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Wird unser Wasser
bald schal oder sogar
mikrobiell verschmutzt und trotzdem zu steigenden Preisen
aus dem Wasserhahn kommen?
Entgegen früherer Prognosen ist der durchschnittliche
Wasserverbrauch in Deutschland stetig gesunken. Vor allem
die neuen Bundesländer verzeichnen einen sinkenden Trinkwasserbedarf.
(Das Rohrnetz, das Freiburg mit Trinkwasser versorgt, ist mit
dem letzten großen Ausbau in den 70er Jahren auf prognostizierte
250 l pro Einwohner und Tag ausgelegt worden – jüngsten
Daten zufolge benötigt
der Durchschnittseinwohner
in Freiburg
inzwischen aber unter
100 l pro Tag.)
Geringerer Wasserverbrauch
bei gleicher Rohrnetzlänge führt zu längeren
Aufenthaltszeiten des Wassers im Rohrnetz. Die geringeren
Fliessgeschwindigkeiten ziehen u.U. wiederum technisch-hygienische
Probleme nach sich.
Eine derartige Situation hat Auswirkungen auf den Wasserpreis,
da die Kosten für die Instandhaltung und den Betrieb
des Rohrnetzes gleich bleiben und auf eine geringere Abnahmemenge
verteilt werden müssen – oder die Betriebskosten
steigen sogar, um weiterhin hygienisch einwandfreies Trinkwasser
in die Haushalte liefern zu können.
In seinem Aufsatz „Wasserrohrnetze
im 21. Jahrhundert“ erläutert ROSCHER in der
Märzausgabe
2006 der „wasserwirtschaft-wassertechnik“ (wwt),
S. 43 - 47, die unterschiedlichen Gründe für
den Rückgang des Trinkwasserbedarfs, unter anderem
die demographische Entwicklung – die deutsche Bevölkerung
wird zunehmend älter
und speziell die Neuen Bundesländer haben mit sinkenden
Einwohnerzahlen aufgrund innerdeutscher Bevölkerungsbewegungen
zu kämpfen. Veränderte Lebensgewohnheiten und
technische Entwicklungen im Sanitärbereich, wie z.B.
Wasser sparende Armaturen, oder Waschmaschinen und Geschirrspüler
mit einem geringen spezifischen Wasserverbrauch, tragen
ihren
Teil dazu bei, dass der Wasserverbrauch sinkt. In ländlichen
Gebieten führen Regenwassernutzungsanlagen sowie
die Wiederinbetriebnahme von Hauswasserbrunnen zu geringeren
Wasserabnahmen aus dem Rohrnetz. Trotz gestiegener Wäschemenge
(von 1960 bis 1990 von 277 kg auf 503 kg) stieg der Wasserverbrauch
dadurch nicht, da der Mehraufwand durch die technische
Weiterentwicklung der Waschmaschinen und einer anderen
Beschaffenheit der
Kleidung
wieder ausgeglichen wird. Bisher selten berücksichtigt
wird die Mobilität der Bewohner und ein verändertes
Wasser-Bewusstsein, das zu aktiverem Wassersparen führt.
Unter Mobilität fallen der Auslandsaufenthalt vieler
Bürger
während der kalten Jahreszeit, sowie (Fern)Pendler,
die in den westlichen Nachbarbundesländern arbeiten.
All diese Ursachen haben also
in den letzten 20 Jahren zu einer
Reduzierung der Wasserbedarfswerte, einer Erhöhung
der personenbezogenen Rohrnetzlänge und einer Verringerung
der kilometerbezogenen Wasserabnahme sowie zu geringeren
Fliessgeschwindigkeiten im Rohrnetz und schlussendlich
insgesamt zu ungünstigeren
Betriebsbedingungen für einen Teil der Wasserversorgungsunternehmen
geführt. In Verbindung mit der im 21. Jhd. erforderlichen
Rohrnetzrehabilitation sind daher die Rohrnetze den
gegenwärtigen
und zukünftigen Aufgaben anzupassen.
