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9. Mai 2005

 

 

 

 

 

 

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  Untersuchungen  


WasserInBürgerhand!

 

aus: BBU-Wasser-Rundbrief vom 26.4.2006

„Wasserrohrnetze im 21. Jahrhundert“


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wird unser Wasser bald schal oder sogar mikrobiell verschmutzt und trotzdem zu steigenden Preisen aus dem Wasserhahn kommen? Entgegen früherer Prognosen ist der durchschnittliche Wasserverbrauch in Deutschland stetig gesunken. Vor allem die neuen Bundesländer verzeichnen einen sinkenden Trinkwasserbedarf. (Das Rohrnetz, das Freiburg mit Trinkwasser versorgt, ist mit dem letzten großen Ausbau in den 70er Jahren auf prognostizierte 250 l pro Einwohner und Tag ausgelegt worden – jüngsten Daten zufolge benötigt der Durchschnittseinwohner in Freiburg inzwischen aber unter 100 l pro Tag.)

Geringerer Wasserverbrauch bei gleicher Rohrnetzlänge führt zu längeren Aufenthaltszeiten des Wassers im Rohrnetz. Die geringeren Fliessgeschwindigkeiten ziehen u.U. wiederum technisch-hygienische Probleme nach sich. Eine derartige Situation hat Auswirkungen auf den Wasserpreis, da die Kosten für die Instandhaltung und den Betrieb des Rohrnetzes gleich bleiben und auf eine geringere Abnahmemenge verteilt werden müssen – oder die Betriebskosten steigen sogar, um weiterhin hygienisch einwandfreies Trinkwasser in die Haushalte liefern zu können.

In seinem Aufsatz „Wasserrohrnetze im 21. Jahrhundert“ erläutert ROSCHER in der Märzausgabe 2006 der „wasserwirtschaft-wassertechnik“ (wwt), S. 43 - 47, die unterschiedlichen Gründe für den Rückgang des Trinkwasserbedarfs, unter anderem die demographische Entwicklung – die deutsche Bevölkerung wird zunehmend älter und speziell die Neuen Bundesländer haben mit sinkenden Einwohnerzahlen aufgrund innerdeutscher Bevölkerungsbewegungen zu kämpfen. Veränderte Lebensgewohnheiten und technische Entwicklungen im Sanitärbereich, wie z.B. Wasser sparende Armaturen, oder Waschmaschinen und Geschirrspüler mit einem geringen spezifischen Wasserverbrauch, tragen ihren Teil dazu bei, dass der Wasserverbrauch sinkt. In ländlichen Gebieten führen Regenwassernutzungsanlagen sowie die Wiederinbetriebnahme von Hauswasserbrunnen zu geringeren Wasserabnahmen aus dem Rohrnetz. Trotz gestiegener Wäschemenge (von 1960 bis 1990 von 277 kg auf 503 kg) stieg der Wasserverbrauch dadurch nicht, da der Mehraufwand durch die technische Weiterentwicklung der Waschmaschinen und einer anderen Beschaffenheit der Kleidung wieder ausgeglichen wird. Bisher selten berücksichtigt wird die Mobilität der Bewohner und ein verändertes Wasser-Bewusstsein, das zu aktiverem Wassersparen führt. Unter Mobilität fallen der Auslandsaufenthalt vieler Bürger während der kalten Jahreszeit, sowie (Fern)Pendler, die in den westlichen Nachbarbundesländern arbeiten.

All diese Ursachen haben also in den letzten 20 Jahren zu einer Reduzierung der Wasserbedarfswerte, einer Erhöhung der personenbezogenen Rohrnetzlänge und einer Verringerung der kilometerbezogenen Wasserabnahme sowie zu geringeren Fliessgeschwindigkeiten im Rohrnetz und schlussendlich insgesamt zu ungünstigeren Betriebsbedingungen für einen Teil der Wasserversorgungsunternehmen geführt. In Verbindung mit der im 21. Jhd. erforderlichen Rohrnetzrehabilitation sind daher die Rohrnetze den gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben anzupassen.

