufte in der Folge riesige Unternehmensanteile, um sich zu konsolidieren (...).

Auch der Wasserbereich war von den finanziellen Nöten des Konzerns betroffen: So veräußerte Veolia/Vivendi im Juni 2003 die Mehrheit an der Tochter Vivendi Environnement und kündigte einen kompletten Verkauf an. Im Versorgungsbereich entstand so ein neues Unternehmen, das sich von dem schlechten Image seines Mutterkonzerns lösen wollte und sich deswegen einen neuen Namen gab: Veolia Environnement.

Veolia: neuer Name - neues Glück?

 

Veolia ist nun das gemeinsame Dach für den Abfallentsorger Onyx, das Transportunternehmen Connex, den Energieversorger Dalkia und Veolia Water. Jedes dieser Unternehmen hat wieder zahlreiche Tochterfirmen. In Deutschland ist Veolia in Berlin, Gera und Weihwasser/Sachsen im Wassersektor aktiv. In Berlin teilen sich Veolia und RWE einen Anteil von 49 Prozent an den Berliner Wasserbetrieben. Den BerlinerInnen brachte die Privatisierung wenig Freude: mit Beginn des Jahres 2004 wurden die Wasserpreise um 15 Prozent erhöht, der Senat der Stadt Berlin stimmte einem Aussetzen der vertraglich festgelegten Konzessionszahlungen an die öffentliche Kasse zu, 1000 Arbeitsplätze gingen seit der Teilprivatisierung bereits verloren (Donnerstagskreis 2003). Vor allem durch einen niedrigeren Wasserverbrauch blieben dem Konzern die Gewinne aus - die vertraglich festgeschriebene Rendite wird dennoch ausgezahlt und durch die genannten Maßnahmen eingetrieben.

Vivendi/Veolia auf dem globalen Wassermarkt
 


Mit rund 25 Millionen Kunden im Inland ist Veolia zum einen der größte Wasserversorger Frankreichs, zum anderen bezüglich des Umsatzes im Wasserbereich kurz vor Suez/Ondeo die Nummer Eins auch im internationalen Wassergeschäft. Veolia ist in allen Regionen der Welt präsent. Einige Entwicklungen aus dem Jahr 2003 zeigen auf, wie es mit Veolias Engagement auf den Weltmärkten steht:

Im Februar 2003 entscheid sich die Regierung des Staates Paraná/Brasilien gegen eine weitere Beteiligung Veolias, um die öffentliche Kontrolle über ihre Wasserversorgung zurück zu gewinnen. Der Vertrag zwischen dem Staat Paraná und Veolia über eine 40%ige Beteiligung des französischen Konzerns an dem staatlichen Wasserversorgungsunternehmen SANEPAR hatte dem Konzern alle Rechte über Personalplanung, Kredite und Wasserpreise zugesprochen. Entsprechend hatte das von Veolia geführte Konsortium sehr hohe Dividenden zu Lasten von Investitionen in die Infrastruktur und der Wasserpreise vergeben. Im selben Jahr setzte Veolia auch in der Region Catamarca/Argentinien die lokalen Behörden unter Druck und drohte mit einem Rückzug. Grund war Veolias Drängen auf eine Erhöhung der Wasserpreise (...).

Expansion finanziert durch Wasserrechnungen
 

Ebenso wir bei Suez/Ondeo führte auch Veolias riskanter Expansionskurs auf den weltweiten Wassermärkten nicht zu den erhofften Gewinnen. Das Unternehmen trieb nicht nur sich selbst bis an den Rand des Tuins, sondern wälzte seine Schulden auf die Wasserrechnungen vieler Menschen weiltweit ab. Veolia verkündete bereits 2001, dass dem Konzern das Geschäft in einigen Entwicklungsländern nicht mehr lukrativ genug erscheint und richtet nun sein Augenmerk zusehends auf weniger riskante Märkte (...).



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