Leider führte
Prof. ROSCHER in seinem Aufsatz keine Lösungsvorschläge
an. Die z.Z. üblichen Techniken der Wasserversorger
sind bei sanierungsbedürftigen Rohren das Ersetzen
durch Rohre mit geringerem Durchmesser oder – wo
die Rohre nicht sanierungsbedürftig sind und daher
das Ersetzen unrentabel ist – vermehrtes Spülen,
um die Qualität
des Trinkwassers aufrecht zu erhalten. In letzterem
Fall wird
quasi das vom Verbraucher eingesparte Wasser „ungenutzt“ durch
das Rohrnetz gepumpt. Im Zusammenhang mit den Rohrnetzspülungen
wird ferner versucht, sozusagen in einem Aufwasch auch
zielgerichtet die problematischen Strecken in der Kanalisation
zu spülen,
die aufgrund des Wassersparens der Verbraucher mehr
oder weniger „trocken“ fallen.
-ls-
Flatrate für die „Ware Wasser“?
Die zunehmenden Probleme, die einige Wasserversorger
und Abwasserbetriebe auf Grund des zurückgehenden Wasserbedarfs
haben, führen
in Wasserwerkerkreisen dazu, verstärkt über „Gegenstrategien“ nachzudenken.
Dazu gehört der nachfolgend erwähnte
Expansionskurs - also im Umland neue Wasserkunden zu akquirieren,
um die
Anlagen zur Wasserförderung, -aufbereitung und -verteilung
halbwegs auslasten zu können. Darüber hinaus
fordern aber nicht wenige Wasserwerker die Einleitung einer
massiven
Kampagne,
um aktiv dem mittlerweile „überzogenen“ Wassersparbewusstsein
bei der Bevölkerung begegnen zu können. Und erste
Stimmen werden laut, die e-ne Flatrate für den Wasserkonsum
fordern. Angesichts hoher Fixkosten von 70 oder gar 80
Prozent sei das weitere Beharren auf Kubikmeterpreisen
nicht mehr
kostengerecht. Darüber hinaus könne eine Flatrate
den zurückgehenden
Wasserkonsum wieder ankurbeln. Zu derartigen Überlegungen
hat uns die Zuschrift eines pensionierten Wasserwerkers
erreicht: Zunächst wird in der Zuschrift darauf hingewiesen,
dass der zurückgehende Wasserbedarf bei einigen Wasserversorgern „immerhin
den Vorteil“ hatte,
„dass es möglich wurde, bereits
Schadstoff belastete Rohwasserressourcen nicht mehr länger
für die Trinkwasserversorgung heranzuziehen
oder geringer zu beaufschlagen, was für die Konsumenten,
die ansonsten als effiziente Filterstufe oder Senke
vor allem für leicht flüchtige halogenierte
Kohlenwasserstoffe (LHKWs) dienten, durchaus ein schätzenswerter
Vorteil sein dürfte.
Der Bundsverband der Deutschen
Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), der ja gerne
vom Wasserüberschuss
in der BRD schwafelt, hatte diesen Aspekt nie
im Blick. Da er ja ein Wirtschaftsverband
ist, passte ihm das Wassersparen im Grunde nie.
Heute geht es ihm darum, bei sinkendem Bedarf und unter
dem
vermeintlichen
Druck der sogenannten Nebenkostendiskussion,
den Wasserversorgungsunternehmen einen gewissen Freiraum
der Profitsicherung zu erschlie-ßen.
Es handelt sich um nichts anderes als um Marketing,
verbunden mit dem dabei üblichen lässlichen
Umgang mit der Wahrheitspflicht. Der vom BGW angestrebte
und
mit PR-Hilfe
anzuschiebende "Bewusstseinswandel beim
Verbrau-cher" ist
unter anderem auch ein Versuch, Trinkwasser
zu einer Ware wie jede andere zu machen - umd
damit auch die
im Bewusstsein
vieler noch vorhandene Sonderstellung des Wassers
zu schwächen
und in der Folge den weiteren Zugriff von Privaten
auf die öffentliche
Wasserversorgung zu erleichtern.“
Vermutet wird ferner,
dass das ganze Gerede um die Negativeffekte des Wassersparens
im Trink-wassernetz und in der Kanalisation
eben nur Gerede ohne Hand und Fuß sei.
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