Leider führte Prof. ROSCHER in seinem Aufsatz keine Lösungsvorschläge an. Die z.Z. üblichen Techniken der Wasserversorger sind bei sanierungsbedürftigen Rohren das Ersetzen durch Rohre mit geringerem Durchmesser oder – wo die Rohre nicht sanierungsbedürftig sind und daher das Ersetzen unrentabel ist – vermehrtes Spülen, um die Qualität des Trinkwassers aufrecht zu erhalten. In letzterem Fall wird quasi das vom Verbraucher eingesparte Wasser „ungenutzt“ durch das Rohrnetz gepumpt. Im Zusammenhang mit den Rohrnetzspülungen wird ferner versucht, sozusagen in einem Aufwasch auch zielgerichtet die problematischen Strecken in der Kanalisation zu spülen, die aufgrund des Wassersparens der Verbraucher mehr oder weniger „trocken“ fallen.

-ls-

Flatrate für die „Ware Wasser“?

Die zunehmenden Probleme, die einige Wasserversorger und Abwasserbetriebe auf Grund des zurückgehenden Wasserbedarfs haben, führen in Wasserwerkerkreisen dazu, verstärkt über „Gegenstrategien“ nachzudenken.

Dazu gehört der nachfolgend erwähnte Expansionskurs - also im Umland neue Wasserkunden zu akquirieren, um die Anlagen zur Wasserförderung, -aufbereitung und -verteilung halbwegs auslasten zu können. Darüber hinaus fordern aber nicht wenige Wasserwerker die Einleitung einer massiven Kampagne, um aktiv dem mittlerweile „überzogenen“ Wassersparbewusstsein bei der Bevölkerung begegnen zu können. Und erste Stimmen werden laut, die e-ne Flatrate für den Wasserkonsum fordern. Angesichts hoher Fixkosten von 70 oder gar 80 Prozent sei das weitere Beharren auf Kubikmeterpreisen nicht mehr kostengerecht. Darüber hinaus könne eine Flatrate den zurückgehenden Wasserkonsum wieder ankurbeln. Zu derartigen Überlegungen hat uns die Zuschrift eines pensionierten Wasserwerkers erreicht: Zunächst wird in der Zuschrift darauf hingewiesen, dass der zurückgehende Wasserbedarf bei einigen Wasserversorgern „immerhin den Vorteil“ hatte,

„dass es möglich wurde, bereits Schadstoff belastete Rohwasserressourcen nicht mehr länger für die Trinkwasserversorgung heranzuziehen oder geringer zu beaufschlagen, was für die Konsumenten, die ansonsten als effiziente Filterstufe oder Senke vor allem für leicht flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKWs) dienten, durchaus ein schätzenswerter Vorteil sein dürfte.

Der Bundsverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), der ja gerne vom Wasserüberschuss in der BRD schwafelt, hatte diesen Aspekt nie im Blick. Da er ja ein Wirtschaftsverband ist, passte ihm das Wassersparen im Grunde nie. Heute geht es ihm darum, bei sinkendem Bedarf und unter dem vermeintlichen Druck der sogenannten Nebenkostendiskussion, den Wasserversorgungsunternehmen einen gewissen Freiraum der Profitsicherung zu erschlie-ßen. Es handelt sich um nichts anderes als um Marketing, verbunden mit dem dabei üblichen lässlichen Umgang mit der Wahrheitspflicht. Der vom BGW angestrebte und mit PR-Hilfe anzuschiebende "Bewusstseinswandel beim Verbrau-cher" ist unter anderem auch ein Versuch, Trinkwasser zu einer Ware wie jede andere zu machen - umd damit auch die im Bewusstsein vieler noch vorhandene Sonderstellung des Wassers zu schwächen und in der Folge den weiteren Zugriff von Privaten auf die öffentliche Wasserversorgung zu erleichtern.“

Vermutet wird ferner, dass das ganze Gerede um die Negativeffekte des Wassersparens im Trink-wassernetz und in der Kanalisation eben nur Gerede ohne Hand und Fuß sei.

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