BBU-Wasserrundbrief Nr. 1225,
5. Dez. 2024
Blau gekleideter Massenprotest gegen Wasserkonzerne in England
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In London haben Anfang November 2024 tausende Menschen gegen die Gewässerverschmutzung durch Mischwasserüberläufe aus maroden Kanalisationen demonstriert. Lt. DLV vom 05.11.24 habe die Umweltorganisation „River Action“ von rund 15.000 TeilnehmerInnen gesprochen Bei ihrem „Marsch für sauberes Wasser“ waren die Protestierenden vielfach in blau gekleidet. Der Zorn der DemonstantInnen richtete sich gegen die privaten Wasser- und Abwasserkonzerne. Diese hätten über Jahrzehnte hinweg die Kanalisationen auf Verschleiß gefahren (s. RUNDBR. 1221/2-4). Die DemonstrantInnen forderten unter anderem eine Reform der zuständigen Regulierungsbehörde Ofwat.
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„Fäkalienkrise“ in England soll
Laboursieg begünstigt haben
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Die chronische Belastung der Küstenmeere rund um England und Wales und der dortigen Flüsse mit hygienisch gefährlichem Fäkalabwasser aus Mischwasserabschlägen hatte in der englischen Bevölkerung schon im Vorfeld der Unterhauswahlen für große Empörung gesorgt. Im Wahlkampf hatten Labour und die britischen Liberaldemokraten die „Fäkalienkrise“ immer wieder als Beispiel genannt, wie die Torys das Land heruntergewirtschaftet hätten – siehe:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ faekalien-in-gewaessern-grossbritanniens-gesundheitsrisiko-und-wahlkampf-thema-19761992.html (€)
WahlbeobachterInnen gehen davon aus, dass die Empörung über die „Fäkalienkrise“ am Rande mit dafür gesorgt haben könnte, dass die Labour-Party bei den Unterhauswahlen am 5. Juli 2024 einen „Erdrutschsieg“ einfahren konnte.
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Elite-Rudern durch menschliche
Fäkalien und Toilettenpapier
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Ein ausführlicher Bericht im Hamburger Abendblatt vom 02.04.24 hatte die Hygienerisiken als Folge der Privatisierung der englischen Wasserwirtschaft auf die Ruderwettbewerbe der britischen Eliteunis auf der Themse thematisiert. Drei Mitglieder der Mannschaft aus Oxford hätten sich bereits während der Trainingsrunden „schwere Magenerkrankungen“ zugezogen. Der Verdacht liege nahe, dass das verseuchte Themsewasser die Ursache gewesen sei: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bootsrennens ruderten durch menschliche Fäkalien und Toilettenpapier.“
Klassenkämpferisch eingestellte Kritiker aus der deutschen Wasserwerker-Szene hatten in Anspielung auf den versnobten Elitestatus der Studis in Oxford gelästert:
„Wenn einem die armen Schweine nicht leid täten, könnte man sagen, dass nun auch für die Upperclass manchmal am Kapitalismus etwas zum Kotzen gereicht.“
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Neuer Umweltminister in London
droht Konzernchefs mit Gefängnis
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Bereits kurz nach dem Wahlsieg im Juli 24 hat der neue britische Umweltminister, Steve Reed, einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der den Chefs der Wasserkonzerne bis zu zwei Jahren Gefängnis an-droht – für den Fall, dass diese die Ermittlungen zur Aufklärung der „Fäkalienkrise“ behindern sollten. Für fehlbare Konzernvorsitzende soll es zudem ein Verbot von Boni geben. Zu einem entsprechenden Bericht in ZEIT-online am 05.09.24 gab es kritische User-Kommentare. Vielfach wurde die Androhung von maximal zwei Jahren Gefängnis bei mangelnder Kooperation mit den Ermittlungsbehörden als viel zu gering angesehen. Angesichts der notorischen Ableitung von Abwässern aus den Mischwasserent-lastungen über Jahre hinweg müssten drastischere Strafen eingeführt werden. Ein User zitierte hierzu § 324 aus dem deutschen Strafgesetzbuch:
(1) „Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt oder sonst dessen Eigenschaften nachteilig verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Handelt der Täter fahrlässig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.“
Alle User-Kommentare unter:
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-09/grossbritannien-abwasser-gesetzesaenderung-haftstrafe
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Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF berichtet
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