aktualisiert:
14. April 2022

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WasserInBürgerhand!

BBU-Wasserrundbrief Nr. 1192, 1.4.2022

 

Den Nitratdurchbruch prognostizieren

 

Unter dem sperrigen Titel „Modellierung der Grund- und Rohwasserbeschaffenheit – BMBF Projekt go-CAM (GROW)“ (S. 14/15) wird im IWW-Journal berichtet, wie ein fortgesetzter Nitrateintrag auf landwirtschaftlichen Nutzflächen das Denitrifikationspotenzial in tieferen Bodenschichten überfordern kann. Es kann dann in Grundwasserbrunnen längerfristig zu einem „Nitratdurchbruch“ kommen. Das IWW hat ein Modell erarbeitet, mit dem die Erschöpfung des Denitrifikationspotenzials simuliert – und damit prognostiziert – werden kann. In das Modell können nicht nur Einträge von Stoffen und deren Abbau bzw. Verdünnung abgebildet werden. Auch die Folgen des Klimawandels auf den Chemismus im Grundwasser können simuliert werden.

Das mehrmals im Jahr erscheinende IWW-Journal (A4, 16 S.) des „IWW Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasser – Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft“ in Mülheim an der Ruhr kann in der Printversion kostenlos abonniert, aber auch heruntergeladen werden – und zwar unter
https://iww-online.de/iww-publikationen/iww-journal/

(Zu früheren Ausgaben des IWW-Journals siehe die RUNDBR. 1032/3, 1004/1, 923/2.)

Das Mysterium des Schrumpfens
der roten Nitratkulisse

 

Die Ausweisung der roten Nitratkulisse treibt sowohl Wasserwerker als auch Landwirte um (s. RUNDBR. 1191/2-3). Die Empörung der Landwirte war groß, als sich bei der Erstausweisung der nitratbelasteten Grundwasserkörper teilweise bis zu 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen tiefrot eingefärbt hatten. Also wurde unter dem Motto „Binnendifferenzierung“ das Verfahren umgestellt. Und siehe da: Die rote Nitratkulisse halbierte sich vielerorts – was wiederum die Wasserwerker – und auch die EU-Kommission - empörte.

Beim nordrhein-westfälischen Erftverband hat man versucht, zu ergründen, ob beim Schrumpfen der roten Nitratkulisse alles mit rechten Dingen zu gegangen ist. In dem Aufsatz „Nitratgebietskulisse gemäß § 13 a Düngeverordnung – eine Bewertung aus wasserwirtschaftlicher Sicht“ in der energie-wasser-praxis 11/2021, S. 70 – 77, hält Dr. Nils Cremer fest, dass eine auf validen Daten beruhende „Binnendifferenzierung“ „zu begrüßen“ sei. Der Mitarbeiter des Erftverbandes kritisiert aber, dass für die „Binnendifferenzierung“ ein zu geringer Teil der eigentlich zu Verfügung stehenden Messstellen herangezogen worden sei. So seien im Bereich des Erftverbandes 85 Prozent der Messstellen – und der dort vorgenommenen Nitratmessungen - unberücksichtigt geblieben.

Zudem kranke die Ausweisung der (geschrumpften) Nitratkulisse in NRW daran, dass beim Einbezug der N-Bilanzüberschüsse nur nivellierende Gemeindemittelwerte – und keine schlagbezogenen – Daten berücksichtigt werden konnten. Das sei auch aus der Sicht ordentlich wirtschaftender Landwirte misslich. Denn damit hätten diese Landwirte „keine Möglichkeit anhand einzelbetrieblicher Nährstoffdaten lokal geringere Bilanzüberschüsse nachzuweisen“. Letztlich kommt der Autor aufgrund der Analyse von weiteren Ungereimtheiten zum Fazit, dass

„die deutliche Verkleinerung der Gebietskulisse (…) dem nach wie vor hohen Handlungsbedarf zur Reduzierung der Nitratbelastung des Grundwassers“

widersprechen würde. Weitere Auskunft zur fragwürdigen Datenbasis bei der Ausweisung der roten Nitratkulisse in NRW bei
Dr. Nils Cremer - Erftverband
50126 B e r g h e i m
E-Mail: nils.cremer@erftverband.de

 


Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet regelmäßig über die Angriffe auf die kommunale Daseinsvorsorge. Interessierte können kostenlose Ansichtsexemplare anfordern.
Clip-Fisch 2

 
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