Tesla war erst der Anfang: Dreißig weitere große Industrieansiedlungsprojekte hat man bei der brandenburgischen Wirtschaftsförderung in der Pipeline. Nachdem aber schon für Tesla das Wasser knapp war, könnte es bei der Wasserversorgung von weiteren industriellen Großprojekten angesichts des Wassermangels in Brandenburg noch prekärer werden. (Mehr zu TESLA in den RUNDBR: 1185/1 1180/2-3.)
Als Ausweg aus der Wassermangellage wird jetzt eine gigantische Meerwasserentsalzungsanlage an der Ostseeküste diskutiert. Ein von der Märkischen Oder-Zeitung (MOZ) befragter Fachmann für Meerwasserentsaltzungsanlagen schätzt die Kosten für einen Kubikmeter salzfrei gemachten Ostseewassers auf 25 bis 30 Cent. Bei Nordseewasser wären das 60 Cent, weil die Nordsee deutlich salzhaltiger ist als das brackige Ostseewasser. Was aber richtig zu Buche schlagen würde, wäre der Bau einer Pipeline von der Ostseeküste in Richtung Berlin/Brandenburg. Da müsse man mit 200 Mio. Euro kalkulieren. Hinzu kämen die Unterhaltungskosten, um die Hygienestandards für Trinkwasser in der Pipeline gewährleisten zu können.
Aber auch diesbezüglich würde sich eine Alternative anbieten. Statt hochwertigem Trinkwasser könne man für industrielle Zwecke Ostseewasser nach Berlin pumpen, das nur bis zur Brauchwasserqualität aufbereitet werden müsse. Wenn man die Meerwasserentsalzungsanlage bei Lübeck ansiedle, könne man das entsalzte Brauchwasser über die ohnehin notwendigen Schleusungen im 61 km langen Elbe-Lübeck-Kanal bis Lauenburg rückwärts in Richtung Brandenburg pumpen.
„Über ein Netz aus Kanälen und Leitungen könnte das Wasser weiter Richtung Berlin fließen, wo es als Brauchwasser von der Industrie genutzt werden könnte“,
war der Experte in der MOZ vom 18.07.22 zitiert worden. Eine supergroße Anlage an der Ostsee könnte pro Tag 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser liefern – das wäre der Wasserbedarf von Tesla für ein ganzes Jahr. Insofern habe die Meerwasserentsalzung das Potenzial, die eskalierende Wassermangellage in Brandenburg weitgehend zu entschärfen. Und perspektivisch lasse sich die energieintensive Anlage an der Ostsee mit regenerativem Windkraftstrom betreiben, der an der Ostseeküste reichlich zur Verfügung stehe. In der brandenburgischen Landespolitik hat die Idee mit der Meerwasserentsalzung bereits positive Resonanz gefunden.
Auf einer Wasserkonferenz der IHK hatte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) den Bezug von entsalztem Ostseewasser als eine Möglichkeit eingestuft, die man prüfen müsse. Der Kommentar einer Anti-Tesla-Aktivistin:
„Egal wie abgedroschen sich das jetzt anhört: Wenn eine Sache knapp wird, kommt dem Kapitalismus nur die Suche nach neuen Quellen in den Sinn. Jetzt soll es unserer Ostsee an den Kragen gehen, um Berlin-Brandenburg mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Auf Kreislaufwirtschaft, wie man sie zumindest bei neuen Industrieansiedlungsprojekten fordern könnte, wird verzichtet (siehe Tesla). Sparen, Verzicht, so fürchtet die Politik auch unter der Beteiligung der Grünen in Land und Bund, brächte die Gefahr einer ‚Deindustrialisierung Deutschlands‘ und wäre somit des Teufels.“